Bei Helianthus und andern Pflanzen mit Blumen, deren
Eier auf dem Grund der Saamencapsel sitzen, ohne
von einer Saamensäule getragen zu werden, setzt sich
die Substanz des Griffels auf der inwendigen Fläche
der Capsel, bedeckt von einem lockern, markigen
Fortsatz des Zellgewebes des Blumenbodens, bis zum
untern Ende der Capsel fort, wo sie theils in den
Blumenstengel, theils in die Schnur des Eies dringt.
In der Axe des Griffels liegen immer auch Gefäfse.
Diese reichen aber nicht bis zur äussern Fläche des
Stigma und entspringen aus Gefäfsbündeln, welche
in der Axe des Blumenstengels heraufkommen und
theils durch den Saamenboden, theils durch die Wände
des Saamenbehälters in den Griffel gelangen.
Es ist nicht 'wahrscheinlich, dafs bei allen organischen
Wesen jeder weibliche Zeugungsstoff eines
männlichen zur Erzeugung bedarf. Wo aber hierzu
Befruchtung nothwendig ist, da ist ein Character der
befruchtenden Materie, dafs sie organische Bläschen
enthält, die gewöhnlich zu mehrern rundlichen, von
einer Haut umgebenen Massen mit einander verbunden
sind. Bei den phanerogamischen Pflanzen bilden diese
Massen, ohne in einer Flüssigkeit enthalten zu seyn,
den S a a me n s t a u b (Pollen). Bei den Thieren
schwimmen sie in einer Flüssigkeit und äussern unter
gewissen Umständen Bewegungen, welche denen der
Infusorien ähnlich sind. Man hat sie deswegen für
Aufgufsthiere gehalten und Saarnenthiere genannt.
Es kann nun zwar wirkliche Aufgufsthiere im männlichen
Zeugungssaft wie in allen übrigen thierischen
Flüssigkeiten geben. Ich fand unter andern im frisch
gelassenen Blut eines Aals eine microscopische Art
von Filarien. Allein die wirklichen Infusorien kommen
in jedem thierischen Saft nur zufällig, hingegen die
sogenannten Saamenthiere im männlichen Saamen aller
Thiere beständig zur Brunstzeit vor. Sie sind nach
meinen Beobachtungen den Kügelchen des vegetabilischen
Pollens analoge Körper, die sich auf der
inwendigen Fläche der Saamengefäfse bilden, bei
den mehresten Thieren die Fasern einer Lage von
höchst zarten Fibern, womit jene Fläche bedeckt ist,
zu Stielen haben, sich oft mit den Stielen, oft auch
ohne dieselben zur Zeit ihrer Reife von dieser Lage
absondern, den eigentlichen befruchtenden Stoff zu
enthalten scheinen, und thier ische Pol lenkügel chen
genannt zu werden verdienen.
Ich erhielt diese Resultate, als ich den männlichen
Saamen von Thieren aus allen Classen zur Zeit der
Paarung in dessen verschiedenen Behältern untersuchte,
und dabei von den niedern Classen zu den hohem
fortging. Am einleuchtendsten sind sie an den organischen
Theilen des Saamens der Schnecken, die
eine ausgezeichnete Gröfse haben. Wenn man diesen
Saft von Lirnax ater oder Helix nemoralis, genommen
aus den Zellen des Eingeweides, worin er abgesondert
wird, mit Stückchen der Zellen unter 300 bis 500 mal
im Durchmesser vergröfsernden Gläsern betrachtet, so
sieht man darin sehr lange, dünne, sich nach der
Vermischung mit Wasser schlangenförmig krümmende
Fäden, und runde Körper, die gleich den Pollen