gestorben war. Bei der Leichenöffnung fand sich das
Gehirn dem äussern Anscheine nach nicht anders
verändert, als man es bei den verschiedensten Geisteskrankheiten
findet. Der Schädel war sehr verdickt.
Die harte Hirnhaut hing sehr fest mit demselben zusammen.
Die sämmtlichen Hirngefäfse strotzten von
Blut. Die Basilararterie enthielt an mehrern Stellen
kleine, weifsliche, harte Concretionen. Die Hirnventrikel
waren von Wasser ausgedehnt, und die beiden Zugänge
von den Seitenventrikeln zur dritten Hirnhöhle sehr
erweitert. Wichtigere Aufschlüsse gab mir die microscopische
Untersuchung der Textur dieses Gehirns.
Bei gesunden Menschen zeigen sich die Hirnfasern
als Reihen von Kügelchen, die an einigen Stellen
parallel neben einander liegen, an andern unter sich
verschlungen sind, und oft ziemlich weit ununterbrochen
fortgehen. Hier fand ich allenthalben, sowohl
in der Rindensubstanz als im Mark, nur Fragmente
solcher Reihen. Nirgends sähe ich mehr als zwei bis
drei Kügelchen mit einander Zusammenhängen. Aehn-
liche Veränderungen der innersten Textur des Gehirns
sind gewifs bei jeder, aus innern Ursachen
entstandenen organischen Krankheit dieses Eingew eides
vorhanden. Da sich nicht bestimmen läfst, wie weit
sie sich erstrecken und in welchen Krankheiten sie
vorzüglich statt finden, so sind auch alle Schlüsse
und Beobachtungen über die Verbindung gewisser
Geisteskrankheiten mit organischen Fehlern des Gehirns,
die man nur dem Aeussern nach erkannt hatte,
ganz unzuverlässig.
Die einzigen Thatsachen, woraus sich weitere
Folgerungen in Hinsicht auf unsern Gegenstand mit
Sicherheit ziehen lassen, sind die, welche die vergleichende
Hirnlehre liefert. Ich glaube, folgende
Sätze aus Gründen dieser Lehre ableiten zu können.
Die höhere Organisation des menschlichen Gehirns
ist gebildet für Ideen, die sich auf die sichtbare
und hörbare Natur beziehen. Die Delphine haben nur
Rudimente von Riechnerven, keine besondere Tastwerkzeuge,
eine Zunge, die nicht zum feinem Schmecken
organisirt ist, und einen nicht viel ausgebildeteren
Apparat von Werkzeugen der willkührlichen Bewegung
als die Fische. Und doch stehen sie nächst den Affen
dem Menschen im Baue des Gehirns näher als die
übrigen Thiere. Nur die Organe des Gesichts unä
Gehörs sind bei ihnen in dem Grade ausgebildet, dafs
sie ihnen mannichfaltige Empfindungen verschaffen
können. Aber die Schärfe dieser Sinne mufs doch
nach dem Bau ihtes Auges und Ohrs bei ihnen weit
geringer als bei manchem andern Thiere seyn, die
ein weniger ausgebildetes Gehirn als sie besitzen. Der
höhere Bau dieses Eingeweides kann also nicht für
die Empf indungen, sondern mufs für die Vor stel
lungen von sichtbaren und hörbaren Eindrücken
vorhanden seyn.
Diese und überhaupt alle Vorstellungen werden
durch das grofse Gehirn vermittelt: denn nur solange
dasselbe vorhanden ist, äussert das Thier noch Zeichen