ob dabei nur die erste der obigen drei Wirkungen
des Nervensystems stattfinde, indem man sie blos von
einem vermehrten Zuflufs des Bluts ableitet, der einen,
vom Vorstellungsvermögen ausgehenden Nerveneinflufs
zur veranlassenden Ursache habe. Es »müssen in der
That aber auch dabei die Nerven unmittelbar auf das
Blut einwirken und dasselbe in einen Zustand vermehrter
Ausdehnung versetzen. Ohne Voraussetzung
dieser Wirkung läfst sich nicht der Turgor erklären,
den alles Lebende in jedem Theil vor dem Todten
voraus hat. Die Masse des Bluts ist im Leichnam noch
die nehmliche wie im lebenden Körper. Der aufhörende
Umtrieb desselben könnte wohl verursachen,
dafs die Theile, woraus es sich zurückzöge, ihren
Turgor verlöhren. Aber die, worin es sich anhäufte,
müfsten dann um so mehr anschwellen. Eine Erhöhung
dieser Turgescenz mufs in jeder Muskelfaser
bei angestrengter Bewegung dem Einflufs des Willens
vorhergehen. Die Vorstellung des Zwecks der Bewegung
veranlafst dieselbe, und der Wille bringt dann
in der Faser den entgegengesetzten Zustand, den der
Verkürzung, hervor. Soviel lehrt die microscopische
Beobachtung jeder zusammengezogenen Muskelfaser,
dafs sie sich der Länge nach zusammenzieht, indem
sie sich in Queerfalten zusammenlegt. Ob sie sich in
den Zwischenräumen dieser Falten um eben soviel
ausdehnt, als sie in der Länge verliehrt, so dafs ihr
Volumen ungeändert bleibt, darüber sind bie bisherigen
Versuche nicht ganz entscheidend. Die meisten der
genauem Erfahrungen sprechen aber für eine Verkleinerung
des Muskels bei der Zusammenziehung nach
allen Dimensionen.^)
Eine Wirkung der Nerven auf die Bewegung und
Mischung des Bluts ist bei allen Absonderungen und
aller Ernährung der festen Theile anzunehmen. Von
dem Einflufs auf den Lauf des Bluts hängt die Quantität,
von dem zweiten, unter welchem die Mischung
desselben steht, die Qualität der Producte dieser
Vorgänge ab. Die letztem sind aber nicht immer der
Herrschaft der Nerven wreiter unterworfen. Zu denselben
gehören: die thierische Wärme, das phosphorische
Licht der lebenden Thiere, und vielleicht auch die
thierische Electricität. Eine unmittelbare Einwirkung
der Nerven auf die thierische Wärme ist durch keine
der bisherigen Erfahrungen über diesen Gegenstand
erwiesen. Sie gestatten keine weitere Folgerung als
die, dafs die Temperatur der Thiere nur insofern von
dem Einflufs des Nervensystems abhängt, als der Blut-
umlaüf, die Mischung des Bluts und das Athemhohlen
darunter stehen. Die Phospliorescenz der lebenden
Thiere geht immer von einer abgesonderten Materie
aus, und dauert in dieser nach der Trennung vom
Körper noch einige Zeit fort. Die Nerven können
nicht weiter auf das Leuchten als dadurch wirken,
*) Die neuesten Versuche hierüber stellte'Mayo (A. a. O.
p. 12) an. Er legte den pulsirenden Ventrikel eines Hundeherzens
in eine mit Wasser gefüllte Glasröhre, und bemerkte bei der Zusammenziehung
und Erweiterung desselben keine Veränderung im
Stande des Wassers. Erman's Versuche, die ein entgegengesetztes
Resultat gaben, scheinen aber mehr Zutrauen zu verdienen. M. vergl.
Biol. B. 5. S. 238. ^