Die Trennung ging langsam vor sich. Nach derselben
blieben die Zeugungstheile noch einige Minuten angeschwollen,
und die männlichen Glieder als schraubenförmig
gewundene, ungefähr vier Linien lange Cylinder
am Kopfe herabhängend. Nachdem die Zeugungstheile
sich wieder zurückgezogen hatten, lagen die
Schnecken noch eine längere Zeit in einem Zustand
von Ermattung an einander klebend. Gleich nach ihrer
Trennung untersuchte ich ihre innern Zeugungstheile.
Ich fand aber weder in der Scheide noch im Uterus
eine Spur von männlichem Saamen. Der Uterus war
sehr ausgedehnt, enthielt aber nichts als einen durchsichtigen
farbcnlosen Schleim ohne alle organische
Theile, und auch diesen nur in geringer Menge.
Nur der Ausführungsgang des Hodens strotzte von
Saamen und war voll von den oben (S. 7) beschriebenen
Körpern. In den Säften der übrigen Zeugungstheile
befanden sich blos sehr kleine, bewegungslose
Kügelchen. Die zu den Behältern des Liebespfeils
gehörigen Gefäfse führten an einigen Stellen eine
weisse Materie, waren aber an den meisten farbenlos.
Die Paarung zweier schwartzer Nacktschnecken
beobachtete ich an einem Abend im Anfänge des
Monats August. Beide lagen in einem Gehölz, am
Fufs eines Baums, gekrümmt, mit den Köpfen dicht
an einander. Bei beiden stand der Sack, worin sich
die Ruthe und die Scheide öffnen, wie eine grofse,
aufgetriebene Blase w'eit hervor, und beider Ruthen
schienen in die Scheiden tief eingedrungen zu seyn.
Ein Weiteres konnte ich wegen der eintretenden
Dämmerung nicht erkennen. Ich trug die vereinigten
Thiere in einer Schachtel nach Hause. Sie hatten sich
aber untenveges nach einer halben Stunde getrennt,
und ihre Zeugungstheile wraren jetzt schon wieder
ganz eingezogen. Am folgenden Tage öffnete ich die
eine dieser beiden Schnecken. Ich fand im Saft des
Ausführungsgangs des Hodens eine Menge der, dieser
Flüssigkeit eigenen runden Körper und Fäden, welche
letztere sich zum Theil nach der Vermischung mit
Wasser lebhaft krümmten. Hingegen wrar wieder im
Uterus noch in der Ruthe eine Spur dieses Safts
enthalten. Die Mutterdrüse aber zeigte sich als ganz
aus ziemlich grofsen Kugeln bestehend, die aus kleinern
Bläschen zusammengesetzt waren und das Ansehn von
Eiern hatten.
Man sähe manche Gasteropoden, die sich sonst
paaren, ohne Begattung fruchtbare Eier oder lebendige
Junge gebähren. Die Paludina vivipara erzeugt, ganz
abgesondert von allen andern Individuen ihrer Art,
immerfort lebendige Brut.*) Es ist also gewifs, dafs
Selbstbefruchtung jenen Thieren im Allgemeinen zur
Fortpflanzung genügt. Indefs auf der andern Seite ist
es doch unerklärbar, warum bei denen Schnecken, die
Hermaphroditen sind, von dem Ausführungsgang des
traubenförmigen Organs ein Canal zur Ruthe geht,
wenn man nicht annimmt, dafs unter gewissen Um-
*) B- i. S. 131 dieses Werks.
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