breitete, die Richtungen der Schwingungen unmittelbar
empfunden werden, aber nicht durch einen solchen,
wie alle Thiere wirklich besitzen.
Diese Richtungen lassen sich nicht gradezu empfinden,
sondern nur aus den verschiedenen Abänderungen,
die der Schall dabei erleidet, beurtheilen.
Jeder, durch die Luft fortgepflanzte Ton spricht auf
andere Art an, wenn er bei seinem Fortgange auf andere
Art gebrochen wird. Durch solche Abänderungen der
Brechungen des Schalls in den Sprachwerkzeugen
werden die verschiedenen articulirten Töne hervorgebracht,
und solche erleidet er auch in den Höhlungen
des äussern Ohrs. Der Ton, der dieses von hinten
oder von oben trifft, hat eine andere Articulation als
der, welcher zu demselben von vorn oder von hinten
kömmt. Die Kunst des Bauchredens besteht in der
Nachahmung dieser verchiedenen Articulationen. Beim
Menschen w7erden die von der Seite kommenden Töne
vorzüglich von der Ohrmuschel, die vordem vom hintern
Stück der Gegenleiste, die hintern meist vom
vordem Ende der Leiste und vom Tragus, die untern
vom obern Stück der Leiste und Gegenleiste aufgefangen.
Die von unten auffallenden Schwingungen
gelangen zum Theil erst aus der kahnförmigen Grube
durch die ungenannte Grube und die Ohrmuschel,
hingegen die, welche von der Seite eindringen, gleich
aus der Hörmuschel in den Gehörgang.
Die Thierarten, denen das äussere Ohr ganz fehlt,
können die Richtung des Schalls nur in soweit bemerken,
als dieselbe sich aus dem verschiedenen Eindruck
auf eines der beiden Ohren abnehmen läfst.
Sie Nyerden daher durch hörbare Eindrücke weniger
unmittelbar bei ihren Handlungen geleitet, als die,
welche mit einem äussern Ohr versehen sind, und nur
dadurch aufgeregt, den Gegenstand, welcher den Schall
verursachte, vermittelst ihrer übrigen Sinne aufzusuchen.
Die Organe dieser Sinne, besonders die Augen, haben
deswegen bei ihnen meist eine andere Stellung und
Beweglichkeit als bei denen Thieren, die eirl äusseres
Ohr besitzen. Die Augen liegen bei ihnen in der Regel
so, dafs das Gesichtsfeld derselben sich weiter nach
hinten als bei den letztem erstreckt, und manche können
das eine nach einer andern Richtung als das andere bewegen.
Die Rochen und Haien besitzen eigene Sinneswerkzeuge,
wodurch sie jede Erschütterung ihres Mediums
nicht nur überhaupt, sondern auch in Betreff der
Richtung derselben empfinden, und vielen andern
Thieren dienen hierzu die Fühlfäden und Fühlhörner.
Jene Abwesenheit eines äussern Ohrs findet auch
bei einigen Säugthieren, z. B. dem Maulw urf und den
Wallfischen statt. Die Richtung des Schalls kann auch
für diese nicht so leicht wie für die übrigen erkennbar
seyn. Kerner erzählt zw7ar: man habe einen Maulwmrf
in einem flachen, mit Erde angefülltem Gefafs vollkommen
in seinem Gange leiten können, indem man
von der einen oder andern Seite auf einem musikalischen
Instrument einen Ton angab.*) Dies wäre
*) B e il’s und A u te n r ie th ’s Archiv f. d. Physiol. B. 9. S. 363.