stehen schien. *) Ich habe neuerlich dieses Organ wieder
untersucht und Folgendes daran beobachtet. Die erwähnte
Haut fand ich nicht, wie früher, rund, sondern
halbmondförmig und unmittelbar an den Ring gränzend,
in welchem das Fühlhorn befestigt ist. Unter ihr lag
eine weisse, körnige Materie. Eine Substanz von gleicher
Art bedeckte indefs auch die inwendige Fläche anderer
Theile des Schädels. Der unter ihr liegende Hügel
des Gehirns setzte sich in einen Nerven fort, der mir
zu dem Fühlhorn seiner Seite zu gehen schien. Ob
ein Zweig desselben sich unter ihr verbreite, konnte
ich nicht entdecken. Ich sehe auch jetzt nicht ein,
welche andere Beziehung als auf den Hörsinn die
Haut haben kann.
Die Fühlhörner der Tagschmetterlinge endigen
sich keulenförmig. Die Keulen enthalten nicht, wie
die hintern Glieder der Antennen, Muskeln, die zur
Bewegung der Gelenke dienen, sondern eine, mit einer
häutigen Substanz ausgefüllte und von einer weissen,
halbflüssigen Materie umgebene Höhlung. Bei Papilio
Atalanta fand ich diese Materie aus kleinen runden,
der Farbe nach dem Kalke ähnlichen Theilen bestehend
und mit einem zarten, häutigen Wesen durchweht.
Sie gleicht im Aeussern der Materie, die in den
Hörsäcken der Frösche befindlich ist; nur sind in ihr
die kalkigen Theilchen noch kleiner wie in der letztem.
Es ist hiernach sehr wrohl möglich, dafs die Keulen
der Sitz eines Hörorgans sind.
*) Annalen der Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte
Naturkunde. B. 3. H. 3. ö. 170.
Im 6ten Bande der Biologie, S. 359, habe ich
schon bemerkt, dafs bei den Libellen über der Stirn,
in dem Zwischenraum zwischen den Augen und den
Fühlhörnern, eine mit einer weifslichen Flüssigkeit
angefüllte und an ihrem Gipfel zu beiden Seiten mit
einer dünnen Haut bedeckte Hervorragung liegt, die
ebenfalls zum Hören bestimmt seyn kann.
Bei andern geflügelten Insecten, besonders den
Dipteren, enthält das Innere des Kopfs grofse, mit
zarten Häuten ausgekleidete Höhlungen, die mit der
Empfindung des Schalls in Beziehung stehen können.
Es giebt z. B. bei Tabanus bovinus auf der obern
Seite des Kopfs, zwischen den beiden grofsen Augen,
eine schmale, längliche, hornartige Platte, und auf
dieser, an der Stirn, eine kleine schildförmige Hervorragung.
Unter der letztem fängt eine Höhlung an,
die sich zwischen der innern Seite der Augen, dem
Gehirn und der untern Decke des Kopfs nach unten
fortsetzt und mit einer sehr dünnen, schwärtzlichen,
vielfach gefaltenen und immer trocknen Haut ausgekleidet
ist. Aus der Höhlung steigen, wrenn man den
Kopf unter Wasser öffnet, viele Luftblasen auf. Zu
der Haut schienen mir von der vordem Seite des
Gehirns kleine Nerven zu gehen. Diese letztere Beobachtung
ist jodoch ungewifs. Rosenthal hat die
Haut schon bei Musca carnaria gesehen und sie für
eine Riechhaut gehalten.*) Dies kann sie aber nicht
seyn, da der Raum, worin sie sich befindet, keine
*) R e il’s uud A u te n r ie th ’s Archiv f. d. Physiologie. B. 10.
S. 436.