Tode grofse Mischungsveränderungen erlitten hat, die
gröfsern Arterien noch gerauine Zeit mit rothem Blut
angefüllt bleiben. *)
Nachdem die Blutkügelchen sich in den Venen
angesammelt haben, erfolgt in dem Serum, worin sie
liegen, das Nehmliche, was in gelassenem Blute ein-
tritt: die Bildung eines, aus sogenanntem Faserstoff
bestehenden Crassaments, wovon jene Kügelchen ein-
gehüllet werden. Aus diesem entstehen ohne Zweifel
die falschen Polypen, die man häufig in Leichnamen
findet. Es ist aber nicht wahrscheinlich, dafs sich nach
dem Tode, in Folge eines blofsen Durchschwitzens
des Bluts, ausserhalb der Gefäfse noch falsche Membranen
erzeugen können. Todte Gefäfse, die durch
Einspritzen oder durch den Druck einer grofsen Masse
von Flüssigkeit sehr ausgedehnt werden, lassen zwar
Wasser durch ihre Wände fahren, und durch die Gallenblase
dringt die Galle, durch die Hornhaut die wäfsrige
Feuchtigkeit nach dem Tode hervor. Allein es ist nicht
bewiesen, dafs die Blutgefäfse im Leben, wenn eine
Flüssigkeit mit gleicher oder vielleicht noch geringerer
Gewalt wie bei der Injection auf sie wirkt, nicht eben
soviel Wasser als im frischen Leichnam ausschvvitzen
lassen; im Gegentheil das Ausbrechen des Schweisses,
welches doch ohne Zweifel durch Transsudation geschieht,
nach verstärktem Antrieb des Bluts zur äussern
Fläche des Körpers ist ein Grund, ein eben so starkes
Durchschwitzen im Leben als in der ersten Zeit nach
dem Tode, wo die Cohäsion der organischen festen
Theile noch nicht durch Zersetzung geschwächt ist,
*} Erfahrungen hierüber hat YVedemey er (a. a. 0. S. 415)
zusammengestellt.
anzunehmen. Im Leichnam treibt nichts das Blut mit
solcher Gewalt in einzelne Theile, dafs davon ein
Durchgang des Serums durch die Wände der Gefäfse,
solange sie noch ihre Festigkeit haben, verursacht
werden könnte. Was das Durchschwitzen der Galle
durch die Gallenblase und der wäfsrigen Feuchtigkeit
durch die Hornhaut betrifft, so ist dabei zu erwägen,
dafs im Leben allem Durchschwitzen, welches auf den
Flächen innerer Theile vorgeht, immer eine Resorbtioh,
und dem, welches nach aussen geschieht, ein Ersatz
des Austretenden entspricht. Diese Gegenwirkungen
hören mit dem Tode auf, und deswegen können sich
nach demselben Ereignisse einstellen, die nicht im
Leben statt finden, wenn auch der Tonus der Theile
nach dem Tode noch nicht verändert ist. Die Galle
schwitzt aber auch immer dann erst durch, wenn die
Gallenblase schön ihren Tonus zu verliehren anfängt.
Eine andere Veränderung, die sich bei dem Menschen
und den Thieren bald nach dem Tode einfindet,
ist eine Erstarrung aller Muskeln. Diese besteht nicht
in einer Zusammenziehung, sondern in einer blofsen
Steifheit, wobei der Muskel die Dimensionen behält,
die er zur Zeit des Eintritts der Veränderung hatte.
Sie ereignet sich nach Nysten’s*) Erfahrungen bei
allen Wirbelthieren. Dafs auch die Crustaceen, In-
secten und Würmer davon befallen werden, sieht man
an jedem dieser Thiere, das man in Weingeist oder
in kochendem Wasser sterben läfst. Der Körper desselben
wird sehr bald steif und bei den lnsecten oft
mit ausgestreckten Gliedmaafsen, erschlafft aber nachher
wieder, wenn er nicht an der Luft austrocknet. Bei
*) Recherches de Physiol, et de Chimie pathologiquev
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