
einen Dollar zu zahlen, da mein Pferd, obgleich es sehr verhungert that,
in der Zwischenzeit für einen Dollar Reis genascht haben sollte.
Kleine Diebstähle kamen sehr häufig vor, werden aber, wie mich ein
freundlicher Gönner eines Abends belehrte, als ich ihm mein Elend klagte,
nur gegen neue Ankömmlinge ve rü b t; lange dort angesessene Leute, die
sich der allgemeinen Achtung erfreun, sind solchen Ungelegenheiten nicht
ausgesetzt. Ich weiss nicht, ob ein schalkhafter Eingeborener unsere Unterhaltung
belauscht hatte, aber am nächsten Morgen sandte der freundliche
Herr, der mir oft aus der Noth geholfen hatte, zu mir, und liess sich Choco-
lade, Zwieback und Eier holen, da man ihm in der Nacht Speisekammer
und Hühnerstall ausgeräumt hatte.
Montag und Freitag Abend war Markt in Daräga, — bei gutem Wetter
immer ein hübscher Anblick. Man sah dann die Frauen, die fast ausschliesslich
den Verkauf besorgen, nett und sehr sauber gekleidet, in langen
von Fackeln glitzernden Reihen sitzen, und auf den Abhängen der Berge
bei Fackelschein nach allen Richtungen in ihre Wohnungen zurückkehren.
Sie tragen ihre W a a ren , darunter viele selbst gewebte Stoffe von Seide,
Ananas- und Bananen-Fasern, auf dem Kopf; den jüngern fehlt es aber
selten an Liebhabern, die ihnen die' Mühe abnehmen.
Bicol Naturforscher bei Regenwetter.
Hut von Cacaoblättern und Nito-Stengeln,
Puschel von Pferdshaar.
Bastmantel.
ELFTES KAPITEL
REISE NACH BULUSAN UND SORSOGON. — STRASSENBAU. — SEERÄUBER.
Während ich in Daräga das Zimmer hüten musste, blieb das Wetter
fast ununterbrochen schön und leider waren dies die letzten guten
Tage, auf die ich rechnen könnte, da der NO. Monsun, der Regenbringer
für diesen Theil des Archipels, im Oktober einzusetzen pflegt. Trotz der
vorgeschrittenen Jahreszeit machte ich noch einen Versuch den Bulusän zu
besteigen. Man fährt im Boot nach Bacon, im Busen von A lb ä y (7 L e -
guas östl.), reitet von dort auf guter Strasse nach Gübat (3 Leguas) an
der Ostküste, dann den Strand entlang, genau S . bis Bulusän, und, wenn
man will, bis Matnög, dem letzten D o r f an der Südost-Spitze Luzons. Ein
alter erfahrener Indier hatte Boot und Mannschaft besorgt und zehn Uhr
Abends als die günstigste Zeit für die Abfahrt bestimmt. A ls wir aber eben
abstossen wollten, rief er uns zu, es seien vier Seeräuberboote in der Bay
gesehn worden. Im Nu war meine Mannschaft verschwunden, ich blieb allein
im Dunkeln. Erst nach vier Stunden gelang es mir, mit Hülfe eines Spaniers,
sie wieder herbei zu holen und zur Abfahrt zu bewegen. Um 9 Uhr
erreichten wir Bäcon, von wo der W e g durch flache Gegend über S . Röque
SW. in einem spitzen Winkel nach Gübat führt, zu beiden Seiten Reisfelder
mit einzelnen Hütten unter K o k o s - und Arecapalmen. Zehn Minuten
von Bäcon stehn drei prachtvolle Feigenbäume, die schönsten die ich in
den Philippinen ge seh n , einer der Arten angehörend, die sich aus zahllosen
in einander geschlungenen und zusammengewachsenen Luftwurzeln,
Stämme von riesenhaftem Umfange und phantastischer Gliederung aufbauen.
Sie waren bedeckt mit ächten und unächten Parasiten, darunter eine grosse
Zahl blühender Orchideen. Der Boden besteht aus trachytischem Gerölle.
SW. von S. Roque gabelt sich die Strasse, ein Arm führt S. nach Sorsogon,
das wohlgeschützt in der NO. E ck e einer tiefen Bucht liegt, der andre O.