Alle Thiere, deren Lebensweise wir näher kennen,
verfallen zu gewissen Zeiten, und zwar in der Regel
zur Nachtzeit, in Unthätigkeit. *) Die nächtliche Stille
wird nur durch das Geräusch weniger Thiere, die
dann in Bewegung sind, gestöhrt. Bei allen Säug-
thieren und Vögeln verhalten sich auch während jener
periodischen Unthätigkeit gewisse Theile anders als
im Wachen. Die vierfüfsigen Thiere schlafen durchgängig
liegend oder sitzend und meist so zusammengekugelt,
dafs die Extensoren der äussern Glied-
maafsen, die im Wachen am meisten angestrengt werden,
mehr ausgedehnt als zusammengezogen sind. Auf den
Hinterbacken sitzend und mit dem Kopf zwischen den
Beinen schlafen mehrere der mäuseartigen Thiere. **)
Die Pferde schlafen zwar im Stalle stehend. Der
Schwerpunet ihres Körpers liegt aber auch so und
ihre Beine sind so gebauet, dafs diese im ausgedehnten
Zustande mit geringer Kraftäusserung den Körper aufrecht
erhalten können, und die aufrechte Stellung im
Schlafe ist ihnen nicht natürlich. Hingegen alle Vögel^
nur die Wasservögel ausgenommen,; die sitzend
schlafen, stehen nicht nur immer im Schlafe, sondern
stehen auch blos auf dem einen Beine, und manche
halten sich dabei mit den Zehen auf einem Baum-
*) Auch die Wallfische sieht man zuweilen bei ruhigem Wetter
zwischen dem Eise schlafen. S c o r e s b y Account of the Arctic
Begions. Völ. I. p. 469.
Marmota Bobac, Marm. Citillus, Mus Lagurus und Dipus
Jaculus. Diese Springmaus schläft aber zuweilen auch auf der Seite
oder auf dem Rücken liegend. P a lla s Nov- spec. quadrup. e glir.
ord. Ed. 1. p. 106. 132. 212. 288.
zweig oder einer andern Stütze. Diese Stellung scheint
eine fortwährende grofse Muskelanstrengung zu erfordern.
Die Vögel behaupten sich aber darin ohne Aufwand
von Kraft, blos vermöge des Baues ihres Körpers.
Sie stecken den Kopf unter den einen Flügel auf der
Seite des Beins, worauf sie stehen. So fällt eine, von
ihrem Schwerpunet herabgelassene senkrechte Linie
grade in die Mitte der Zehen dieses Beins. Die Sumpfvögel
halten dabei das Knie ungebogen und die Zehen
ausgestreckt. Bei ihnen ist das Bein blos durch mechanische
Kraft ausgestreckt, und nur zur Beugung
desselben bedarf es der Anstrengung von Muskeln.
Das obere Ende ihres Vorderbeins hat einen Fortsatz,
der einer Höhlung des obern Endes des Schenkelbeins
eingepafst ist und darin durch starke, straffe Bänder
festgehalten wird. Solange keine Muskelkräfte auf
diesen jCnochen wirken, welche die Bänder ausdehnen
und den Fortsatz aus der Höhlung treiben, ist das
Bein von selber ausgestreckt. Der Mechanismus ist
fast derselbe wie bei den zusammenschlagenden Taschenmessern.
*) Die Raub-, Sing- und Klettervögel
stehen im Schlaf auf dem einen Bein mit gebogenen
Knien und eingezogenen Zehen. Bei ihnen läuft vom
Schaambein ein dünner, schmaler Muskel über die
innere Seite des Schenkelbeins und setzt sich in eine
lange, dünne Sehne fort, die über die Kniescheibe
geht und sich mit den Sehnen der durchbohrten
*) Wenigstens verhält es sich so beim Storch nach Dumeril.
Bulletin des sc. par la Soc. philom. de Paris. An 7 de la Republ.
N. 25. p. 4.