
158 SÜDKÜSTE VON CAMARINES.
gärten hin, von prachtvoll gefärbten Fischen umschwärmt. Nach zwei
Stunden erreichten wir eine Höhle im Ka lk »Suminabäng«, so niedrig, dass
man sich nur kriechend darin bewegen konnte. Sie enthielt einige Schwalben
und Fledermäuse. Am Flusse Calebáyan, jenseits der Punta Tanáun
schlugen wir in einem einzeln stehenden Schuppen unser Nachtlager auf.
Hier wird das Kalkgebirge durch einen am linken Ufer des Flüsschens
isolirt stehenden Felsen aus hornblendereichem krystallinischen Gestein
unterbrochen, er ist, ausser an der, dem Wasser zugekehrten Seite, ringsum
von Ka lk umgeben.
Die umliegenden Berge sollen von Wildschweinen wimmeln: unter
dem Strohdach unserer Hütte, die gelegentlichen Jägern zum Obdach dient,
waren über 150 Unterkiefer als Jagdtrophäen aufgesteckt. Der O r t, an
dem wir uns befanden, erschien wie zur Viehzucht geschaffen, sanfte mit
Futtergras und einzelnen Baumgruppen bewachsen, von Bächen durchrieselte
A b h ä n g e , ziehn sich vom Meere aus in die Höhe und werden von
einer steilen Felsenmauer im Halbkreis eingefasst. Das Vieh würde dort
G ra s , W a s se r , Schatten und den Schutz einer geschlossenen Umwallung
finden. Längs der Küste hinfahrend, hatten wir eine Reihe solcher O ert-
lichkeiten b emerkt, sie sind aber völlig unbenutzt, aus Mangel an Unternehmungsgeist,
und aus Furcht vor Seeräubern. Sobald unser Abendbrod
bereitet war, löschten wir das Feuer sorgsam aus, damit es den Meerstrolchen
nicht als Signal diene, und hielten Nachtwachen.
Am folgenden Morgen wollten wir eine nie zuvor betretene Höhle
besuchen, fanden aber zu. unserm Erstaunen keine eigentliche Höhle, sondern
nur eine wenige Fuss tiefe Höhlenpforte; weithin sichtbar, muss sie
den Jägern oft aufgefallen se in , doch hatte s ich , wie unsere über die Täuschung
erstaunten Begleiter versicherten, aus abergläubischer Scheu bisher
Niemand hineingewagt.
Wie mehrfach erwähnt, ist die nördliche Küste von Camarines im NO.
Monsun fast unnahbar, während die durch vorliegende Inseln gedeckte
Südküste immer zugänglich bleibt. Die fruchtbarsten Gebiete der östlichen
Provinzen, die im Sommer ihre Erzeugnisse durch die nördlichen Häfen
ausführen, bleiben im Winter oft Monate lang von allem Verkehr mit der
Hauptstadt abgeschlossen, weil kein W e g über den schmalen Landstreifen
zur Südküste führt. Wie viel die Natur für die Erleichterung des Verkehrs
gethan, wie wenig die Menschen, wird recht deutlich, wenn man den eben
geschilderten Zustand der Strasse nach Pasacao, in Zusammenhang mit den
östlichen Verhältnissen betrachtet, wie sie die Karte zeigt.
STRASSEN. 159
Zwei Flüsse, der eine von NW ., der andre von SO. kommend, beide
schiffbar, bevor sie die Grenzen der Provinz erreichen, fliessen mitten durch
dieselbe, in einer, wenn man die Windungen nicht berücksichtigt, mit den
Küsten gleichlaufenden Linie und senden, nachdem sie zusammengetroffen,
ihre Wasser gemeinschaftlich durch den Aestuar von Cabusäo.in die Bay
von S. Miguel. Die ganze Provinz wird also in ihrer Mittellinie von zwei
schiffbaren Flüssen durchströmt, die in Bezug auf den Verkehr nur Einen
bilden. Von ihrem Vereinigungspunkt, an der schmälsten Stelle der Provinz,
beträgt die Entfernung bis zur Südküste nur 3 Leguas.
Der Hafen von Cabusäo im Grunde der Bucht von S. Miguel ist aber
im NO. Monsun nicht zugänglich und hat den Nachtheil nur auf dem
grossen Umwege um den ganzen östlichen Theil Luzons mit Manila zu
verkehren. A n der Südküste dagegen liegt der Hafen von Pasacao, in
welchen ein, über eine Meile weit schiffbares Flüsschen mündet, so dass die
Entfernung zwischen dieser Wasserstrasse und dem nächsten Punkte des
Bicolflusses wenig über eine Meile beträgt. Die 1847 von einem thätigen
Älkalden angelegte, bis 1852 erhaltene, beide Meere verbindende Strasse
war aber zur Zeit meines Besuches so schlecht, dass der Pico A b a cä auf
dieser kurzen Strecke in der trocknen Jahrszeit 2 r. Fracht zahlte, in der
nassen aber selbst für den doppelten Preis nicht befördert werden konnte. [9(l]
Es liessen sich viele ähnliche Beispiele anführen: 1861 berichtet der
engl. V ize -K on su l, dass in Yloilo der Pico-Zucker um mehr a ls 2 r. v e r -
theuerf wird (so viel als die Fracht von Yloilo nach Manila beträgt) durch
den schlechten Zustand der Strasse zwischen zwei Dörfern, die nur 1 Legua
auseinander liegen. ,
Wären die Inseln nicht, abgesehn vom Seetransport, so ausserordentlich
begünstigt durch unzählige Flüsse mit schiffbaren Mündungen, so
würde ein noch viel grösserer Theil ihrer Produkte nicht zu verwerthen
sein. Die Eingeborenen haben kein Verlangen nach Strassen, die sie selbst
durch Frohnarbeit bauen, und nachdem sie vollendet, durch Frohnarbeit
erhalten müssen, auch' die Lokalbehörden nicht, denn wo keine Strassen
gebaut werden, sind die Frohnden um so leichter für Privatzwecke zu
nützen. Eben so wenig sind die Curas in der Regel der Anlage von V e r kehrswegen
günstig, durch welche Handel, Wohlstand und Aufklärung in’s
Land dringen, ihre Autorität untergraben wird. Ja die Regierung selbst
begünstigte bis vor Kurzem solche Zustände, denn schlechte Strassen
90) Ein unvollendeter Kanal soll vom'Bicol- zum Pasacaofluss führen, wie man glaubt
vor Zeiten von Chinesen gegraben, deren Schiffe dort zahlreich verkehrten. (Arenas S. 140 )