Atmosphäre nicht aashalten konnten. Die Jungen hingegen,
die sie dort geworfen hatten und die dort
herangewachsen waren, jagten über der Wolkenregion
mit der nelimlichen Leichtigkeit und Ausdauer wie
ihre Eltern in der dichten Luft Englands. *)
Die Constitution ist aber nie in allen Organen
gleich stark. Auch der Kräftigste hat immer irgend
eine schwächere Seite. Oft ist üppiges Wachsthum
mit schwachem Zeugungsvermögen, starke Muskelkraft
mit geringer Schärfe der Sinneswerkzeuge u. s. w.
verbunden. Vermöge dieser Verschiedenheit der Constitution
hat jedes Individuum eine ursprüngliche Anlage
zu besondern Krankheiten.
Das Temperament wird gewöhnlich mehr auf
geistige als auf körperliche Eigenschaften bezogen,
aber mit Unrecht. Die Verschiedenheiten desselben
sind nur mehr hervorstechend auf den höhern als auf
den niedern Stufen des geistigen Lebens. Sie fallen
am meisten beim Menschen in die Augen. Es hat aber
doch selbst jede Pflanze ihr Temperament, das sich
bei ihr in dem verschiedenen Verhalten gegen äussere
Eindrücke, in der Art des Wachsthums und im Grade
der Fruchtbarkeit äussert.
Auch das Temperament ist wie die Constitution
angebohren und Mitursache einer Verschiedenheit der
Anlage zu gewissen Krankheiten. Aeussere Einwirkungen
verändern dasselbe ebenfalls, können es aber
nicht ganz .umwandeln.
*3 F r o r ie p ’s Notizen aus dem Gebiet der Natur- und Heilkunde.
1832. N. 717. S. 198.
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Jede Constitution und jedes Temperament hat
gewisse Gränzen, innerhalb welcher beide immerfort
wechseln. Sie bleiben nicht ganz die nehmlichen im
Alter, die sie in der Jugend waren. Sie sind selbst
wandelbar nach den Jahres- und Tageszeiten, und
nach der Art der physischen und moralischen Eindrücke,
die auf das Individuum wirken.
Man kann in gewisser Hinsicht ein Temperament
der Art wie des Individuums annehmen.. Das träge
Faulthier hat ein anderes als der lebhafte Affe, die
langsame Ente ein anderes als der bewegliche Sperling
u. s. w. *) Dieses Temperament der Art verändert
sich bei veränderten äussern Einwirkungen, doch erst
nach mehrern Generationen, und mit der Abänderung
kann auch, wie die Hausthiere beweisen, der Instinct
eine andere Richtung bekommen.
Mit jeder Constitution und jedem Temperament
eines lebenden Wesens kann zweckmäfsige Selbst-
thätigkeit bestehen, solange sich dieses in einer Sphäre
befindet, wreiche der Constitution und dem Temperament
desselben angemessen ist. Tritt ein Mifsverhält-
nifs zwischen den äussern Einwirkungen und der Beschaffenheit
des Individuums ein, so wird die Zweck-
mäfsigkeit der Selbstthätigkeit beschränkt, wenn sich
nicht das Individuum den äussern Umständen anpaL«..
Diese Accommodation hat aber Gränzen, und da die
Aussen weit in immerwährenden Veränderungen be-
Eine weitere Ausführung dieses Gedankens in Beziehung auf
die Hausthiere enthält ein Aufsatz G a n d o lfi’s in den Opuscoli
scientific'! von Bologna. T. 2. p. 328.