schäften. Die gleich nach dem Schmelzen aufgelöste
Phosphorsäure und das stark geglühete phosphorsaure
Natrum zeigen Eigenthümlichkeiten in ihrem Verhalten
gegen Reagentien, die sich nicht an ihnen finden,
wenn sie nicht kurz vorher geschmolzen oder geglühet
sind, obgleich sowohl ihre Bestandtheile als das gegenseitige
Verhältnifs dieser Theile in ihnen die nehm-
lichen in dem einen wie in dem andern Falle sind.
Ein ähnlicher Grund, wie bei dieser chemischen Verschiedenheit
unorganischer Materien statt findet, kann
auch die Thätigkeit der thierischen und vegetabilischen
Organe abändern.
Die Rückkehr zur Norm ist aber nich ohne ungewöhnliche
Anstrengungen (Crisen) möglich, die
sich mit den eigentlichen Krankheitssymptomen vermischen.
Daher ist jede Krankheit als äussere Erscheinung
zusammengesetzt aus Folgen der disharmonischen
Thätigkeit der Organe und aus Aeusserungen
der Heilkraft der Natur. Der Impuls zu den Crisen
geschieht immer durch ein Wirken des geistigen Princips
in den Organen des unbewufsten Lebens. Er entsteht
daher im Schlafe, ist gleichartig mit den Aeusserungen
des Instincts, und giebt sich oft auch als solche durch
das Erwachen von Trieben zu erkennen, die auf ungewöhnliche,
aber heilsame Dinge gerichtet sind. In
sehr schweren Krankheiten gränzt dieser Schlaf an
den Scheintod. Die Umwandlung der krankhaft veränderten
Organisation kann in ihnen nur dadurch
geschehen, dafs das kranke Wesen auf einige Zeit in
einen ähnlichen Zustand des Aufhörens der äussern
Lebensregungen versinkt, wie der Puppenzustand für
die Verwandlung der Raupe in den Schmetterling ist.
Die Aeusserungen der Heilkraft der Natur sind
vorbereitende und vollendende. Die erstem zwecken
auf die Entfernung der Materien ab, welche die
Krankheit als relativ äussere Ursachen unterhalten.
Die letztem bewirken die Umwandlung der veränderten
Organisation. Jene Entfernung geschieht durch
verstärktes oder in der Form abgeändertes Wirken ausleerender
Organe, oder auch durch Rückkehr zweckr
widriger Thätigkeiten zur Zweckmäfsigkeit. So entleert
sich der Magen des Unverdaulichen durch Erbrechen,
der Darmcanal des Unverdauten durch Durchfall. Beide
Organe können sich aber auch krampfhaft um einen
reizenden Stoff zusammengezogen haben, in welchem
Falle, bevor dieser ausgeleert werden kann, die zweckwidrige
Thätigkeit erst aufgehört haben mufs. Die
Umwandelung der veränderten Organisation wird durch
Vermehrung, Verminderung und qualitative Veränderung
der zwischen dem Blute, den Gefäfsen und
da, wo es ein Nervensystem giebt, diesem System
bestehenden Wechselwirkung hervorgebracht. Sie ist
immer mit verstärkter und besonders modificirter Thätigkeit
einzelner oder aller Ausleerungsorgane verbunden.
Es scheint Heilmittel zu geben, welche diese
Umwandelung direct bewirken. Die meisten aber tragen
nur indirect zur Heilung bei, indem sie zu heftige
Kraftäusserungen der Organe mäfsigen, zu schwache
verstärken, einigen eine veränderte Richtung geben,
und so nur die Heilkraft der Natur unterstützen,