Der Winterschlaf ist aber nicht bei allen diesen
Thieren von gleicher Art. Der des Bären und Dachses
gleicht mehr einem langen gewöhnlichen Schlaf als
einer Erstarrung, und dauert nicht ununterbrochen fort.
Beim Weibchen des Bären wird er schon dadurch
gestöhrt, dafs dieses im Januar Junge wirft. Ueber
eine dabei statt findende Schwächung des Herzschlags,
des Athemliohlens und der thierischen Wärme giebt
es keine Erfahrungen. Doch haben jene beiden Thiere
das mit den eigentlichen lethargischen Säugthieren
gemein, dafs sie im Herbste sehr fett werden und
den gröfsten Theil des Winters hindurch blos von
dem angehäuften Fette zehren.
Bei den eigentlichen lethargischen Thieren fängt
gleich mit dem Eintritt des Schlafs Schwächung des
Herzschlags und des Athemhohlens, und Abnahme der
thierischen Wärme an. In der gröfsten Tiefe desselben
liegen diese Thiere zusammengekugelt mit geschlossenen
Augen und zusammengedrückten Kinnladen,
ohne bemerkbare äussere Zeichen von Umlauf des
Bluts und Thätigkeit der Lungen. Ihre innere Wärme
gleicht der des Mediums, worin sie sich befinden,
und geht bei der Haselmaus, dem Murmelthier, dem
Igel und der Fledermaus höchstens bis 4° R. Die
Thätigkeit des Magens und der übrigen Verdauungsorgane
ist aufgehoben. Die Muskeln sind steif wie
nach dem Tode und reagiren, wenn sie nebst ihren
B r ew ste r ’s Edinburgh Journ. of Science. Vol. 4. p. 317) über die
kleine Haselmaus, und D a v is ’ s (Transact. of the Linnean. Soc.
T. 4. p. 156) über die Canadische Springmaus.
Nerven in diesem Zustand von dem Thier getrennt
werden, sehr schwach gegen die stärksten Reizmittel. *)
Das Blut aber bleibt ungeronnen und das Fett un-
erstarret. Das Thier verliehrt in der Lethargie etwas
an Gewicht. Allein es würde auch als ganz lebloser
Körper ausdünsten und leichter werden. Vielleicht ist
sogar die Ausdünstung bei dem erstarrten Thier geringer
als bei einem todten von gleicher Art und
Gröfse. Unter einem Recipiënten mit atmosphärischer
Luft bringt jenes nur eine geringe Aenderung in der
Mischung der Luft hervor, und in mephitischen Gasarten
stirbt dasselbe weit später als während dem
regen Leben. Es dauert aber die Erstarrung in ihrem
höchsten Grade nicht bei allen lethargischen Thieren
ununterbrochen fort, und sie erreicht nicht bei allen
einen gleich hohen Grad. Die Murmelthiere erwachen
daraus eben so fett wie sie beim Einschlafen waren.
Hingegen die Zieselmäuse, die ebenfalls strotzend
von Fett einschlafen, kommen im Frühjahr ganz abgemagert
aus ihren Hölilen hervor.
Die lethargischen Säugthiere verhalten sich gegen
die Kälte wie Thiere der wärmern Climate. Sobald
die Temperatur der Luft bis auf einen gewissen Grad
sinkt, nehmen ihre Lebensbewegungen ab. Hält die
*) S a is s y Ca. a. 0. p. 97) findet es merkwürdig, dafs bei
dieser Erstarrung die Beugemuskeln zusammengezogen, die Streckmuskeln
ausgedehnt sind. Bei der Steifheit des Leichnams findet,
seiner Meinung nach, das Gegentheil statt. Allein wenn der Körper
im Tode zusammengekugelt ist, so erstarrt er ebenfalls nachher mit
ausgedehnten Streckmuskeln.