gewifs, dafs unter den Säugthieren schärfer riechende
Arten als unter den Amphibien sind. Die Fische lassen
sich nicht mit in Vergleichung bringen. Die mehrsten
Handlungen, die man von Anregungen ihres Geruchsinns
abgeleitet hat, können auch Folgen von Einwirkungen
auf den Geschmacksinn seyn. Nur bei ihrer Begattung
mufs, wie ich an einem andern Orte gezeigt habe,*)
dem Geruchsinn eine wichtige Function zukommen.
In Betreff der Amphibien führen alle bisherige
Beobachtungen auf den Schlufs, dafs sie nicht bei
der Wahl ihrer Nahrungsmittel, sondern nur bei der
Paarung durch den Geruch geleitet werden. Die Frösche
verschlingen nicht todte, sondern blos lebende Insecten.
Sie lassen sich aber dahin bringen, auch todte zu verschlucken,
wenn man diese durch Hin- und Herziehen
eines angebundenen Fadens in Bewegung setzt. Es
mufs also das Gesicht seyn, was sie hierbei anregt.
Die Männchen sollen indefs zur Brunstzeit aus der
Ferne durch die Hand angelockt werden, womit man
ein Weibchen berührt hat. Die starke, moschusartige
Ausdünstung mancher Eidechsen und Schlangen scheint
auch ein Mittel zur Aufregung des Begattungstriebs
durch Wirkung auf den Geruchsinn zu seyn.
Den Geruchsinn der Vögel hat man nach unrichtig
gedeuteten Erfahrungen bald zu hoch, bald
zu niedrig gestellt. Man hat fälschlich daraus auf
einen scharfen Geruch der Geier geschlossen, weil
sich bei einem todten Thier sehr bald eine Menge
derselben aus sehr weiter Entfernung einfinden. Diese
*) Zeitschrift für Physiologie. B. 3. S. 13.
Thatsache läfst, nach Audubon’s Beobachtungen,*)
eine andere Erklärung zu. Die Geier leben heerden-
weise, fliegen in weiten, sich vielfach durchkreutzenden
Zügen, entfernt von einander, doch immer einer den
andern im Auge behaltend, und schweben so gemeinschaftlich
über Strecken von mehrern Meilen im Durchmesser.
Sobald einer von ihnen sich auf eine Beute
herabstürzt, folgen ihm die nächsten und, durch diese
angelockt, nach und nach auch die entferntem, um
an dem Mahl Theil zu nehmen. Audubon liefs ein
todtes Schwein in einer Schlucht so verbergen, dafs
kein Vogel dasselbe durch das Gesicht entdecken konnte.
Es fand sich auch kein Geier dabei ein, obgleich
mehrere derselben in der Nähe herumschwärmten,
Hunde sich darum versammelt hatten, und der Geruch
des faulenden Aases sich bis auf 30 Ellen verbreitete.
Hingegen entdeckten die Geier sehr bald durch das
Gesicht ein mit Blättern bedecktes, frisches Ferkel,
von dessen Blut die Erde an der Stelle, wo man es
versteckt hatte, gefärbt war. So sähe auch J. Jo h n so n
Raubvögel aus weiter Entfernung mit dem Winde, also
unter Umständen, wobei der Geruch sie nicht leiten
konnte, einem Cadaver zufliegen,**) und Fab er***)
bemerkt, dafs die Procellaria glacialis, obgleich sie
von Aesern lebt, zu deren Auffinden ihr ein feiner
Geruch sehr behülflich seyn könnte, doch ihre Beute
The Edinb. New. philos. Journal. Oct.— Dec. 1826. p. 172.
The Journal of the Royal Institution of Great Britain.
Nro. 1. p. 192.
***) Ueber das Leben der hochnordischen Vögel. H. 2. S. 300.