An den zusammengesetzten Augen der Insecten
und Crustaceen, auf deren Netzhaut sich, wenn dieselbe
glänzend wäre, von jedem Gegenstände des
Gesichts ein einziges Bild darstellen würde, ist, um
diese D arstellung möglich zu machen, jene Haut nach
aussen gewölbt und mit einer durchsichtigen Platte
(Hornhaut) von gleicher Wölbung bedeckt, die aus
einer grofsen Menge sehr kleiner Abtheilungen mit
undurchsichtigen Rändern besteht. Wenn das Object
dieser Platte nicht zu nahe ist, so gelangt von jedem
The.il der ihr zugekehrten Fläche desselben, welcher
das nehmliche Verhältnifs zu dieser ganzen Fläche wie
jede Abtheilung zur ganzen durchsichtigen Platte hat,
zu der Abtheilung, die demselben am nächsten ist,
und weiter zur Netzhaut ein Büschel paralleler Strahlen.
Die von den übrigen Theilen kommenden Strahlen
fallen auf diese Abtheilung in schiefer Richtung und
stofsen auf die undurchsichtigen Ränder derselben,
ohne zur Netzhaut zu gelangen.
Die Wirkung der blofsen Ränder auf die schiefen
Strahlen kann indefs nur unvollständig seyn. Um diese
ganz von der Netzhaut abzuhalten, sind verschiedene
Einrichtungen von der Natur angebracht. Bei den
beiden anomalen lnsectengattungen Stylops und Xenos
erheben sich die sechseckigen Ränder der Abtheilungen
der zusammengesetzten Augen über diese hinaus als
hervorragende Scheidewände.*) Jede Abtheilung be*)
K irb y , Transact, of the Linn. Society. Vol. XI. p. io2.
findet sich also in dem Hintergrund eines kurzen und
engen Tubus, der nur Strahlen durchlassen kann, die
senkrecht auf die Abtheilung gerichtet sind. Diese
Organisation ist aber nur den beiden erwähnten Gattungen
eigen. Bei den Bienen und den Tagschmet—
terlingen halten lange, grade Haare, die hin und wieder
senkrecht zwischen den Abtheiiungen stehen, einiger-
maafsen, doch nur unvollkommen, die schiefen Strahlen
ab. Mehr ist der obige Zweck durch folgende Einrichtung
erreicht. Der Sehenerve theilt sich vor seinem
Eintritt in das innere Auge in Fasern. Diese vereinigen
sich zu Bündeln, und aus den Bündeln entspringen
eben so viele cylindrische, nach aussen verschmälerte
und sich zugespitzt endigende Fäden als es Abtheilungen
der Hornhaut giebt. Die Fäden dringen diver-
girend durch eine, auf ihrer vordem Fläche mit einem
dicken, undurchsichtigen Pigment bedeckte Siebplatte
und erhalten beim Durchgang durch dieselbe eine
zarte, häutige Scheide, einen Fortsatz der Hirnhaut.
Ihre äussern Enden gehen zur Mitte der hintern Fläche
der Abtheilungen, und werden auf diesem Wege wieder
von einem zweiten undurchsichtigen Pigment umgeben,
welches alle schiefe Strahlen vollkommen absorbirt.
Sie entstehen meist aus den vordem Enden der Bündel
des Sehenerven durch Theilung derselben. Bei Aeshna
forcipata aber fand ich diesen Nerven in mehrere,
ziemlich grofse Zweige getheilt, die parallel mit einander
auf der hintern Fläche der Siebplatte verlaufen,
und aus welchen seitwärts die Fäden für die Abtheilungen
hervorgehen. Das unter der Hornhaut liegende