Gesichtsfeld zu überschauen, sondern auch mit einer
nur kleinen Linse ferne Objecte deutlich zu sehen.
Diese braucht bei der Beweglichkeit des Auges nicht
sphärisch zu seyn, um ohne Mitwirkung des ganzen
Theils, an welchem das letztere befestigt ist, von allen
Gegenständen des Gesichtsfelds schärfere Eindrücke
zum innern Auge gelangen zu lassen. Hierbei ist zwar
ein genaueres Sehen nur in der Axe der Linse möglich,
und diese mufs sich nach allen Puncten des Gesichtsfelds
wenden, wenn jeder Theil desselben näher betrachtet
werden soll. Aber die einfachen Augen der
wirbellosen Thiere mit ihren kugelförmigen Linsen
gewähren in dieser Hinsicht keinen gröfsern Vortheil,
da von mehrern verschiedenen Eindrücken doch immer
nur Einer deutlich empfunden wird.
Zum Behuf dieser Beweglichkeit des Auges ist
dasselbe bei allen Wirbelthieren eine, mit den umliegenden
Theilen nur lose zusammenhängende, von einer
fibrösen, elastischen Haut, der Sclerotica, gebildete
Kapsel, die vorne von der durchsichtigen Hornhaut,
im Hintergründe von der Ausbreitung des Sehenerven,
der Netzhaut, und hinter dieser von einer Gefäfshaut,
der Choroidea, bedeckt ist, zwischen der Hornhaut
und Netzhaut eine wässerige Flüssigkeit, eine Linse
und einen Glaskörper hat, und in der Regel von
vier graden und zwei schiefen Muskeln bewegt wird.
Vermittelst der graden Muskeln wird die Axe des
Auges nach allen Seiten gerichtet. Die beiden schiefen
ertheilen derselben, wenn sie das ganze Gesichtsfeld
schnell zu durchlaufen hat, eine rotirende Bewegung.
Weniger allgemein ist ein Muskel (M. bulbosus), wodurch
bei einigen Wirbelthieren der Augapfel zurückgezogen
wird. Etwas Aehnliches von diesen Muskeln
giebt es nicht bei den wirbellosen Thieren. Das Auge
derer Schneckenarten, bei welchen sich dasselbe an
den Spitzen beweglicher Fühlhörner befindet, hat zwar
vermittelst dieser eine Beweglichkeit nach allen Seiten,
aber nur vermittelst dieser, nicht durch eigene Muskeln.
Die Insecten können das ihrige blos vermittelst des
ganzen Kopfs nach verschiedenen Seiten wenden. Die
Daphnien haben, nach S trau s, vier Muskeln an je dem
Auge.*) Dieses wird aber dadurch blos zurückgezogen.
Mit diesem Vorzug sind dem Auge der Wirbel-
thiere noch andere Vollkommenheiten gegeben, welche
dem der niedern Thiere abgehen. Das letztere kann
nur bei einem bestimmten Grade des Lichts wirken.
Die am Tageslichte schwärmenden Insecten sehen nicht
im Dämmerlichte, und umgekehrt die, w7 eiche bei
schwachem Licht in Thätigkeit sind, gar nicht oder
nur schwach bei Tage. Den Wirbelthieren ist die,
nach dem verschiedenen Grade des Lichts der Zusammenziehung
und Ausdehnung fähige Iris das Organ,
wodurch ihr Auge diesem Grade angepafst wird. Die
Beweglichkeit derselben richtet sich nach dem Medium,
worin die Thiere leben, und nach der Stufe der Organisation,
w'orauf diese stehen. Sie ist gering oder
gar nicht vorhanden bei den Fischen, deren Medium
immer weit schwächer als die Luft erhellet ist, am