Diese doppelte Art von Zeugungstheilen und Begattung
ist selbst einer Familie der geflügelten Insecten
eigen. R a th k e ’s anatomische Untersuchungen der
Paarungswerkzeuge der Libellen lehren, dafs die
Weibchen dieser Thiere ebenfalls erst durch gewisse
Organe des Männchens aufgereizt und dann durch
ganz andere Theile befruchtet werden. Das Männchen
hat am vordem Ende des Leibes, auf der untern
Seite des zweiten Bauchrings, eine wirkliche Ruthe
mit IVebenorganen zum Ergreifen und Festhalten der
weiblichen Zeugungsöffnung, und mit einer Eichel,
die bei Libellula aenea von zwei ähnlichen Fäden
umwickelt ist, wie Lyo n n et an der Eichel einiger
Spinnen fand. Die weibliche Scheide öffnet sich auf
die gewöhnliche Art unter dem After nach aussen.
Das Männchen bringt jenes Glied in die Scheide,
und hängt vermittelst desselben längere Zeit mit dem
Weibchen zusammen. Bei dieser Copulation, die man
sonst für die einzige Begattungsart der Libellen hielt,
kann aber nicht die Befruchtung erfolgen, indem die
Ausführungsgänge der Hoden mit der gedachten Ruthe
in keiner Verbindung stehen, sondern am hintern Ende
des Körpers unter dem After ihren Ausgang haben.
Es mufs also dieser ersten Paarung eine zweite folgen,
die wahrscheinlich, wie bei den Spinnen, nur augen-
genblicklich und deswegen noch nicht beobachtet ist. *)
*) H. Kathke de libellarum partibus genitalibus. Vielleicht dienen
auch, wie Kathke (p- 30) vermuthet, die beiden Glieder, die bei
den Männciien der Krebse unter dem Schwänze liegen und mit den
innern ZeuguDgstheilen keinen Zusammenhang haben, zu einer
Paarung ohne Befruchtung, die der Befruchtung vorhergeht.
Bei den übrigen wirbellosen Thieren geschieht
die Befruchtung oft äusserlich, wo wirkliche Trennung
der Geschlechter ist, und es findet bei ihnen meist
Hermaphroditismus mit Selbstbefruchtung statt, wo
innere Befruchtung vorgeht.
Unter diesen Thieren ist Dichogamie bei den
Sepien vorhanden, deren Zeugungstheile denen der
Grätenfische ähnlich sind, und deren Eier nicht anders
als wie die der letztem, nachdem sie schon
gelegt sind, befruchtet werden können.
Die auf dem Bauch kriechenden Mollusken paaren
sich zum Theil wirklich. Allein der innere Vorgang
mufs dabei für diese Thiere von anderer Art als für
die Wirbelthiere und Insecten seyn. Bei vielen von
ihnen gehört derselbe zu den dunkelsten Gegenständen
der Biologie.
Von manchen dieser Mollusken, wrelche getrennten
Geschlechts sind, besitzen Männchen und Weibchen
innere Zeugungstheile, die sich ganz ähnlich sind.
Diese bestehen z. B. bei Cyclostoma elegans in einem
absondernden Organ, das in der Leber liegt und das
ich an einem andern Ort *) das trau b en fö rm ig e
genannt habe; einem Ausführungsgang desselben; einem
Behälter, worin sich der letztere öffnet, und einem
Canal, der von diesem Behälter beim Weibchen unmittelbar,
beim Männchen durch eine weit hervorstehende
Ruthe nach aussen führt. Das traubenformige
Organ ist beim Weibchen kleiner und saftleerer als
Ueber die Zeugungstheile und die Fortpflanzung der Mollusken.
Zeitschrift für Physiol. B. 1. S. 1.