fleisch täglich zu haben, im Innern aber, wenigstens in den östlichen Provinzen
fast nie, obgleich die Schafzucht ohne Schwierigkeit, an manchen
Orten mit grossem Vortheil getrieben werden könnte. Man ist aber zu
nachlässig, um die jungen Lämmer zu hüten, und klagt, dass sie von den
Hunden zerrissen werden, wenn sie frei herumlaufen. Die Schafe scheinen
sich schwer akklimatisirt zu haben. Morga (f. 130) sagt, dass sie viele
male aus Neu-Spanien mitgebracht wurden, sich aber nicht vermehrten,
so dass zu seiner Zeit diese A r t von Hausthieren nicht vorhanden war.
Schweinefleisch wird von wohlhabenden Europäern nur dann gegessen,
wenn das Schwein von Jugend auf im Hause erzogen worden ist. Um zu
verhüten, dass es sich herumtreibe, wird es gewöhnlich in einen Bambuskä
fig , einen weitmaschigen zylindrischen Korb, eingeflochten, und geschlachtet,
wenn es denselben ausfüllt. Von den Schweinen der Eingeborenen
zu essen ist zu ekelhaft; die Thiere leben unter dem Abtritt, der in
manchen kleinen Häusern nur aus den Zwischenräumen der aus Baunbus-
latten gebildeten Diele besteht und ernähren sich von seinen Abfällen, die
sie gierig verschlingen; häufig sieht man sie im Dorfe herumlaufen, K o p f
und Hals mit den Resten ihrer Malzeit besudelt.
Crawfurd (338) bemerkt, dass die Namen aller Hausthiere in den Philippinen
fremden Sprachen angehören. Hund, Schwein, Ziege, Büffel, Katze,
selbst Huhn und Ente seien malayisch oder javanisch; Pferd, Ochs, Schaf, spanisch.
Wenn jene Thiere erst von den Malayen eingeführt wurden, so waren die
Ureinwohner übler daran, als die Amerikaner, die doch das Alpaca, Llama und
Vicuña hatten. — Auch die Namen der meisten Kulturpflanzen, Reis, Yams,
Zuckerrohr, Kokos, Indigo seien malayisch, so wie die für Silber, Kupfer,
Zinn. Von den auf Gewerbe bezüglichen Wörtern sei ein Drittel malayisch, Von
Handelsausdrücken die grosse Mehrzahl; auch die Benennungen für Maasse, Gewichte,
für den Kalender, soweit ein solcher vorhanden, so wie die (sehr entstellten)
Zahlwörter, die Wörter für Schreiben, Lesen, Sprache, Erzählung.
Dagegen ist nur eine Minderzahl der Ausdrücke, die sich auf den Krieg beziehn,
dem malayischen entlehnt. :
Aus den acht einheimischen Wörtern schliesst Crawfurd auf den Grad der Zivilisation,
den die Philippiner vor ihrem Verkehr mit den Malayen besassen : sie
baueten kein Getreide, ihre Pflanzenkost bestand in Bataten (?) und Bananen. Sie
besassen nicht ein Hausthier, kannten Eisen und Gold, aber kein anderes Metall,
und kleideten sich in selbst gewebte Baumwollen- und Abaca-Stoffe. Sie hatten ein
eignes phonetisches Alphabet erfunden. Ihre Religion bestand im Gläuben an
gute und böse Geister und Hexen, in Beschneidung und etwas Sterndeuterei.
Somit waren sie den Bewohnern der Südsee voraus durch den Besitz von Gold,
Eisen und Geweben und standen ihnen nach, indem sie weder Hund, Schwein
noch Huhn besassen. ; '
Lässt man die obige nur mit Hülfe mangelhafter sprachlicher Quellen
entworfene Skizze des vorchristlichen Kulturzustandes gelten und vergleicht
damit den gegenwärtigen, so ergiebt sich ein grösser Fortschritt, den die Philip—
IN CAMARINES. 125
piner den Spaniern verdanken. Insofern er die gesellschaftlichen Verhältnisse
betrifft, ist er bereits mehrfach im Text hervorgehoben worden. Die Spanier
haben das Pferd, das Rind, das Schaf, den Mais, den Kaffee, Rohrzucker, Cacao,
Sesam, Tabak, Indigo, viele Früchte und wohl auch die Bataten eingeführt,
die sie unter dem Namen Camotli in Mexico vorfanden.*) Daraus scheint die
in den Philippinen allgemeine Benennung Camote entstanden zu sein, die Crawfurd
wohl irrthümlich für einheimisch hält. (Wie mir Dr. Witmack mittheilt, neigt
man neuerdings zu der Ansicht, dass die Batate nicht nur in Amerika, sondern
auch in Ostindien heimisch sei, da sie im Sanskrit zwei Namen habe l Sharkara-
kanda und Ruktaloo.)
In den Gewerben, ausgenommen in der Stickerei, im Weben und Mattenflechten
haben die Eingeborenen nur geringe Fortschritte gemacht. Die Handwerke
werden hauptsächlich von Chinesen betrieben.
Die Ausfuhr besteht in Reis und Abaca. Die Provinz führt etwa zweimal
so viel Reis aus als sie verzehrt, hauptsächlich nach A lb a y , das zum
Reisbau weniger geeignet, fast nur Abacä erzeugt. Ein Theil geht nach
Nord-Camarines j das sehr bergig und wenig fruchtbar ist. Nach Manila
kann der Reis kaum verschifft werden , da eine Landstrasse nach dem der
Hauptstadt nahen Südrande der Provinz nicht vorhanden und der Wassertransport
vom Nordrande und. dem ganzen östlichen Theil von Luzon das
Produkt zu sehr vertheuern würde. Die Einfuhr beschränkt sich auf das
Wen ige , was chinesische Krämer einführen. Die Händler sind fast alle
Chinesen, sie allein besitzen L ä d en , in denen namentlich Kleiderstoffe und
T ücher, theils inländischer, theils europäischer Fabrik, gestickte Frauenpantoffeln
und unächte Schmucksachen zu haben sind. Das Gesammt-
kapital, welches in diesen Läden steckt, erreicht gewiss nicht 200,000 Dollar.
In den übrigen Pueblos von Camarines giebt es keine chinesischen Handelsleute,
sie müssen sich also aus Naga versorgen.
Das Land gehört dem S ta a t, wird aber einem Jeden, der es bebauen
will, umsonst überlassen; der Niessbrauch geht auf die Kinder über, und
hört nur dann auf, wenn der Boden zwei Jahre lang unbenutzt liegen bleibt.
E s steht dann der Behörde frei, zu Gunsten eines Ändern darüber zu verfügen.
Jede Familie besitzt ihr eignes Haus. Gewöhnlich erbaut es der junge
Ehemann mit Hülfe seiner Freunde. A n manchen Orten kostet es nicht über
4 bis 5 Dollar; zur Noth kann er es auch selbst hersteilen, ohne Auslagen,
ohne andres Handwerkzeug als das Waldmesser (Bolo) und ohne andres
Material, als Bambus, spanisches Rohr und Palmblätter. Dergleichen Häuser,
die wegen der Feuchtigkeit immer auf Pfählen stehn, und oft nur einen
einzigen überdachten Räum haben, in welchem a l l e Verrichtungen vor*)
Vergl. Hernandez Opera omnia; Torquemada5 Monarchia Indica.