und welche sie nicht etwa mit sich herumtragen,
besteht in dem Bau eines Nestes für die künftige
Brut. Ein solches verfertigen die Vögel. Die Säug-
thiere machen sich meist nur ein kunstloses Lager
zum Gebähren, welches nachher ihren Jungen zum
ersten Aufenthalt dient. Einige Arten, besonders unter
den Nagetliieren, zu welchen vorzüglich der Bieber
und nächst demselben die Zwergmaus (Mus minutus
Pall.)*) gehören, bereiten sich zwar auch ordentliche
Nester. Diese sind indefs gewöhnlich eben so sehr
oder selbst mehr für ihren eigenen Gebrauch als für
ihre Jungen bestimmt. Die Nester der Vögel sind
immer darauf eingerichtet, die Eier und Jungen in
dem Grade von Wärme, der denselben angemessen ist,
zu erhalten und vor nachtheiligen Einwirkungen zu
schützen. In Beziehung auf den letztem Zweck haben
sie oft einen sehr kunstreichen Bau. Doch wird dieser
in manchen Fällen auch durch andere Nebenzwecke
bestimmt.
Keine der übrigen Wirbelthiere, wohl aber unter
den wirbellosen Thieren- viele Insecten, bauen wirkliche
Nester für ihre Brut. Es zeichnen sich bekanntlich
in Hinsicht auf diesen Punct mehrere Hymenopteren
und besonders die Bienen aus. Alle nesterbauende
wirbellose Thiere weichen aber darin von den hohem
Thieren sehr ab, dafs das Material ihres Genistes
immer Substanzen sind, die sie vermittelst eigener
Secretionsorgane selber erzeugen, und dafs bei ihnen
*) GJoger in den Verhandl. der Kaiserl. Acad. der Naturf.
B. XIV. S. 355. 953.
der Besitz des Zeugungsvermögens den des Vermögens,
Nester als wirkliche Kunstwerke zu verfertigen, in
Einem und demselben Individuum ausschliefst. Diejenigen
Insecten, bei welchen kein solcher Antagonismus
zwischen Functionen statt findet, die auf den
hohem Stufen des Lebens von Einem Individuum
vollzogen werden, bringen zwar ihre Nester nicht
immer durch ganz automatische Handlungen hervor,
doch immer vermittelst Bewegungen, die eben so
sehr automatisch als willkührlich sind. Es bereiten
z. B. mehrere Spinnen aus der Materie ihres Ge-
spinnstes: Säcke, worin sie ihre Eier mit sich herumtragen.
Es bedarf aber zur Entstehung dieser Behälter
nichts weiter, als dafs sie den Saft ihrer
Spinnwerkzeuge zur Zeit des Gebährens auf die Eier
fliessen lassen. Auf solche, meist nur automatische
Weise spinnet auch die Raupe sich ein Gehäuse zum
Behuf ihrer künftigen Verwandlung. Der Saft ihrer
Spinnwerkzeuge häuft sich gegen diese Periode immer
mehr an und nöthigt sie, sich seiner zu entledigen.
Ihr Verfahren bei der Ausleerung desselben
ist zweckmäfsig für ihren künftigen Zustand, doch
weit weniger willkührlich als das der Biene, die das
Material zum Bau ihrer Zellen vor der Anwendung
erst verarbeiten und zubereiten mufs. Einiger Insecten
Brut ist in Nestern von sehr zusammengesetztem Bäu
eingeschlossen, die ganz allein durch Aeusserungen der
Thätigkeit des unbewufsten Lebens gebildet werden.
Dahin gehören die oben (S. 92) erwähnten Capsein,
worin die Nymphen der Schabe eingeschlossen sind,
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