
Unterschleife und Bestechungen in grossem Umfange. Das Ausschenken
von Schnaps durch bestallte, mit Prozenten am Verschleiss betheiligte Beamte
beeinträchtigte das Ansehn der Regierung. Ueberdies lähmte die
ungeschickte Steuer einige der wichtigsten Gewerbe des Landes, nicht nur
die Ausbeutung der Palmen im freien Verkehr, sondern auch die Rohr—
zuckerbereitung, denn zu Gunsten ihres Monopols hatte die Regierung den
Zuckerfabrikanten verboten aus den Melassen Rum zu destilliren, weshalb
diese so werthlos waren, dass man in Manila die Pferde damit tränkte. Die
Klagen der Zuckerfabrikanten bewogen endlich die Regierung, die Rumbereitung
zu gestatten (Januar 1862), die Palmenbranntwein-Regie blieb aber
bestehn. Die Indier tranken nun nichts als R um, so dass man sich gezwungen
sah. das ganze Monopol fallen zu lassen. (Januar 1864.) Seitdem
zahlen die Rumfabriken eine nach der Grösse ihres allgemeinen Betriebes,
aber nicht nach der Menge des Produktes normirte Gewerbesteuer; ausser-
dem wurde zur Deckung des Ausfalls ein kleiner Zuschlag zur Kopfsteuer
'Recargo s. unten) eingefuhrt. Das Branntweintrinken soll seitdem sehr
zugenommen haben, ist übrigens eine alte Gewohnheit. l[s‘l Abgesehn davon
ist die Maassregel vom günstigsten Erfolge begleitet gewesen.
In Sa. Cruz, einem lebhaften wohlhabenden Orte [1865: 11,385 E.]
durchfurtheten wir den Fluss, der, zumal Sonntag war, von Badenden wimmelte.
darunter viele Frauen in breiten Sonnenhüten mit auffallend üppigem
37) Schon Pigafetta erzählt, dass die Eingeborenen ans den Kokospalmen Oel, Essig, Wein
nnd Milch bereiteten nnd viel Kokoswein tranken, die Könige berauschten sich mehreremale
bei den Gelagen.
Haar. Nach der Furth biegt die Strasse in einem spitzen Winkel um, und
zieht erst O. dann SO. über Magdalena, wo die Landschaft bergig wird
nach Majaijäi, indem sie vor letzterem Ort (über 9000 E.) auf einer B rücke
eine tiefe Schlucht überschreitet, in welcher stattliche Baumfarne die grössere
Meereshöhe (über 600') andeuten. Das von den Jesuiten erbaute geräumige
Convento Majaijäi, ist wegen seiner herrlichen L a g e berühmt.
Nach NW. dehnt sich der See von B a y aus, in der Ferne von der Halbinsel
Jalajala und Insel Talim mit dem Vulcan Soson-daläga begrenzt. Vom
Insel Talim mit dem Pik Soson-daläga una Süaspilze der Halbinsel Jalajaia
• von Majaijai.
Convento bis zum See hinab erstreckt sich nach O. und W . ein unabsehbarer
Saum von Kokospalmen. Gen Süden wird der Abhang schnell
steiler und hebt sich zu einem mächtigen, gerade abgestutzten, von tiefen
Schluchten zerrissenen Keg e lb e rg e , dem Vulkan Banajäo oder Majaijai,
neben welchem der S. Cristoval mit schöner glockenförmiger Kuppe hervorragt.
.
D a Alles mit Vorbereitungen zu einem Kirchenfeste beschäftigt war,
begab ich mich über Lucban an die Ostküste nach Mauban, in tiefen Tuffschluchten,
an Lavablöcken vorüber dem Fuss des Majaijäi folgend. Der
Pflanzenwuchs war von unbeschreiblicher Pracht, die sehr schadhafte Strasse
angenehm belebt durch muntere zur Kirchweih ziehende Gruppen. P8]
Nach drei Stunden erreicht man Lucban, einen wohlhabenden Ort von
13,000 E . im NO, des Majaijäi (ein Jahr darauf brannte es gänzlich ab).
Zwar ist der Ackerbau wegen des bergigen Gebiete s, nicht bedeutend, es
herrscht aber viel Gewerbfleiss, die Einwohner flechten feine Hüte aus
Blattstreifen der Buripalme (Corypha sp.) und Pandanusmatten und treiben
über Mauban einträglichen Handel mit den Goldwäschem von Nord-Cama-
rines. Durch die in ihrer ganzen Breite mit Cement belegten Strassen floss
ein klarer Bach in offener Rinne.
Der W e g von Lucban nach Mauban, das in der Bucht von Lamon,
der Insel Alabät gegenüberliegt, führt im engen Thal des Rio Mäpon durch
38) In der L o n d o n e r Illustrirten Zeitung von Ende 1 8 5 7 oder Anfang 1858 befindet sich
eine drastische Darstellung des Reisens auf dieser Strasse von einem talentvollen Künstler
unter dem Titel: a macadamized road in Manilla.