Die Weinbergschnecken erwachen aus ihrem Winterschlafe
im Frühjahr bei einer Temperatur von ungefähr
12° R. Hierbei zeigt sich der merkwürdige Umstand,
dafs diese Wärme nicht die einzige Ursache des Aufhörens
der Lethargie seyn kann. Denn Schnecken, die
im November, Januar oder April einer trocknen Wärme
von 16° bis 30° Tage und Wochen lang ausgesetzt
werden, kommen doch nicht aus ihrem Hause hervor;
hingegen andere, die in tiefen Höhlen liegen, wo immer
eine Temperatur von nur 8° herrscht, erwachen im
April oder Mai eben so wie die, welche an der freien
Luft sind, ohne bemerkbare äussere Ursache. G a s p a r d
glaubt, die wahre Ursache sey feu c h te Frühlings-
w'ärme. Die Schnecken sind nun zwar höchst empfindlich
gegen Feuchtigkeit. Sobald bei einer Wärme
von 12° Regen sie trifft, verlassen sie ihr Gehäuse
im November wie im April. Allein unter G a sp a rd ’s
eigenen Beobachtungen sind doch mehrere, die beweisen,
dafs auch feuchte Wärme nicht allein es seyn
kann, was diese Thiere aus ihrer scheinbaren Leblosigkeit
wieder zur Thätigkeit aufregt. Er versuchte,
die Zeit des Erwachens durch eine gleichförmige
Temperatur von 8°, durch Ausschliessung von Luft
und Feuchtigkeit zu verzögern. Die erste dieser Einwirkungen
verlängerte blos den Schlaf um höchstens
einige Wochen. Die beiden letztem beschleunigten
vielmehr das Erwachen, als es zu verzögern. Der
Schlaf wurde sogar um acht bis zwölf Monate dadurch
verlängert, dafs die Schnecken beständig in einer
gleichförmigen Wärme von 20° blieben. Gaspard gesteht
auch selber, den Grund nicht angeben zu können,
warum schlafende Schnecken in fest verschlossenen
und mit trockner Luft angefüllten Flaschen sehr schnell
aus ihren Gehäusen hervorkommen.
Alle diese Anomalien lassen sich nur erklären, wenn
man voraussfetzt, dafs der eigentliche Winterschlaf
der Schnecken, als ein Zustand des scheinbaren Aufhörens
der Bewegungen sowohl des bewufsten als des
unbewüfsten Lebens, mit dem Eintritt der Frühlingswärme
aufhört, dafs aber, wenn die Bewegungen des
unbewufsten Lebens auch schon wieder ihren Anfang
genommen haben, das bewufste Leben doch noch
solange unthätig bleiben kann, bis noch andere Reize
als blofse Wärme auf das Thier wirken. Dieser letztere
Zustand mufs mehr gewöhnlicher Schlaf als Erstarrung
seyn. Die Ursachen, wodurch die Schnecke daraus
geweckt wrird, können auf das Leben einen günstigen
oder nachtheiligen Einflufs haben. Zu den erstem
gehört Feuchtigkeit. Die nachtheiligen Einwirkungen
können anfangs wrecken, bei längerer Fortdauer aber
auch einschläfern. Dies ist nicht blofse Vermuthung,
sondern Folge der Thatsache, dafs die Schnecken,
wenn ies ihnen an Nahrung gebricht, erst ausgehen,
um diese zu suchen, dann aber, wenn sie keine finden,
sieh in ihr Gehäuse zurückziehen und darin lange
Zeit bewufstlos bleiben. *) Eben so benehmen sie sich
bei grofser Dürre. Sobald das Erdreich sehr trocken
wird, befestigen sich die Weinbergschnecken vermittelst
Cough Ca- a. O.) sähe eine Helix hortensis ohne Futter
und Wasser fast drei Jahre leben.