Jenes Gehirn der wirbellosen Thiere ist besonders
für die Augen, Fühlhörner und Palpen bestimmt Sie
leben also vorzüglich in der sichtbaren und tastbaren
Welt, die aber nach der Structur ihrer Gesichts- und
Tastwerkzeuge für sie nur sehr beschränkt seyn kann.
Bei den articulirten Gattungen dieser Thiere giebt es
an jenem Gehirn sonstige Nerven nur für die Frefs-
werkzeuge. Zu ihrem Nahrungscanal gehen keine
Hirnnerven unmittelbar, sondern es schwillt immer
ein eigenes Hirnnervenpaar zu Ganglien an, aus welchen
Nerven des Schlundes und Magens entstehen, die
sowohl mit dem sympathischen als dem herumschweifenden
Nerven der Wirbelthiere Aehnlichkeit haben. *)
Dagegen empfangen bei ihnen niemals die W erkzeuge
des Athemhohlens Nerven vom Gehirn. Sie besitzen
daher kein herumschweifendes Nervenpaar, das Magen-
und Lungennerve zugleich ist. Bei der Nacktschnecke
und mehrern andern, auf dem Bauch kriechenden
Mollusken, die nur ein einziges Centralorgan des
Nervensystems haben, verhält es sich hiermit anders.
Diese haben einen Hirnnerven, woraus Zweige für das
Respirationsorgan entspringen. Von ihrem Gehirn erstreckt
sich aber auch ein eigener Nerve unmittelbar
zur Aorta. Es wird also bei ihnen sowohl der Blutumlauf
als das Athemhohlen unmittelbar vom Gehirn
beherrscht. Dabei aber haben bei ihnen die Nerven
der willkührlichen Bewegungsorgane, die ebenfalls alle
unmittelbar aus diesem Eingeweide ihren Ursprung
nehmen, zu demselben ein so grofses Verhältnifs, dafs
*3 Mau vergl. oben S. 20 dieses Bandes.
nur ein sehr kleiner Theil der Hirnmasse mit den
Sinnesorganen in Beziehung stehen kann. Überhaupt,
wo bei den wirbellosen Thieren das Gehirn vorzüglich
für Sinnesorgane bestimmt ist, da theilt dasselbe
die Herrschaft über den übrigen Körper mit andern
grofsen Centralorganen, und wo dasselbe allein diese
Herrschaft hat, da ist es wenig für Sinnesfunctionen
ausgebildet.
Es gehen nicht nur im sympathischen System,
sondern auch in den Nerven der Sinne und der willkührlichen
Bewegung Wirkungen vor, die weder zum
Bewufstseyn gelangen, noch Willkühr zur Ursache
haben, wie das schon . erwähnte Beispiel von Froschschenkeln
beweist, die sich nach der Trennung vom
Körper noch zurückziehen, wenn sie an den Zehen
gedrückt werden. Vielleicht sind alle äussere Bewegungen,
wodurch sich das Leben bei den untersten
Wesen in der Classe der Zoophyten äussert, dergleichen
nur scheinbar willkührliche. Aber bei Wesen solcher
Art kann sehr wenig Empfänglichkeit für verschiedenartige
Eindrücke zugegen seyn. Da, wo diese gröfser
ist, würde das Leben ein ungeregeltes Spiel von Bewegungen
seyn, die oft einander gradezu entgegenwirkten,
wenn es nicht etwas gäbe, wodurch Einheit
in die Mannichfaltigkeit sowohl der Perceptionen als
der Reactionen gebracht würde. Der letzte Grund
dieses Etwas ist das geistige Princip des Lebens. Aber
nicht alles Zusammenwirken und alle Folge der geistigen
Thätigkeiten hat in diesem Princip seine nächste
Ursache. Empfindungen wecken nach blos organischen