den Mollusken ist es schwer zu bestimmen, ob und
wann die Unbeweglichkeit, worin sie nach der Einwirkung
tödtender Einflüsse gerathen, Folge des Todes
ist. Sie ziehen unter solchen Umständen alle Muskeln
so stark und so anhaltend zusammen, dafs keine Reizungen
Reactionen hervorbringen, und bleiben in diesem
Zustande bis zum Anfang der Fäulnifs. Bei den übrigen
Thieren tritt die Erstarrung bald früher bald später
nach dem Tode ein, und ist bei einigen von längerer,
bei andern von kürzerer Dauer. Die Ursachen der Verschiedenheit
liegen in der individuellen Beschaffenheit
des Thiers und in der Verschiedenheit der Einflüsse,
die kurz vor und gleich nach dem Tode auf dasselbe
wirkten. Etwas Näheres läfst sich bisjetzt nicht darüber
bestimmen. Was man in manchen Schliffen darüber
angegeben findet, ist sehr unzuverlässig. Nysten behauptete,
die Leichen von Alter, langen Krankheiten
und Säfteverlust Erschöpfter erstarrten früh, aber nur
in geringem Grade und auf kurze Zeit; bei jungen,
starken und plötzlich verstorbenen Menschen erfolge
die Steifheit später, aber in höherm Grade. Dagegen
fand Ot to die Leichen von Personen, die an der
Asiatischen Cholera, also an einer sehr erschöpfenden
Krankheit gestorben waren, sehr bald und sehr heftig
erstarrt. *) Nach andern Angaben soll bei vom Blitze
Erschlagenen die Steifheit nicht eintreten.**) Grade
das Gegentheil aber beobachtete Mieg an kleinen
Thieren, die er durch einen electrischen Schlag ge-
tödtet hatte.***)
*) R u st’s Magazin f. d. gesammte Heilkunde. B.36. H.2. S.S57.
**) Burdach a. a. O. B. 3. S. 632.
Parva aniinalia percu3sione electrica subito necantur, in qua
Es sind noch zu wenig genaue Beobachtungen
über die Erstarrung der Muskeln im Winterschlaf der
Thiere gemacht, um mit Gewifsheit sagen zu können,
ob diese Steifheit mit der nach dem Tode erfolgenden
gleichartig ist. Soweit sich aus den bisherigen Erfahrungen
schliessen läfst, scheint dies allerdings der Fall
zu seyn. Beide Erscheinungen stehen mit dem Aufhören
des Blutumlaufs und des Einflusses der Nerven,
wodurch die Muskeln in Bewegung gesetzt werden;
in Beziehung. Bei beiden äussert sich noch in den
Muskeln das Wirkungsvermögen derselben, während
die Empfänglichkeit dieser Organe für Reizungen aufgehoben
ist. Die Zusammenziehung der Muskeln im
Leben kann schwerlich eine andere Ursache haben als
ein Gerinnen einer, in ihnen enthaltenen congulabeln
Materie. Während dem Leben steht diese Gerinnung
.überhaupt und besonders der Grad derselben unter der
Herrschaft der Muskelnerven, und sie nimmt immer
in dem einen von zwei einander entgegenwirkenden
Muskeln ab, sobald sie in dem andern zunimmt. Im
Winterschlaf und nach dem Tode erfolgt sie in allen
willkührlichen Muskeln gleichmäfsig und nur in ge-
ringerm Grade. Mit dieser Erklärung harmonirt die
Thatsache, die man an allen Amphibien, Fischen,
Insecten und Crustaceen beobachten kann, dafs diese
Thiere in demselben Augenblick, worin sie in kochendes
Wasser getaucht werden, in eine weit heftigere Erstarrung
als nach jeder andern Todesart gerathen. Die
Hitze kann diese wohl nicht anders als dadurch bere
id mirum esfc, quod eodem etiam momento totum corpus penitus
rigidum reddatur. Mieg in Epist. ad H allerum script. Vol. IV.
P. IV. p. 49.