tragen dürfte, darin den Antrieb zu ihrem Benehmen
zu suchen, wenn die Tliatsachen sich aus einer andern
Voraussetzung erklären liessen, und wenn nicht die
Bildung ihrer Riechwerkzeuge mit der Annahme einer
solchen Schärfe übereinstimmte. Schon das alltägliche
Factum, dafs die Jagdhunde und andere Raubthiere
dem Wilde nach dem blofsen Geruch der Fufsstapfen
desselben nachgehen, ist ein Beweis dafür. Andere
Beobachtungen führen auf noch auffallendere Folgerungen.
Der Maulwurf schwimmt zuweilen über
Gewässer, um sich auf Inseln anzusiedeln. A. B ru ce
hat darüber Erfahrungen 'bekannt gemacht, die zuverlässig
zu seyn scheinen.*) Was jenen zu solchen
Reisen bewegt und dabei leitet, kann blos der Geruchsinn
seyn, da seine Augen nur zum Uebersehen eines
sehr kleinen Gesichtskreises gebildet sind. Nach Reng-
g e r ’s,**) in Paraguay gemachten Beobachtungen
-wittert das Hornvieh oft fünf bis zehn Stunden weit
das Wasser und geht demselben nach. Im äussersten
Norden von Amerika halten sich, wie Heärne***)
erzählt, während des Winters die männlichen Rehe
westwärts, die Weibchen ostwärts in den Gehölzen auf.
Vom Mai an ziehen jene diesen, diese jenen entgegen.
Im November kehren die erstem nach Westen, die
letztem nach Osten zurück. Was kann sie zu einander
ziehen und leiten als der Geruchsinn? Erwägt man
*) Transact. of the Linnean Society. Yol. III. p. 5.
**) Naturgeschichte der Säugthiere in Paraguay. S. 337.
***) Reise nach dem nördlichen Weltmeer. Uebers. von M. C.
die Gröfse der Riechfortsätze jener Thiere, die enge
Verbindung dieser Organe mit dem ganzen Gehirn,
wovon sie einen Haupttheil ausmachen, und die grofse
Ausdehnung der Flächen, worüber sich die Zweige
derselben ausbreiten, so kann man auch nicht anders
als annehmen, dafs Beschaffenheiten der Atmosphäre,
wofür wir kein Reagentien haben, auf das Gehirn jener
Thiere wirken müssen; dafs die riechbare Welt die ist,
worin sie vorzüglich leben, und dafs die meisten ihrer
Triebe, Affecten und Handlungen im Geruchsinn begründet
sind.
Die Riechfortsätze fehlen dem Gehirn des Menschen
und der Affen. Bei beiden sind sowohl die
eigentlichen Riechnerven als die zu den Riechbeinen
gehenden Zweige des fünften Nervenpaars weit kleiner
als bei allen übrigen Säugthieren, mit Ausnahme der
Wallfische, und dieser Kleinheit entspricht die geringe
Ausbildung ihrer Riechbeine. Ihr Geruchsinn mufs
daher weit unter dem der Säugthiere stehen, die mit
jenen Fortsätzen versehen sind. Diesem Schlufs scheinen
zwar einige angebliche Erfahrungen zu widersprechen.
Man hat von einer ausserordentlichen Schärfe des
Geruchsinns wilder Völker erzählt. Manche von diesen
sollen wie. die Spürhunde andern Menschen und dem
Wilde vermittelst desselben nachgehen. Allein man hat
gewifs hierbei, wie in den obigen Fällen bei den
Vögeln, vom Geruch abgeleitet, was Folge eines
scharfen und geübten Gesichts wrar. Im 2ten Band
der Reise des Prinzen von Wied-Neuwied nach Brasilien
(S. 46 der Ausg. in 8vo) wird von den Botocuden