zusammengesetzten Augen, mit denen sie wohl ein
weites Gesichtsfeld überschauen, nicht aber die verschiedenen
Formen der Gegenstände scharf unterscheiden
können.
Was die Nerven zur Thätigkeit aufregt, ist entweder
ein äusserer oder ein innerer Eindruck, und
derselbe wirkt entweder absolut oder relativ von aussen
oder von innen. Ein absolut äusserer ist z. B. das die
Netzhaut des Auges treffende Licht, ein absolut innerer
die Einwirknng des Willens auf die Nerven willkühr-
licher Organe. Eine chemische, im Magen befindliche
Schärfe, welche die Magennerven reizt, gehört zu
den relativ äussern Eindrücken. Von welcher Art die
erregende Ursache aber auch seyn mag, so hat sie
stets eine Nebenwirkung auf den Zuflufs des Bluts zu
dem gereizten Nerven. Es erfolgt immer ein stärkeres
Zuströhmen dieser Flüssigkeit zu dem äussern Ende
eines Nerven des bewufsten Lebens, auf welches sich
die Thätigkeit der Seele richtet. Angestrengtes Sehen
eines Gegenstandes treibt das Blut nach den Augen
und macht sie anschwellen. Hiervon ist die Folge er-
höhete Empfänglichkeit der Nerven für den Eindruck.
Eine Reizung, von welcher die Aufmerksamkeit ganz
abgelenkt ist, gelanget gar nicht zum Bewufstseyn.
Sie wird um so schärfer empfunden, je mehr diese
auf sie gerichtet ist.
Den Einflufs auf das Blut und in Folge dessen
auf die Empfänglichkeit für Reizungen äussern in noch
höherm Grade als solche Vorstellungen, die Thätig-
keiten des Willens veranlassen, alle die, welche sich
auf sinnliche Triebe beziehen, und alle, die unmittelbare
Ursachen von Affebten und Leidenschaften sind.
Jede Art der letztem hat ihr bestimmtes Gebiet des
Systems der Blutgefäfse, das von ihr afficirt wird,
und es sind Zweige des sympathischen Nerven, wodurch
sie die Affection hervorbringt. Wie sehr der
Lauf des Bluts und die Empfindlichkeit gewisser Theile
durch sie verändert wird, zeigt sich beim Anschwellen
und der gesteigerten Empfindlichkeit der Zeugungstheile
während des Geschlechtstriebs und bei der Turgescenz
des Kamms zorniger Hähne. Jene Vorstellungen wirken
dabei auf die Qualität des Bluts der afficirten Theile
ein, wie aus der veränderten Qualität der Galle und
des Speichels beim Zorn und bei heftiger Wuth erhellet,
der eine Umwandelung der Beschaffenheit des
Bluts, der Leber und der Speicheldrüsen vorhergehen
mufs.
Die Steigerung der Empfänglichkeit des gereizten
Theils hat aber bei allen diesen Einwirkungen eine
Gränze, jenseits welcher sie wieder abnimmt. Bei lange
fortgesetztem oder sehr gespanntem Aufmerken auf
einen Eindruck tritt in dem angestrengten Nerven zuletzt
Unempfindlichkeit gegen denselben ein, und bei
längerer Dauer eines sinnlichen Triebes erschlaffen die
davon turgescirenden Theile um so eher wieder, je
heftiger derselbe ist. Während die Reizbarkeit eines
einzelnen Theils des Nervensystems sich auf ihrer
höchsten Stufe befindet, ist sie in andern Nerven unter
ihren gewöhnlichen Grad vermindert. Ein solcher Antagonismus
findet vorzüglich zwischen den Nerven der