
SECHSZEHNTES KAPITEL
REISE LÄNGS DER KÜSTE VON CAMARINES. — ANDRINGEN DES MEERES. —
ZERSTÖRTER PALMENWALD. — PASACAO. — SCHLECHTE STRASSEN.
Ton Daet sandte ich mein Gepäck in einem Schoner nach Cabusäo und
V setzte den W e g dahin zu F u s s , an der K ü ste, dem Westrande der
B a y von S . Miguel, fort. Wir fuhren in einem Boote über die Flussmündung,
die Pferde folgten schwimmend, wurden aber bald wegen Untauglichkeit
zurückgelassen. A n der nächsten Flussmündung Säcavin war das
Wasser so h o ch , dass sich die Träger nackt auszogen und das Gepäck auf
dem Kopfe hinübertrugen: in einfacher Jacke und Hose von Kattun fand
ich diese Vorsicht überflüssig; es ist imGegentheil bei hoher gleichmässiger
Temperatur nach meiner Erfahrung erfrischend und zuträglich in nassen
Kleidern zu g eh n , auch spart man dadurch manchen Sprung über Gräben,
manchen Umweg um Pfützen, die man, einmal durchnässt, nicht mehr
furchtet. Nachdem wir noch acht kleine Flüsse durchwatet, mussten wir
den Strand verlassen und auf steilen schlüpfrigen Waldpfaden den W e g
nach Coläsi fortsetzen, das gerade in der Mitte des Westrandes der Bay.
liegt. D e r Seestrand war sehr [schön: statt eines einförmigen, bei Ebbe
übelriechenden Rhizophorensaumes, der dort nie fehlt, wo das Land in’s
Meer hineinwächst, reichen hier die Wellen an den Fuss der alten Waldbäume,
deren viele unterwaschen sind. Am bemerkenswerthesten war ein
Saum alter stattlicher, mit Orchideen und ändern Epiphyten behangener
Barringtonien, prachtvolle Bäume wenn sie in Blüthe stehn und die 5 Zoll
langen rothen Staubfäden mit goldgelben Antheren wie Quasten von den
Zweigen herabhängen; | durch ihre faustgrossen Früchte sind sie dem
Fischer zwiefach nützlich, der sie ihres geringen spezifischen Gewichtes
wegen zum Flottiren der Netze, zerklopft zum Betäuben der Fische verwendet.
Die vordersten Bäume standen schief gegen das Meer g en e ig t, und
sind wohl schon längst verschlungen, gleich vielen ändern, deren Wrack
noch aus dem Wasser hervorragte. Die Zerstörung dieser Küste scheint
KÜSTE VON NORD-C AMARINES. 153
sehr beträchtlich zu sein. Unter den kletternden Palmen war eine eigen-
thümliche A r t sehr häufig, deren armdicker Stamm sich blätterlos am
Boden hinschleppte oder in Bögen über die Aeste hing, und nur an seinem
Ende eine Blattkrone trug. Eine andre, vom Habitus gewöhnlicher Calamus,
hatte Caryota-Blätter. Wildschweine sind hier sehr häu fig; ein Jäger
bot uns deren zwei, das Stück zu einem Real an.
i 79°2 S ..i°7
Der Pik Colctsi von der Visita Colasi.
Die Richtung der seit der Spitze von Daet N NW . S SO . streichenden
flachen Küste wird hier durch den nach O-. hinaus tretenden kleinen Pik
von Coläsi unterbrochen, der so schnell wachsen so ll, dass alle älteren
Leute ihn niedriger gekannt haben wollen. In der Visita Coläsi, am No rd-
abhange des Geb irg es, ist das Meer so w ild , dass kein Boot sich halten
kann. Die Bewohner treiben zwar Fischfang, ihre Fahrzeuge liegen aber
am Südabhange des B erges, in der geschützten Bucht Lalauigan, die wir
nach dreistündigem Marsche über das Joch erreichten.
■ Der Pik Colasi.- ' ■ ' \ Der kleine Pik.
. VoH der Vislta Lälayigan .
Ein hier gemiethetes vierruderiges B a r o t o wollte uns, da das Wetter
günstig, in zwei Stunden nach Cabusäo, dem Hafen von Naga bringen,
aber der Wind schlug um , es stürmte; durchnässt, nicht ohne Haverei,
flüchteten wir nach Barceloneta, einer im Drittel der Entfernung gelegenen
Visita. Auch der hier angetroffene einsichtsvolle Teniente von Coläsi bestätigte
das schnelle Wachsen des kleinen Piks.