ihnen dadurch die Nahrung ganz entzogen, wird, oder
sie keine gesunde Speise an den kranken Pflanzen
linden, oder die Atmosphäre von den mephitischen
Ausdünstungen derselben für sie verunreinigt wird.
Umgekehrt gewinnen und verliehren die Pflanzen bei
der Vermehrung und Verminderung der Thiere. Sie
gewinnen, wenn der Boden durch eine gröfsere Menge
verwesender animalischer Substanzen für sie mehr
nährende Kraft erhält; sie verliehren auf der einen
Seite bei der Verminderung der Thiere, indem ihnen
dadurch animalischer Dünger entzogen und bei raanr
chen, in Ermangelung von Insecten, die Befruchtung
aufgehoben wird; auf der andern durch Vermehrung
der th ie r e , denen sie zur Nahrung dienen. Durch
diese Gegensätze sind der Vervielfältigung der Individuen
jeder Art des Thier- und Pflanzenreichs
Schranken gesetzt, und daher kömmt es, dafs Thiere,
die in einem Jahr sehr häufig sind, im folgenden nur
einzeln Vorkommen. So herrschte, als im Jahre 1831
die Flachs- und Leinfelder in mehrern Gegenden
Deutschlands von einer ungeheuren Menge Raupen
der Noctua Gamma verwüstet wurden, unter diesen
Insecten zu derselben Zeit eine Seuche, wodurch so-
viele getödtet wurden, dafs von ungefähr 300 Stück
nur 3 bis 5 die Periode der Verwandlung erreichten.*)
Und so beobachtete Loschge, dafs von 60 Individuen
einer Raupenart, die im Jahre 1783 die Kieferwaldungen
im Nürnbergschen verheerte, die eine Hälfte
starb ohne sich zu verpuppen, die andere sich zwar
verpuppte, aber, angestochen von Schlupfwespen,
keine Schmetterlinge lieferte. *)
Gegen dieses feindliche Wirken der gaüzen Natur
auf jedes Lebende besitzt das letztere jedoch auch
wieder ein Schutzmittel nicht nur in dem Vermögen,
seinen Zustand den äussern Einflüssen anzupassen und
die äussern Einflüsse nach seinem Zustande zu modi-
ficiren, sondern auch in einer Kraft, wodurch nach
wirklichem Erkranken die harmonische Thätigkeit der
Theile wieder hergestellt wird, wenn die Disharmonie
nicht gewisse Gränzen übersteigt. Diese Kraft ist die
nehmliche, die den organischen Körper aus formloser
Materie bildet. Sie wirkt das ganze Leben hindurch
als ernährend in ihm fort und äussert sich als re-
dintegrirend bei Verwundungen, als reproducirend bei
gänzlichem Verlust einzelner Theile. Wüs sie hierbei
thut, geschieht auch durch sie auf abgeänderte Weise
bei allen innern Krankheiten. Jedes innere Leiden des
Körpers hat sein Bestehen durch eine innere Veränderung
der Organisation, und alle Heilung ist Herstellung
der dem gesunden Zustande angemessenen
Form, Textur und Mischung. Die Abweichung von
der Norm beruhet wohl nicht immer auf einem veränderten
gegenseitigen Verhältnifs der organischen
Elementarstoffe. Liebig’s Knallsäure undWöhl e r ’s
Cyansäure haben, bei ganz gleicher Zusammensetzung
und Sättigungscapacität, sehr verschiedene Eigen-
Der Naturforscher. St. 31. S. 50 fg.