dem Bäu ihrer Riechbeine die zahnlosen Säugtliiere *)
und die sämmtlichen Vögel und Amphibien. Alle diese
Thiere ziehen nie, wie die spürenden, eine gröfsere
Menge Luft wie gewöhnlich durch die Nasenlöcher ein,
um schärfer zu riechen. Bei den Vögeln steht es mit
der Beschaffenheit ihres Geruchsinns in Beziehung, dafs
sie soviel wie möglich dem Winde entgegenfliegen.**)
Spürende Thiere finden sich blos unter den Säug-
thieren. Die ersten derselben sind die Raubthiere. Diesen
folgen die Nager, die Beutelthiere und der Igel.
Zwischen ihnen und den witternden stehen die Fledermäuse,
die Affen und der Mensch. Die spürenden
Thiere riechen, wrie schon gesagt ist, schärfer in der
Nähe als in der Ferne. Doch ist darum nicht bei allen
der Geruch nur auf eine kleine Entfernung beschränkt.
Der Eisbär riecht, indem er seinen Kopf erhebt und
die Luft einschnaubt, das Aas eines Wallfisches aus
einer sehr grofsen Weite.***)
Wahrscheinlich steht der Unterschied zwischen
dem Vermögen zu spüren und zu wittern noch mit
andern Verschiedenheiten des Geruchsinns in Verbindung,
zu deren Bestimmung es noch an Erfahrungen
fehlt. Auf jeden Fall geschieht das Riechen bei allen
Landthieren durch ein gemeinschaftliches Wirken der
Riechnerven und der Riechbeinnerven des fünften Paars.
Die letztem können nicht etwa nur zum Behuf der
*) Die Schnabelthiere nach Home’s Beschreibung der Riech-
beine des Ornithorynchus paradoxus und Hystrix, die indefs sehr
mangelhaft ist. Philos. Transact. Y. 1800. p. 434. Y. 1802. p. 78. 354.
Biologie. B. 6. S. 287.
***3 S c o r e sb y Account of the arctic regions etc. Yol. I. p. 517.
Ernährung der Riechhaut oder zur Vermittelung der
darauf vorgehenden Absonderungen vorhanden seyn:
denn bei vielen Säugthieren sind nur sie es, die sich
auf dem untern Riechbein verbreiten, in dessen vielen
und sehr verschlungenen Gängen die Riechhaut vielleicht
eine gröfsere Fläche als auf den obern Riechbeinen
einnimmt. Gegen den Schlufs, der sich aus
dieser Thatsache ergiebt, können keine mangelhafte
pathologische Beobachtungen etwas beweisen. Es sind
Fälle aufgezeichnet, wo bei zerstöhrten Riechnerven
des Menschen der Geruch fehlte; andere, wm er dabei
fortgedauert haben soll,*) und noch andere, wo er
bei Thieren nach Durchschneidung der Nerven des
ersten Paars geblieben, hingegen nach Durchschneidung
der RiechbeinZweige des fünften Paars aufgehoben
zu seyn schien.**) Ein gewisses Riechen ist
ohne Zweifel sowohl allein durch die Nerven des
ersten Paars, als allein durch die eben genannten
Zweige möglich. Aber der Geruch ist gewifs in beiden
Fällen schwächer als im natürlichen Zustande und
von dem natürlichen Geruch sehr verschieden.
*) Biologie. B. 6. S. 265. Rudolph i’s Grundrifs der Physiol.
B. 2. Abtb. 1. S. 115.
**3 Nach M a g en die ’s Versuchen in dessen Journ. de Physiol.
T. IV. p, 169.
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