nicht die unentwickelten Organe eines hohem Sinns
einiger Wirbelthiere, und nicht die sämmtlichen Sinneswerkzeuge
der wirbellosen Thiere. Diejenigen Wirbelthiere,
bei welchen die Werkzeuge eines höhern Sinnes
unentwickelt sind, besitzen den Hauptnerven desselben
entweder gar nicht, oder blos als Rudiment; der Sinnes-
zwreig des fünften Paars ist dagegen oft eben so sehr
als sonst ausgebildet. So verhält es sich im Auge des
Hypochthon (Proteus anguinus) und des Maulwurfs,
und in der Nase der Wallfische. Bei den wirbellosen
Thieren gehen wohl zu den Muskeln höherer Sinnesorgane
besondere Nerven. Aber der eigentliche Sinnesnerve
ist immer nur einfach und oft nur ein Zweig
eines, noch andern Functionen vorstehenden Stamms.*)
Jeder Sinn wirkt mit der Schnelligkeit des Lichts.
Am schnellsten gelangen die Gesicht - und Gehöreindrücke
von den äussern Enden der Sehe- und
Hörnerven zum Sensorium. Die Fortpflanzung derselben
ist jedoch, wie jeder physische Vorgang, an eine
gewisse Zeit gebunden. Daher fliessen, wenn mehrere
Eindrücke schneller auf einander folgen, als diese
Zeit beträgt, alle zu einem einzigen zusammen,
und es läfst sich hiernach die Dauer, unter welcher
jeder einzelne nicht mehr als einzelner empfunden
wird, einigermaafsen bestimmen. So bildet eine um-
*) S trau s CConsiderat. surl’Anat. comp, des anhn. artic. p. 393)
glaubt, beim Maikäfer Anastomosen des Sehenerven mit einigen andern
Hirnnerven gesehen zu haben. Ich beobachtete nie etwas Aehn-
lichesbei einem Insect. Auf jeden Fall geht so wenig beim Maikäfer
als bei allen übrigen wirbellosen Thieren zu dem Auge selber ein
sonstiger Nerve als der Sehenerve.
geschwungene feurige Kohle, oder eine umgedrehete
Scheibe mit einer Oeffnung, hinter welcher ein Licht
steht, einen feurigen Kreis. D’Arcy*) berechnete die
Dauer dieses Eindrucks auf 0, 133". Th. Young**)
giebt sie für Lichteindrücke überhaupt auf 0, 01" bis
0, 5" an. Plateau***) fand sie für umgeschwungene
Papierstreifen von weisser und gelber Farbe 0, 35",
von rother 0, 34" und von blauer 0, 32". j-) Beim
Gehör findet jenes Zusammenfliessen vieler Eindrücke
bei schneller Folge derselben ebenfalls nach S a v a rt’s
Versuchen statt, •{-•{-) wrozu sich dieser metallener Räder
mit Zähnen am Umkreise bediente, welche letztere
beim Umdrehen des Rades an eine Platte schlugen.
Gab Savart einem solchen Rade, das mit einer kleinen
Zahl von Zähnen besetzt w7ar, anfangs einen langsamen
und dann einen immer mehr beschleunigten Umsclrwung,
so konnte er anfangs die Schläge der Zähne gegen die
Platte genau unterscheiden; dann gingen diese Töne
zwar in einander über, doch so, dafs der ganze Ton
ungleichförmig klang; endlich wurde der Ton sehr
rein und sehr stark; die Stärke nahm aber ab und
der Ton verschwand zuletzt ganz, wenn die Geschwindigkeit
der Umdrehung eine gewisse Gränze überschritt.
*) Mém. de 1’Acad. des sc. de Paris. A. 1765. p. 435.
**) A Course of Lectures ou Natural Philosophy. T. I. p. 455.
***) P o g g e n d o r ff’s Annalen der Ph3rsik. 1830. N. 10. S.304.
X) P la te a u schliefst aus seinen Versuchen, dafs der schwächere
Eindruck länger dauere als der stärkere. Dieser, gegen andere organische
Gesetze streitende Satz folgt aber nicht daraus. Was P.
für schwächere und stärkere Eindrücke annimmt, waren Eindrücke
von verschiedener Qualität.
j f ) P o g g e n d o r ff’s Annalen der Ph. 1830. N. 10. S. 290.