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Sobald die Frucht soweit ausgebildet ist, dafs
sie ausserhalb dem mütterlichen Körper, es sey im
Ei oder unabhängig von demselben, zu leben vermag,
wird sie gebohren. Nur bei den Säugthieren ist die
Geburt Aufhören der organischen Verbindung der
Frucht mit der Mutter und zugleich Ausschliessung
des Embryo sowohl aus dem mütterlichen Körper
als aus dem Ei. Die übrigen Thiere werden im Ei
gebohren und müssen sich darin noch erst weiter
ausbilden, ehe sie ein selbstständiges Leben zu führen
im Stande sind.
Es läfst sich fragen: Ob der Impuls zur Geburt
von dem Ei ausgeht; oder ob sie Folge eines, in
einer gewissen Periode eintretenden Wirkens der weiblichen
Geburtstheile ist? Diese Frage ist einerlei mit
der: Ob sich das Saamenkorn von der Mutterpflanze,
oder die Mutterpflanze vom Saamenkorn ablöst? Die
Trennung geschieht von beiden Seiten. Das Ei löst
sich von der Mutter ab, weil es dieser nicht mehr
bedarf, und die Mutter von dem Ei, weil dasselbe
ein selbstständiger Körper geworden ist. Es ist hierbei
ein Vorgang von gleicher Art wie bei dem OefFnen
der Staubbeutel der Pflanzen und dem Austreten des
Pollens aus demselben. Der Saamenstaub schwillt gegen
die Zeit seiner Reife so an, dafs die Staubbeutel ihn
nicht mehr fassen können. Er öffnet aber diese nicht
blos auf mechanische Art, sondern diese müssen sich
mit aus eigenem Antriebe öffnen, um ihn auszulassen.
Mutter und Frucht trennen sich beim Menschen um
die nehmliche Zeit wie sonst auch bei Schwangerschaften
ausserhalb der Höhle des Uterus, und es
treten auch dabei in der gewöhnlichen Periode Wehen
ein, obgleich dabei nicht etwa eine Ausdehnung des
Fruchthalters, die keine weitere Zunahme gestattet,
ihn nöthigt, sich von der Frucht loszureissen.
Die Ausschliessung der Frucht geschieht theils
durch Zusammenziehungen des Uterus, theils durch
Verengerung der Bauchhöhle. Diese wird entweder
blos durch die Bauchmuskeln , oder auch durch fremde
äussere Kräfte bewirkt. Bei den mehresten Thieren
wird der Fetus oder das Ei durch Contractionen sowohl
des Uterus als der Bauchmuskeln ausgetrieben.
Bei denen Fischarten, welchen die Bauchhöhle der
Fruchthalter ist, und bei den Fröschen und Kröten,
die einen dünnhäutigen, keiner bedeutenden Zusammenziehung
fähigen Uterus haben, sind blos die
Bauchmuskeln die Gebährwerkzeuge. Manche Fische
unterstützen die Wirkung dieser Theile durch Drücken
des Bauchs gegen Steine oder gegen den Seegrund.
Bei den Fröschen und Kröten, deren Weibchen während
der Begattung ihre Eier legen, befördert das
Männchen den Abgang derselben dadurch, dafs es
den Bauch des Weibchens bei der Paarung heftig
mit den Vorderfüfsen zusammendrückt, und zugleich
die Eierschnüre aus dem After des letztem mit den
Hinterfüfsen hervorzieht. In diesem Entbindungsgeschäft
zeichnet sich vorzüglich das Männchen des