in einerlei Pflanzengattung Arten mit perennirenden
und andere mit abfallenden Blättern. Die sich entlaubenden
Pflanzen verliehren ihre Blätter eben sowohl
um die gewöhnliche Zeit im Gewächshause als
in der freien Luft. Ein Zweig eines Baums mit perennirenden
Blättern, z. B. des Prunus Laurocerasus,
der auf den Stamm eines andern mit abfallenden
Blättern, z. B. des Prunus Padus, gepfropft ist, behält
seine Blätter im Winter, nachdem der andere
sie abgeworfen hat. Manche, selbst zarte Pflanzen,
z. B. Phytolacca icosandra, bleiben belaubt bis zu
der Zeit, wo sie den Cyclus ihrer Vegetation vollendet
haben, wenn sie auch von frühen Nachtfrösten
getroffen werden. Es sind mit der Entblätterung organische
Veränderungen der Blätter und Blattstiele
verbunden, z. B. ein Verholzen der Fasern dieser
Theile. Von solchen Umwandelungen wird aber das
Abfallen der Blätter nur begleitet, nicht verursacht:
denn sie treten auch bei denen Gewächsen ein , die
ihr Laub im Winter behalten. Nicht auf allen Bäumen
vertrocknen die Blätter vor dem Abfallen. Bei manchen
sind sie um die Zeit dieser Veränderung noch saftreich.*)
Die innere Ursache ist von höherer als materieller
Art. Der Cyclus des Wirkens der Vegetabilien
in jedem Jahr trifft mit dem zusammen, in welchem
die äussern Bedingungen des Pflanzenlebens gegen-
*> Mehrere andere, minder wichtige Beobachtungen hierüber
enthält J. A. Murray’s Aufsatz über das Abfallen der Blätter von
den Bäumen in den Nov. Commentar. Soc. scient. Goctting. T.'8,
P. 1. p. 27, und in dessen Opusc. Yol. 1. p. Î05.
wärtig sind und aufhören. Jener wird zwar verändert,
wenn dieser nicht bleibt. Aber jede Pflanze, die im
Winter getrieben wird, beweist, dafs Verrückung der
Perioden des Wachsthums und der Ruhe einen nachtheiligen
Einflufs auf die Gesundheit und das Leben
der Gewächse hat. Deswegen lassen sich die Pflanzn
der kalten Zonen nur noch künstlich in den wärmern
Climaten unterhalten, wo sie nicht eine so lange
winterliche Ruhe wie in ihrem Vaterlande haben.
Die Erscheinungen, die im Herbste dem Winterschlafe
und im Frühjahr dem Wiedererwachen der
Pflanzen vorhergehen, sind auch sehr verschieden von
denen, welche eintreten, wenn diese wrährend ihres
Wachsthums durch Entziehung der Bedingungen desselben
in Unthätigkeit versetzt werden. Dem Gewächs,
welchem Wasser und Wärme entzogen sind, verwelken
und verdorren die Blätter mit den Knospen, und er-
hohlt es sich wieder vor dem gänzlichen Absterben,
so treibt es neue Knospen nicht zuerst aus den
Zwreigen, die meist verlohren gehen, sondern aus
dem Stamm oder der Wurzel. Hingegen beim Abfallen
der Blätter im Herbst sind die Knospen für
das künftige Laub schon gebildet, und im Frühjahr
sind es die äussersten Zweige, die sich zuerst belauben.
Jede Pflanze hat dabei ihre eigenen Gesetze
in Rücksicht auf die Zeit der Entblätterung, der Entwickelung
der Knospen, der Entfaltung derselben und
des Verhältnisses der Zeit der Belaubung gegen die
des Blühens. Die Eichen verliehren spät im Herbste
ihr Laub und treiben spät im Frühjahre neue Blätter.