Pigment bildet, durchflochten mit vielen Luftröhren,
eine filzartige Substanz, die bei manchen Insecten hinter
dem Mittelpunct jeder Abtheilung eine runde OefFnung,
wie eine Pupille, zum Durchlässen des Lichts hat, doch
auch an den Spitzen der Sehenervenfäden nicht
ganz fehlt, nur hier sehr verdünnt ist. Bei einigen
Arten hat dieses schwartze oder dunkelbraune Pigment
unter der ganzen Hornhaut, wie bei Papilio rliamni,
oder auch nur unter einem Theil derselbe^ wie bei
Aeshna forcipata, noch einen andern, dünneren Ue-
berzug, der in der Farbe von jenem verschieden und
ebenfalls in der Mitte jeder Abtheilung der Hornhaut
durhbohrt ist.
In den meisten zusammengesetzten Augen ist mit
dieser catoptrischen Construction noch eine dioptrische
verbunden. Jede Abtheilung der Hornhaut ist eine Linse,
wodurch die, parallel mit der Axe der Abtheilung
auffallenden Lichtstrahlen auf der Spitze des zu ihr
gehörigen Sehenervenfaden concentrirt werden und
stärker darauf wirken, als sie unvereinigt darauf wirken
würden. Bei vielen Insecten giebt es auch vor dem
vordem, gleich unter der Hornhaut liegenden Pigment,
zwischen den Abtheilungen der letztem und den Spitzen
der Sehenervenfäden, noch eine durchsichtige Materie,
die in Weingeist hart wird, ohne ihre Durchsichtigkeit
zu verliehren, und aus kleinen, hinten zugespitzten
Cylindern (Glaskörpern) besteht, die mit dem breiten
Ende an die hintere Fläche der Hornhaut, mit dem
spitzen an das äussere Ende der Sehenervenfäden stofsen.
J. Müller*) hat das Verdienst, diese Körper weiter,
als vor ihm geschehen war, verfolgt zu haben. Sie
sind aber weniger allgemein als er glaubt, und fehlen
sogar oft in Einer und derselben Gattung einer Art,
während eine andere sie besitzt. Ich fand sie bei
Sphinx ligustri, wo sie vorzüglich grofs sind, bei
Papilio Jo, Papilio Atalanta, Apis mellifica, Blatta
orientalis und mehrern Käfern; hingegen nicht bei
Papilio rhamni, Vespa Crabro, Musca carnaria, Syr-
phus nemorum, Tabanus bovinus, Libellula 4maculata
und Aeshna forcipata. Ihr Zweck kann nur seyn, den
Weg der concentrirten Strahlen von den Abtheilungen
der Hornhaut bis zu den äussern Enden der Sehenerven-
fäden da abzukürzen, wo das Licht durch diese Abtheilungen
nur schwach gebrochen wird und die gebrochenen
Strahlen einen sehr langen Kegel bilden. Sie müssen
daher mit dem Grade des Brechungsvermögens der
Abtheilungen in Beziehung stehen. Wichtig für die
Theorie des Sehens durch die zusammengesetzten
Augen ist der Umstand, dafs die äussern, zugespitzten
Enden der Sehenervenfäden sich nur in
einem sehr kleinen Punct mit den hintern, ebenfalls
sehr schmalen Enden der Glaskörper verbinden. Es
folgt hieraus, dafs jeder Sehenervenfaden blos von
den concentrirten Lichtstrahlen, die parallel mit der
Axe der zu ihm gehörigen Abtheilung der Hornhaut
auf deren Oberfläche fallen, und nur in einem einzigen
Punct getroffen wird.
-■•) Zur vergleichenden Ph3'siologie des Gesichtssinns. S. 343.
M e c k e l’s Archiv f. Anatomie und Physiologie. 1829. S. 45.