Bedeckung keine weitere Eigenschaften als die der
Durchsichtigkeit hat. Damit ein Gegenstand wirklich
gesehen werde, mufs von jedem Punct desselben ein
Strahl auf einen Punct der Netzhaut fallen, und die
getroffenen Puncte müssen gegen einander die nehm-
liche Lage haben wie die ihnen entsprechenden des
Gegenstandes. Dies kann auf eine doppelte Art geschehen.
Es kann entweder die durchsichtige Bedeckung
der Netzhaut so gestaltet seyn, dafs vermittelst derselben
durch Brechung der Lichtstrahlen ein Bild des Gegenstandes
auf der Netzhaut, wie vermittelst einer Linse
auf dem Hintergrund der Camera obscura, erzeugt wird;
oder die Netzhaut kann die Strahlen des Gegenstandes
wie ein Spiegel auffassen, doch mit der Einschränkung,
dafs, vermöge einer gewissen Einrichtung der durchsichtigen
Bedeckung, von jedem Punct des Gegenstandes
nur ein einziger Strahl zu dem, ihm am nächsten liegenden
Punct der Netzhaut gelanget. Die erste Art habe ich
die dioptrische, die zweite die catoptrische genannt.*)
Jene ist die allgemeinere im Thierreiche. Es sehen
nach derselben alle Wirbelthiere und alle wirbellose
Thiere, mit Ausnahme der mehresten Crustaceen und
der geflügelten Insecten im vollkommenen Zustande,
doch auch diese durch ihre einfachen Augen. Das
catoptrische Sehen g ieht blos durch die .zusammengesetzten
Augen der Crustaceen und Insecten. Indefs
sind auch hierbei durchgängig dioptrische Hülfsmittel
angebracht.
Zum dioptrischen Sehen bedarf es einer Linse,
die eine solche Gestalt und eine so starke strahlenbrechende
Kraft hat, dafs sich hinter ihr die gebrochenen
Strahlen nicht in einem zu weiten Abstand
vereinigen; einer Netzhaut, deren auswendige Fläche
so gekrümmt ist, dafs alle, aus einer gewissen Entfernung
von verschiedenen Puncten kommende Strahlenbüschel
nach deren Brechung auf ihr wieder conver-
giren, und einer Einfassung der Linse mit einem Gürtel
von einem dunkeln Pigment, um die, schief auf den
Rand der Linse fallenden Strahlen, die nicht zur Netzhaut
gelangen und dem Sehen hinderlich werden
würden, zu absorbiren. Aus diesen Stücken bestehen
die dioptrischen Augen der wirbellosen Thiere. Sie
sind oft blos eine halbkugel- oder becherförmige,
hohle Erweiterung des vordem Endes des Sehenerven,
in deren, mit einem Gürtel von dunkeim Pigment
umgebenen Höhlung eine Linse eingefügt ist. Bei
manchen Insecten liegt die Linse hinter einem durch-
. sichtigen Fortsatz der Oberhaut, der aber so dünne ist,
dafs er auf die Strahlenbrechung keinen Einflufs haben
kann. Bei andern ist sie unbedeckt. Zwischen ihr und
der Netzhaut giebt es wohl immer einigen, doch nicht
immer wahrnehmbaren Zwischenraum, der oft blos mit
einer wässerigen Flüssigkeit ausgefüllt seyn kann, zuweilen
aber eine in Weingeist erhärtende, durchsichtige
Materie enthält, welche zur Verkürzung des Weges
der Strahlen von der hintern Fläche der Linse zur
Netzhaut dient und dem Glaskörper der Wirbelthiere
zu vergleichen ist.