bestimmte Grad von Spannung und die anhaltende,
unveränderte Zusammenziehung, die der Wille bewirkt
hervorbringen.
Das Gebiet des bewufsten und unbewufsten Lebens
ist ursprünglich beim Menschen und den hohem Thieren
für die meisten Organe in soweit ganz von einander
geschieden, dafs zwar einige derselben vom Willen
beherrscht werden, dafs aber ihr gewöhnliches Wirken
ohne dessen Einwirkung geschieht. Das Athemhohlen
geht zwar ohne Bewmfstseyn vor sich, und doch hat
der Wille Einflufs darauf. Aber dieser Einflufs ist nur
auf Beschleunigung oder Verminderung der zur Respiration
dienenden Bewegungen beschränkt. Das gewöhnliche
Athemhohlen erfolgt ohne sein Zuthun.
Ueber die Absonderung der Galle, des pancreatischen
Safts u. s. w. ist ihm alle Herrschaft benommen. Es
scheint individuelle Verschiedenheiten im Gebiet der
automatischen Bew egungen zu geben, worauf er wirken
kann. *) Doch war schwerlich sein Einflufs ein unmittelBiologie,
B. 5.' S. 350. Zu den liier citirten Beispielen von
Menschen, die sich willkührlich in eine Art von Scheintod versetzen
konnten, gehört noch ein Fall, den J. R e id , (Essays on hypo-
chondriacal and other nervous affeetions. London. 1316) von einem
Manne berichtet, der Athemhohlen, Herzschlag und Puls so ganz
aussetzen konnte, dafs er völlig einem Todten glich. Diesen Versuch
machte der Mann sehr gern; er verursachte ihm auch keine unangenehme
Gefühle, kostete ihm aber endlich das Leben, indem er
einige Stunden nach demselben starb, ohne dafs man eine andere
Ursache entdecken konnte. — R e g n ie r de G raaf (Opp. omn. p. 16)
hat einen Fall von willkührlichem Bewegungsvermögen der Tunica
dartos des Scrotum, „qua mediante” (homo quidam) „scrotum pro
„lubitu attrahebat atque motum in illo, peristaltico intestinorum non
„absimilem, quotiescunque id desideraremus excitabat.“ An einer
barer bei denen Menschen, wovon man erzählt, dafs
sie willkührlich das Herz zu bewegen schienen. Auf
die Organe des unbewmfsten Lebens wirken Vorstellungen,
Triebe, AfFecten und Leidenschaften ein, und
dadurch, dafs der Wille diese hervorzubringen vermag,
kann er mittelbar in gewissem Grade auch Erregungen
in jenen Organen verursachen.
Der Ausdehnung des Gebiets des unbewufsten
Lebens gemäfs verhält sich die Verbreitung des sympathischen
Nerven bei dem Menschen und den höhern
Thieren. Er hat mit den meisten aller übrigen Nerven
Verbindungen, weil die Wirkungen, denen er vorsteht,
nach den Vorgängen im bewufsten Leben geregelt
werden müssen. Es läfst sich aber kein Organ der
willkührlichen Bewegung aufweisen, dafs durch ihn
vom Willen in Thätigkeit gesetzt würde. Zwar gehen
Zweige von ihm zum Zwerchfell, zu den Intercostal-
muskeln, zum langen Halsmuskel und zum vordem
gröfsern Paar der graden Kopfmuskeln. Aber alle diese
Muskeln dienen zum Athemhohlen. Das Zwerchfell und
die Intercostalmuskeln sind die Hauptwerkzeuge dabei.
Die langen Halsmuskeln und die zuletzt genannten
Muskeln sind ebenfalls dabei thätig, indem die erstem
andern-Stelle (p. 18) sagt er: dafs es, nack B a r th o lin ’s Zeugnifs,
Menschen giebt, welche die Hoden durch den Cremaster willkührlich
zurückziehen und wieder herablassen können. — E. H. W eb e r erzählt
in seinem Programm Additamenta ad E. H. Weberi tractatum
de motu iridis (Lips. 1823): er habe an sich selber das Vermögen
entdeckt, die Pupille des einen, auf Ein und denselben Gegenstand
gerichteten Auges, während das andere geschlossen sey, durch blofse
Willkühr so erweitern und verengern zu können, dafs ihm der Gegenstand
bald deutlich, bald undeutlich erscheine.