Turgor darin statt.*) Das Blut, das im Wachen dieses
Eingeweide anschwellen macht, mufs also im Schlafe
zu andern Theilen fliessen.
Für die Pflanzen giebt es keinen Gegensatz von
bewufstem und unbewufstem Leben, wohl aber ein
entgegengesetztes Verhalten gegen .die Atmosphäre
beim Einflufs des Lichts und in der Dunkelheit. Sie
hauchen am Tage mehr SauerstofFgas als kohlensaures
Gas, in der Dunkelheit mehr kohlensaures Gas als
SauerstofFgas aus. Mit diesem verschiedenen Athmen
kann ein Gegensatz in der Thätigkeit der vegetabilischen
Organe in Verbindung stehen, der sich in
dem entgegengesetzten Zustand der Blätter und BIu^
men während des Wachens und Schlafs äusserlich zu
erkennen giebt. Diese Theile nehmen zwar dieselbe
Stellung, worin sie bei der Entziehung des Lichts
gerathen, auch am Sonnenlicht bei der Einwirkung
mechanischer und chemischer Reize an, und es giebt
bis jetzt keine Erfahrungen, die beweisen, dafs sie
am Lichte schlafend eben so respiriren, wie andere
Gewächse zur Nachtzeit; im Gegentheil sagt Sennebier:**)
er habe gesehen, dafs die zusammengelegten
gefiederten Blätter der Robinia Pseudacacia unter
Wasser am Sonnenlicht viel SauerstofFgas geliefert
hätten. Allein auf diese Erfahrung ist wohl nicht viel
zu bauen. Sie ist von Sennebier sehr oberflächlich
*3 Pi er quin in der Neuesten med. Chirurg. Journalistik des
Auslandes, herausg. von B eh rend und M o ld en h aw e r . 1830.
H. 9. S. 393.
**) Physiol. végétale. T. IY. p. 819.
erzählt, und es bleibt dabei unentschieden, ob nicht
die Robinie im Wachen eine noch gröfsere Menge
SauerstofFgas als im Schlaf, und in dem letztem Zustande
eine gröfsere Menge kohlensauren Gas als in
dem erstem liefert.
Der Schlaf des Menschen und der Thiere hat
Modificationen, doch beim gesunden Menschen keine
andere, als dafs er oft durch Träume unterbrochen ist,
durch ein ungeregeltes Wirken der Phantasie, wovon
häufig Erinnerung in den wachenden Zustand übergeht.
Man hat vermuthet, jeder Schlaf sey von Träumen
begleitet, deren wir uns nur nach dem Erwachen nicht
immer mehr erinnerten. Wenn man aber unter Träumen
nicht alles Wdrken der productiven Einbildungskraft
versteht, das nicht durch sinnliche Eindrücke
vermittelt ist, so ist diese Meinung unrichtig. Kein
Schlaf erquickt, wobei ununterbrochenes Träumen statt
findet: denn nur dadurch werden im Schlaf die köi'per-
lichen Kräfte wieder gehoben, dafs in ihm die Seele
für den Körper auf eine Art thätig ist, wovon keine
Erinnerung in den wrachenden Zustand übergehen kann.
Eine krankhafte Modification des Schlafs für den
Menschen, aber wohl nicht für die Thiere, ist der
Schlafwandel, eine Art des Schlafs, worin die Empfänglichkeit
für Eindrücke der Sinnenweit nur einseitig
aufgehoben ist und w'elchen Träume begleiten,
die der Wirklichkeit entsprechen. Er tritt beim Menschen
meist nur um die Zeit der Pubertät ein, und
läfst sich oft künstlich durch gewisse Manipulationen
herbeiführen , die auf electromagnetische Art zu wirken