gehobenen Einflufs der Nerven auf das Blut eintreten,
so können sie mit dem Blutumlauf unmittelbar nichts
gemein haben. Ein zweiter Grund für die Voraussetzung
einer unmittelbaren bewegenden Wirkung der
Nerven auf das Blut läfst sich von den Ströhmungen
dieser Flüssigkeit hernehmen, die man in den Ge-
fäfsen noch bemerkt, nachdem dieselben durch Unterbindungen
isolirt sind und das Herz ausgeschnitten ist.
Es sind aber microscopische Beobachtungen über die
Bewegung des Bluts blos in den Haargefäfsen durchsichtiger
Theile möglich. Was während der Beobachtung
in den Stämmen und gröfsern Zweigen vorgeht,
ist nicht wahrzunehmen. Wenn in den Wänden
der letztem auch nur geringe Zusammenziehungen,
Erweiterungen oder Schwingungen sich ereignen, so
können diese schon hinreichend seyn, das in den
Gefäfsen befindliche Blut in Bewegung zu setzen.
Die Nerven erscheinen also da, wo sie vorhanden
sind, als Vermittler aller Erscheinungen des organischen
Lebens. Indefs, der Anfang der Bildung jedes
organischen Körpers geschieht nicht mit dem Nervensystem.
Die Rudimente des letztem zeigen sich erst,
wenn die Bildung des Körpers schon bis auf eine
gewisse Stufe vorgerückt ist. Den Gewächsen fehlt
dieses System ganz. Die Gegenwart desselben ist also
nur Bedingung des Lebens in der Sinnenwelt, picht
des Pflanzenlebens. Da aber doch bei dem Thier auch
die Organe des unbewufsten Lebens Nerven besitzen,
so nimmt entweder das Leben dieser Organe an dem
Sinnenleben Theil; oder es gehen Eindrücke, die bei
der Pflanze von dem geistigen Princip unmittelbar auf
den Körper wirken, bei dem Thier vom Nervensystem
zu der Zeit aus, wo dieses Princip in der Sinnenw elt
thätig ist. Im letztem Falle würde das Nervensystem
des unbewufsten Lebens von dem geistigen Princip
während des Schlafs in einen Zustand versetzt, worin
es fähig wäre, während des Wachens unangeregt von
diesem Princip auf die Organe des unbewufsten Lebens
so zu wirken, wie es sonst unmittelbar darauf
wirken müfste. Um zu entscheiden, welche dieser
Folgerungen zulässig ist, sind die Nerven des be-
wufsten und unbewufsten Lebens näher unter sich zu
vergleichen.
Je mehr das Thier für das Sinnenleben ausgebildet
ist, desto mehr ist ein eigenes Nervensystem
für dieses und ein eigenes für das unbewufste Leben
in demselben entwickelt. Auf den niedrigsten Stufen der
thierischen Organisation hört entweder die Trennung
zwischen beiden ganz auf, oder das Nervensystem
des unbewufsten Lebens ist so wenig ausgebildet und
es lassen sich so wenig oder nur so dünne Zweige
desselben zu den meisten unwillkürlichen Organen
verfolgen, dafs sich nicht anders schliessen läfst, als:
es müssen die meisten dieser Organe unter dem unmittelbaren
Einflufs des geistigen Princips, wie die
Organe der Pflanzen, stehen. Das Nervensystem des
unbewufsten Lebens ist jedoch nirgends ganz von
dem des bewufsten geschieden. Es gilt also doch
auch die Voraussetzung, dafs das erstere Leben an
dem letztem in gewissem Grade Theil nimmt.
2