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 gärten  hin,  von  prachtvoll  gefärbten  Fischen  umschwärmt.  Nach  zwei  
 Stunden  erreichten wir  eine Höhle  im Ka lk  »Suminabäng«,  so niedrig,  dass  
 man  sich  nur  kriechend  darin bewegen  konnte.  Sie enthielt  einige Schwalben  
 und  Fledermäuse.  Am   Flusse  Calebáyan,  jenseits  der  Punta  Tanáun  
 schlugen wir  in  einem  einzeln  stehenden  Schuppen  unser  Nachtlager  auf.  
 Hier  wird  das  Kalkgebirge  durch  einen  am  linken  Ufer  des  Flüsschens  
 isolirt  stehenden  Felsen  aus  hornblendereichem  krystallinischen  Gestein  
 unterbrochen,  er ist,  ausser an  der,  dem Wasser zugekehrten Seite,  ringsum  
 von  Ka lk  umgeben. 
 Die  umliegenden  Berge  sollen  von  Wildschweinen  wimmeln:  unter  
 dem  Strohdach unserer Hütte,  die gelegentlichen  Jägern zum Obdach dient,  
 waren  über  150  Unterkiefer  als  Jagdtrophäen  aufgesteckt.  Der  O r t,  an  
 dem wir  uns  befanden,  erschien  wie  zur  Viehzucht  geschaffen,  sanfte mit  
 Futtergras  und  einzelnen  Baumgruppen  bewachsen,  von  Bächen  durchrieselte  
 A b h ä n g e ,  ziehn  sich  vom  Meere  aus  in  die  Höhe  und werden  von  
 einer  steilen  Felsenmauer  im  Halbkreis  eingefasst.  Das  Vieh  würde  dort  
 G ra s ,  W a s se r ,  Schatten  und  den  Schutz  einer  geschlossenen Umwallung  
 finden.  Längs  der  Küste  hinfahrend,  hatten wir  eine Reihe  solcher O ert-  
 lichkeiten  b emerkt,  sie  sind  aber  völlig  unbenutzt,  aus Mangel  an Unternehmungsgeist, 
   und  aus  Furcht  vor  Seeräubern.  Sobald unser Abendbrod  
 bereitet war,  löschten wir  das  Feuer  sorgsam  aus,  damit  es  den Meerstrolchen  
 nicht  als  Signal  diene,  und  hielten Nachtwachen. 
 Am   folgenden  Morgen  wollten  wir  eine  nie  zuvor  betretene  Höhle  
 besuchen,  fanden  aber  zu. unserm  Erstaunen  keine  eigentliche  Höhle,  sondern  
 nur  eine  wenige  Fuss  tiefe  Höhlenpforte;  weithin  sichtbar,  muss  sie  
 den  Jägern  oft  aufgefallen  se in ,  doch  hatte  s ich ,  wie  unsere  über  die  Täuschung  
 erstaunten  Begleiter  versicherten,  aus  abergläubischer  Scheu  bisher  
 Niemand  hineingewagt. 
 Wie mehrfach  erwähnt,  ist die  nördliche  Küste  von  Camarines  im  NO.  
 Monsun  fast  unnahbar,  während  die  durch  vorliegende  Inseln  gedeckte  
 Südküste  immer  zugänglich  bleibt.  Die  fruchtbarsten Gebiete der  östlichen  
 Provinzen,  die  im  Sommer  ihre  Erzeugnisse  durch  die  nördlichen  Häfen  
 ausführen,  bleiben  im Winter  oft  Monate  lang  von  allem  Verkehr mit  der  
 Hauptstadt  abgeschlossen,  weil  kein  W e g   über  den  schmalen  Landstreifen  
 zur  Südküste  führt.  Wie  viel  die  Natur  für  die  Erleichterung  des  Verkehrs  
 gethan,  wie wenig  die Menschen,  wird  recht  deutlich,  wenn  man  den  eben  
 geschilderten Zustand  der Strasse nach Pasacao,  in Zusammenhang mit  den  
 östlichen  Verhältnissen  betrachtet,  wie  sie  die Karte  zeigt. 
 STRASSEN. 159 
 Zwei  Flüsse,  der  eine  von  NW .,  der  andre  von  SO.  kommend,  beide  
 schiffbar,  bevor  sie  die Grenzen der Provinz erreichen,  fliessen mitten  durch  
 dieselbe,  in  einer,  wenn man  die Windungen  nicht  berücksichtigt,  mit  den  
 Küsten  gleichlaufenden Linie  und  senden, nachdem  sie zusammengetroffen,  
 ihre  Wasser  gemeinschaftlich  durch  den  Aestuar  von  Cabusäo.in  die  Bay  
 von  S.  Miguel.  Die  ganze  Provinz  wird  also  in  ihrer Mittellinie  von  zwei  
 schiffbaren  Flüssen  durchströmt,  die  in  Bezug  auf  den  Verkehr  nur Einen  
 bilden.  Von  ihrem  Vereinigungspunkt,  an  der  schmälsten  Stelle  der  Provinz, 
   beträgt  die  Entfernung  bis  zur  Südküste nur  3  Leguas. 
 Der Hafen  von  Cabusäo  im  Grunde  der  Bucht  von  S.  Miguel  ist  aber  
 im  NO.  Monsun  nicht  zugänglich  und  hat  den  Nachtheil  nur  auf  dem  
 grossen  Umwege  um  den  ganzen  östlichen  Theil  Luzons  mit  Manila  zu  
 verkehren.  A n   der  Südküste  dagegen  liegt  der  Hafen  von  Pasacao,  in  
 welchen  ein,  über eine Meile weit  schiffbares Flüsschen mündet,  so  dass  die  
 Entfernung  zwischen  dieser  Wasserstrasse  und  dem  nächsten  Punkte  des  
 Bicolflusses  wenig  über  eine  Meile  beträgt.  Die  1847  von  einem  thätigen  
 Älkalden  angelegte,  bis  1852  erhaltene,  beide Meere  verbindende  Strasse  
 war  aber  zur  Zeit  meines  Besuches  so  schlecht,  dass  der  Pico  A b a cä   auf  
 dieser  kurzen  Strecke  in  der  trocknen  Jahrszeit  2  r.  Fracht  zahlte,  in  der  
 nassen aber selbst für den doppelten Preis nicht befördert werden konnte. [9(l]  
 Es  liessen  sich  viele  ähnliche  Beispiele  anführen:  1861  berichtet  der  
 engl.  V ize -K on su l,  dass  in  Yloilo  der Pico-Zucker  um mehr a ls   2  r.  v e r -   
 theuerf wird  (so  viel  als  die  Fracht  von  Yloilo  nach Manila  beträgt)  durch  
 den  schlechten  Zustand  der Strasse  zwischen  zwei Dörfern,  die  nur  1  Legua  
 auseinander  liegen.  , 
 Wären  die  Inseln  nicht,  abgesehn  vom Seetransport,  so  ausserordentlich  
 begünstigt  durch  unzählige  Flüsse  mit  schiffbaren  Mündungen,  so  
 würde  ein  noch  viel  grösserer  Theil  ihrer  Produkte  nicht  zu  verwerthen  
 sein.  Die Eingeborenen  haben kein Verlangen  nach  Strassen,  die  sie  selbst  
 durch  Frohnarbeit  bauen,  und  nachdem  sie  vollendet,  durch Frohnarbeit  
 erhalten  müssen,  auch'  die  Lokalbehörden  nicht,  denn wo  keine  Strassen  
 gebaut  werden,  sind  die  Frohnden  um  so  leichter  für  Privatzwecke  zu  
 nützen.  Eben  so  wenig  sind  die  Curas  in  der Regel  der Anlage  von  V e r kehrswegen  
 günstig,  durch welche Handel, Wohlstand  und  Aufklärung  in’s  
 Land  dringen,  ihre  Autorität  untergraben  wird.  Ja  die  Regierung  selbst  
 begünstigte  bis  vor  Kurzem  solche  Zustände,  denn  schlechte  Strassen 
 90)  Ein  unvollendeter  Kanal  soll  vom'Bicol-  zum Pasacaofluss  führen,  wie man  glaubt  
 vor Zeiten von  Chinesen  gegraben,  deren  Schiffe  dort zahlreich  verkehrten.  (Arenas  S.  140  )