vor andern Organen vorzüglich durch die Menge und
Gröfse der Nervenwärzchen auf ihrer obern Seite und
an ihren Rändern, durch die Zartheit ihrer Epidermis
und die lockere Textur ihrer Haut aus. Diese Papillen
sind theils kleinere, kegel- oder fadenförmige, theils
gröfsere, pilz- oder kelchförmige. Die kleinern finden
sich auch am weichen Gaumen. Sie sind, ihre gröfsere
Länge und Weichheit abgerechnet, von ähnlicher
Structur wie die Nervenwärzchen an den Fingerspitzen
und an den übrigen Tastorganen. Sie können also auch
an der Zunge und am Gaumen blos des Getastes
wegen vorhanden seyn. Den pilz- und kelchförmigen
ähnliche Wärzchen giebt es dagegen an keinem Theil,
der blos zum Tasten dienet. Diese lassen sich daher
als blos für den Geschmack bestimmt annehmen. Indefs
sie bestehen in der That aus einfachen Papillen, die
zu einer einzigen Masse mit einander verbunden sind,
auf welcher eine stärkere Schleimabsonderung als auf
der übrigen Oberfläche der Zunge statt zu finden scheint.
Der Geschmack kann also in ihnen nur schärfer als
in den einfachen Wärzchen seyn, in diesen aber auch
nicht ganz fehlen. Die Einwirkung der schmeckbaren
Dinge auf das Geschmacksorgan mufs nun durch die
Wärzchen der Oberfläche desselben extensiv sehr vermehrt
wrerden, Die Papillen haben überdies Aehnlich-
keit mit den Darmzotten und scheinen mit diesen auch
darin übereinzukommen, dafs sie die Flüssigkeiten,
wovon sie berührt wrerden, sehr schnell einsaugen.
Ihr starkes Absorbtionsvermögen mufs auch den intensiven
Einflufs der schmeckbaren Substanzen auf den
Geschmacksinn sehr vermehren. Die Wärzchen sind
aber darum nicht nothwendige Bedingungen des Geschmacks.
Das Nehmliche, wras durch sie erreicht wird,
kann auch durch ähnliche häutige Falten bewirkt
werden, wie im Darm der Amphibien und Fische die
Darmzotten ersetzen, und selbst bei einer ganz glatten
Oberfläche des Geschmacksorgans kann doch das Vermögen
zu schmecken, wenn auch im mindern Grade
als bei einer günstigem Bildung, vorhanden seyn.
Es gehen beim Menschen drei verschiedene Nerven
zur Zunge: der Hypoglossus, der Glossopharyngäus
und der Zungenast des fünften Paars. Der gewöhnlichen,
doch unbewiesenen und unwahrscheinlichen
Meinung nach ist dieser Ast der eigentliche Geschmacksnerve.
Man kann denselben zw'ar- am weitesten nach
der Spitze der Zunge verfolgen. Er steht aber sowohl
mit dem Zungenfleisch- als dem Zungenschlundkopfnerven
in Verbindung, und es ist sehr schwer, vielleicht
gar nicht auszumachen, von welchem der drei
Zungennerven jeder einzelne, zu den Papillen des
Rückens und Randes der Zunge, besonders den pilz-
und kelchförmigen, gehende Zweig herrührt. P a r ry
hat einen Fäll bekannt gemacht, wro von einem Druck
auf den Zungenast des fünften Paars der einen Seite
der Geschmack in der, diesem Nerven angehörigen
Hälfte der Zunge aufgehoben war, das Bewegungsund
Tastvermögen derselben aber nicht gelitten hatte.
Nach einer andern, von Alb in herrührenden Erfahrung
hatte nach Durchschneidung des Zungenfleischnerven