zugsweise in einem Leiden eines einzelnen Theils
ausdrücken, Avenn der Theil vorher schon in einem
gewissen Grade von Disharmonie mit dem Ganzen
gestanden hat. Diese Disharmonie ist bei den mehre-
sten Krankheiten entweder schon gleich anfangs zugegen,
oder stellt sich im Verlaufe derselben ein,
weil bei keinem lebenden Wesen das Einzelne dem
Ganzen absolut untergeordnet ist. Da selbst nicht alle
einzelne Theile des Nervensystems ganz abhängig von
dem ganzen System sind, sondern einen gewissen Grad
von Selbstständigkeit haben, so können auch in diesem
System, das der Sitz der nächsten Ursache aller
Krankheiten ist, Disharmonien eintreten.
Eine Hauptquelle der Krankheiten bei den Thieren
sind krankhafte Reizungen der Nerven des sympathischen
System. Diese wirken immer zunächst auf die
Blutgefäfse und das Blut des Theils, worin sich die
gereizten Nerven verbreiten, und, ist derselbe ein Absonderungswerkzeug,
auf dessen Producte. Die häufigste
Krankheitsform, die sie beim Menschen und den
warmblütigen Thieren zur Folge haben, ist, wenn sie
sich über das ganze System der Blutgefäfse ausbreiten,
Fieber, oder, wenn sie local bleiben, Entzündung und
veränderte Thätigkeit einzelner Secretionsorgane. Bei
dem Fieber nimmt, wegen der Verbindung des Blutumlaufs
mit dem Athemhohlen, immer auch dieses
an der Krankheit Theil, und es entsteht vermehrte
organische Wärmei Da diese Krankheiten von dem
sympathischen System ausgehen, so kommen sie in
höherm Grade nur da vor, avo dasselbe eine höhere
Stufe der Ausbildung hat, also nur bei dem Menschen
und den Avarmblütigen Thieren. Es hält selbst schon
bei den Amphibien schwer, heftige und dauernde
Entzündung hervorzubringen. Von den Krankheiten der
Pflanzen läfst sich keine mit Fieber und Entzündung
anders als gezwungen vergleichen.
Entzündung ist Ursache oder Symptom der meh-
resten Krankheiten des Menschen und der höhern
Thiere, aber eine der dunkelsten pathologischen Erscheinungen.
Die folgenden Bemerkungen über diesen
Vorgang werden vielleicht Einiges zur Aufklärung des
Wesens desselben beitragen.
Wenn man durchsichtige, Blut enthaltende Theile
lebender Thiere unter dem Microscop betrachtet, so
sieht man blofs das Fliessen der Blutkügelchen. Was
dabei in dem Serum vorgeht, worin die Kügelchen
schAvimmen, läfst sich nicht wahrnehmen, weil dasselbe
eine ganz einförmige, durchsichtige Materie ist.
Die Kügelchen gehen aus den letzten Enden der Arterien
in die Wurzeln der Venen über. Ein Theil des
Serums aber kann einen andern Weg nehmen, auf
dem es sich nicht verfolgen läfst. Sieht man doch
einzelne Blutkügelchen zuweilen von ihrer Strafse ablenken
und seitwärts ins Zellgewebe dringen. Diese,
sagt man, bahnen sich einen neuen Weg. Allein welchen
Grund hat man, dies anzunehmen und nicht
vorauszusetzen, dafs sie einen schon offenen Canal
finden, Avorin vorher blofses Serum flofs? Soviel ist
gewifs, dafs die organischen Elemente aller festen
Theile der Wirbelthiere einen weit kleinern Durch