einen zusammengesetztem innern Bau, als man bisher
an ihnen kannte, und manche derselben, so wie einige
jener Cryptogamen, deren Art sich zu vermehren noch
nicht beobachtet war, die Fortpflanzung durch Eier mit
den hohem Thieren gemein. Diese Beobachtungen sind
von hohem Werthe. Aber der, dem wrir sie verdanken,
ist über die Gränzen seines Gebiets hinausgegangen,
indem er aus ihnen auf die Unrichtigkeit der Meinung
von der Entstehung jener Wesen ohne vorhergegangene
Zeugung durch ihnen gleiche Wesen schliessen zu dürfen
glaubte. *) Der mehr oder weniger zusammengesetzte
Bau der Infusorien ist hier nicht von Gewicht. Es ist
nicht begreiflicher, w'ie das höchste unter den lebenden
Wesen, der Mensch, sich aus einem Tropfen Flüssigkeit
bildet, das einem andern, ihm gleichen Wesen
entquillt, als es seyn würde, wrenn dieser Tropfen sich
im Meere erzeugte. Dafs Alles, was organisirt und
lebend ist, auch wieder Organisches und Lebendes
hervorbringt, läfst sich voraussetzen. Allein daraus folgt
nicht, dafs jenes immer auf demselben Wege entstanden
seyn mufs. Und eben so w7enig kann gegen die Meinung
dessen, der hiervon das Gegentheil wwahrscheinlich findet,
dies ein Gegengrund seyn, dafs Ehr enbe rg niemals
eine andere Entstehung der Infusorien als aus Keimen
beobachtete. Wufste er denn immer um den Ursprung
der Keime? Wenn sich ein Thier oder Gewächs ohne
Mitwirkung eines gleichen Wesens erzeugt, so gerinnt
es wohl eben so wenig dann, als auf dem Wege der
Zeugung, gleich zu einem vollständigen organischen
Körper, sondern es bildet sich gewifs auch dann erst
*) Organisation, Systematik und geographisches Verhältuifs der
Infusionsthierchen, von C. G. Ehr enbe rg . S. 79.
ein Keim, woraus es sich stufenweise entwickelt. Woran
ist nun aber der durch spontane Generation entstandene
Keim von dem auf andere Weise entstandenen zu unterscheiden?
Ein Grund, der mir schon vor dreissig Jahren die
Entstehung von Infusorien auf einem andern Wege als
dem der Abstammung von Wesen ihrer Art vorzüglich
zu beweisen schien, und der für mich noch immer
Beweiskraft hat, ist die, nach meinen Beobachtungen
in Einem und demselben Aufgufs oft statt findende
Folge in der Erscheinung von immer mehr zusammengesetzten
Wesen. *) Es bildet sich darin zuerst eine
flocken- oder gallertartige, aus Kügelchen bestehende
Substanz. Aber Alles ist noch in Ruhe. Nach einiger
Zeit findet man jenen Kügelchen ganz gleiche Monaden
neben dieser Substanz in Bewegung. Darauf erscheinen
gröfsere Infusorien, und es folgen auf einander verschiedene
Arten derselben. Man kann annehmen, dafs
die Monaden die Eier der Infusorien sind, und dafs
diese ihre Gestalt verändern. Dann aber müssen die
Eier entwreder in jedem Wasser enthalten seyn, oder
sich in jeder organischen Substanz befinden, oder aus
der Luft in die Aufgüsse gelangen. Gegen die beiden
ersten Voraussetzungen streiten soviele Gründe, dafs
sie sich schwerlich vertheidigen lassen. Fände ftas
Dritte statt, so müfsten, während sich die ersten, in
einer Infusion befindlichen Eier entwickelten, doch
immer wieder neue hinzukommen, und der Aufgufs zu
jeder Zeit Thiere von allen Graden der Entwickelung
enthalten, welches doch nicht der Fall ist,
*) Biologie. B. 3. S. 330 fg.