den hohem Thieren die Pflanzen an. Hingegen die
Wirkung des männlichen Saamens auf das Ei ist bei
den Gewächsen in jeder Rücksicht mittelbar. Die als
Pollen sich darstellende männliche Zeugungsmaterie
dieser Wesen kann erst dann zum Eierstock gelangen,
nachdem der wirksame Theil derselben sich mit der
Feuchtigkeit der Narbe und vielleicht auch bei manchen
Pflanzen mit dem Saft der Nectarien vermischt hat.
Sie mag nun, verbunden mit diesen Flüssigkeiten,
durch die Narbe und den Griffel, oder durch die
Wände des Eierbehältnisses dem Ei zugeführt werden,
so kann sie, wie aus dem erhellet, was im vorigen
Capitel (S. 5) über den Zusammenhang des Eierstocks
mit dem Griffel und der Narbe gesagt ist, nur
durch die Queerwände vieler Zellen zum Ovarium
kommen. Diese Zellen sind zwar bei mehrern Gewächsen
cylindrische Röhren von gröfserer Länge,
als die meisten der übrigen Pflanzentheile enthalten.
Allein sie sind doch immer an ihren beiden Enden
verschlossen, und nie sähe ich eine solche Röhre sich
ununterbrochen von dem Stigma bis in das Ovarium
erstrecken. Zwischen diesen Zellen liegen auch nicht
etwa weite Intercellulargänge, wodurch der Saft des
Pollens einen freien Weg hätte., und es führen keine
Poren zu Höhlungen der Narbe und des Griffels, wie
es auf und in den Blättern giebt.
Anders würde es sich freilich mit der Befruchtung
der Gewächse verhalten, wenn A. B ro g n ia rt’s
Beobachtungen, nach welchen die Pollenkügelchen,
wenn sie eine Zeitlang auf dem Stigma gelegen haben,
einen cylindrischen oder conischen Fortsatz treiben,
der durch die Substanz der Narbe und des Griffels
bis zum Eierstock dringt, *) und in dessen Inhalt,
nach Amici’s Angabe, eine innere Bewegung statt
findet,**) allgemein gültig wären. Einen solchen Fortsatz
findet man allerdings zuweilen, doch bei weitem
nicht bei allen Pflanzen. Mein Bruder sähe ihn bei
einigen Gewachsen, bei andern nicht. Ich traf nichts
davon bei mehrern Blumen'an, die ich sowohl gleich
nach dem Austreten des Pollens aus den Staubbeuteln,
als einige Zeit nachher untersuchte. ***) Die, dem
Stigma anklebendbn Pollenkügelchen derselben waren
durch Zusammenziehung kleiner und undurchsichtiger
geworden, hatten aber ihre Gestalt nicht verändert.
Nur bei den Asclepiadeen und Orchideen ist vielleicht
das Treiben der Fortsätze etwas Beständiges. Wenn
bei Gewächsen, deren Blumenstaub sich der Regel
nach auf der Narbe ausleert, ohne eine andere Gestalt
anzunehmen, eine Veränderung der Form vorkömmt,
so kann diese von einer Ursache herrühren,
die nichts mit der Befruchtung gemein hat. Sähe doch
S c hm id e lf) bei Sempervivum tectorum das Pollen
mehrerer Antheren in Massen verwandelt, welche sich
*) Annales des sc. natur. T. 13. p. 335. T. 34. p. 113. 363.
**) Ebendas. T. 31. p. 339.
***) Die von mir untersuchten Pflanzen waren: Calla palustris,
Hottonia palustris, Pedicularis palustris, Lamium albuin, Lobelia
Erinus, Campanula carpathica, Coreopsis auriculata, Papaver nudi-
caule, Chelidonium majus, Hypericum perforatum, Viola tricolor,
Tropaeolum majus, Oxalis stricta, Agrostemma Githago, Potentilla
formosa.
Icones plant, et anal. part. Ed. 3. Tab. LIII. LIV. p. 310.