Matterscheitle ergiefst. Schon M alp ig h i machte hierüber
merkwürdige Erfahrungen, die durch J. Hunt
e r ’s Versuche bestätigt und vermehrt wurden. Jener
fand, dafs nur diejenigen Eier des Seidenschmetter-
lings, die der OefFnung des Sacks vorbeigegangen
waren, sich entwickelten; dafs aber eine Zeit von
wenigstens einer halben Stunde erforderlich war, um
den Sack mit der, zur Befruchtung nothwendigen
Menge Saamens zu füllen, und dafs selbst nach der
Begattung eines Männchens mit einem sterbenden
Weibchen diesem noch reife Eier abgingen. *) Hunter
bestrich unter andern einen Theil der unbefruchteten
Eier eines Weibchens, das nach dem Auskriechen aus
der Puppe eingeschlossen gehalten war, mit der Flüssigkeit
des obigen Sacks eines andern Weibchens,
welches nach der Paarung vor dem Legen geöffnet war.
Die bestrichenen Eier entwickelten sich, nicht aber
die unbestrichenen. Derselbe Erfolg trat ein, wenn
bei diesem Versuch die Eier, statt mit der Flüssigkeit
des Sacks, mit dem Saft aus den Saamengängen eines
Männchens befeuchtet wurden. **)
Gegen diese Erfahrungen läfst sich zwar einwenden:
es sey nicht bewiesen, dafs die Flüssigkeit
des Sacks wirklich der männliche Saamen ist, und ein,
dem Hunter’schen ähnlicher Versuch, den Meinecke
machte, ***) habe einen negativen Erfolg gehabt. Allein
der Sack ist immer vor der Paarung leer, nach der*)
Malpighii.Opp. posthuma. Venet. 1698. p. 57.
_ D Philos. Transact. Y. 1793. p. 138.
***) Der Naturforscher, st; 4. S. 114.
selben angefüllt, *) und er kann seiner Textur nach
kein Absonderungswerkzeug seyn. Ich fand auch bei
•einem, am Tage nach der Paarung geöffneten Maikäferweibchen
die sich in die Scheide öffnende Blase,
die Straus in seiner Anatomie dieses Käfers (p. 300)
die gröfsere Scheidenblase nennet, strotzend voll von
einem weifslichen Saft, welcher sowohl in der Farbe
als in der Form der in ihm enthaltenen organischen
Körper ganz mit dem Saamen des Männchens übereinkam.
M e in e ck e ’s Beobachtung hat als Grund
gegen die Gültigkeit der Erfahrungen H u n t e r ’s
keinen Werth. Er öffnete ein Weibchen der Sphinx
ocellata, das gleich nach der Paarung Eier gelegt
hatte, und bestrich von denen Eiern, die im Ovarium
zurückgeblieben waren, die dem Anschein nach am
meisten entwickelten mit der Flüssigkeit des Sacks.
Der Erfolg war, dafs aus allen den gelegten Eiern,
hingegen aus keinem der künstlich befruchteten, Raupen
entstanden. Die letztem hatten aber vielleicht noch
nicht die völlige Reife, oder es konnte auch von der
Flüssigkeit des Sacks der wirksame Theil schon auf
die Befruchtung der gelegten Eier verwandt seyn.
Bei andern, von Bur dach**) gegen die Resultate
der Versuche M a lp ig h i’s und H u n te r’s gemachten
Einwendungen sind mit dem Saamenbehälter der weiblichen
Schmetterlinge Theile der weiblichen Genitalien
anderer Insecten für gleichartig angenommen, die nichts
H ero ld ’s Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge. Erklärung
der Kupfert. S. VIII.
**) Die Physiologie als Erfahrungswissenschaft. B. 1. S. 472.