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 REISE  LÄNGS  DER  KÜSTE  VON  CAMARINES.  —   ANDRINGEN DES  MEERES.  — 
 ZERSTÖRTER  PALMENWALD.  —   PASACAO.  —   SCHLECHTE  STRASSEN. 
 Ton  Daet  sandte  ich mein  Gepäck  in  einem  Schoner  nach Cabusäo  und  
 V   setzte  den  W e g   dahin  zu  F u s s ,  an  der K ü ste,  dem  Westrande  der  
 B a y   von  S .  Miguel,  fort.  Wir  fuhren  in  einem  Boote  über  die  Flussmündung, 
   die Pferde  folgten  schwimmend,  wurden  aber bald  wegen  Untauglichkeit  
 zurückgelassen.  A n   der  nächsten  Flussmündung  Säcavin war  das  
 Wasser  so  h o ch ,  dass  sich  die  Träger nackt  auszogen  und  das Gepäck  auf  
 dem  Kopfe  hinübertrugen:  in  einfacher  Jacke  und Hose  von  Kattun  fand  
 ich  diese Vorsicht  überflüssig;  es ist  imGegentheil bei hoher gleichmässiger  
 Temperatur  nach  meiner  Erfahrung  erfrischend  und  zuträglich  in  nassen  
 Kleidern  zu  g eh n ,  auch  spart man  dadurch manchen  Sprung  über Gräben,  
 manchen  Umweg  um  Pfützen,  die  man,  einmal  durchnässt,  nicht  mehr  
 furchtet.  Nachdem  wir  noch  acht  kleine  Flüsse  durchwatet,  mussten wir  
 den  Strand  verlassen  und  auf  steilen  schlüpfrigen  Waldpfaden  den  W e g   
 nach  Coläsi  fortsetzen,  das  gerade  in  der  Mitte  des  Westrandes  der Bay.  
 liegt.  D e r   Seestrand  war  sehr [schön:  statt  eines  einförmigen,  bei  Ebbe  
 übelriechenden  Rhizophorensaumes,  der  dort nie  fehlt,  wo  das  Land  in’s  
 Meer  hineinwächst,  reichen  hier  die Wellen  an  den  Fuss  der  alten Waldbäume, 
   deren  viele  unterwaschen  sind.  Am   bemerkenswerthesten war  ein  
 Saum  alter  stattlicher,  mit  Orchideen  und  ändern  Epiphyten  behangener  
 Barringtonien,  prachtvolle  Bäume wenn  sie  in  Blüthe  stehn  und  die  5  Zoll  
 langen  rothen  Staubfäden  mit  goldgelben  Antheren wie  Quasten  von  den  
 Zweigen  herabhängen;  |  durch  ihre  faustgrossen  Früchte  sind  sie  dem  
 Fischer  zwiefach  nützlich,  der  sie  ihres  geringen  spezifischen  Gewichtes  
 wegen zum Flottiren der Netze,  zerklopft zum Betäuben  der Fische  verwendet. 
   Die  vordersten  Bäume  standen  schief  gegen  das Meer  g en e ig t,  und  
 sind wohl  schon  längst  verschlungen,  gleich  vielen  ändern,  deren Wrack  
 noch  aus  dem  Wasser  hervorragte.  Die  Zerstörung  dieser  Küste  scheint 
 KÜSTE  VON  NORD-C AMARINES. 153 
 sehr  beträchtlich  zu  sein.  Unter  den  kletternden Palmen  war  eine  eigen-  
 thümliche  A r t  sehr  häufig,  deren  armdicker  Stamm  sich  blätterlos  am  
 Boden  hinschleppte  oder  in  Bögen  über  die Aeste hing,  und  nur  an  seinem  
 Ende  eine  Blattkrone  trug.  Eine  andre,  vom  Habitus  gewöhnlicher Calamus, 
   hatte  Caryota-Blätter.  Wildschweine  sind  hier  sehr häu fig;  ein  Jäger  
 bot  uns  deren  zwei,  das  Stück  zu  einem  Real  an. 
 i 79°2 S ..i°7 
 Der Pik  Colctsi von  der  Visita  Colasi. 
 Die  Richtung  der  seit  der  Spitze  von Daet  N NW .  S SO .  streichenden  
 flachen  Küste  wird  hier  durch  den  nach  O-.  hinaus  tretenden  kleinen  Pik  
 von  Coläsi  unterbrochen,  der  so  schnell  wachsen  so ll,  dass  alle  älteren  
 Leute  ihn  niedriger  gekannt  haben wollen.  In  der Visita  Coläsi,  am No rd-  
 abhange  des  Geb irg es,  ist  das  Meer  so  w ild ,  dass  kein  Boot  sich  halten  
 kann.  Die  Bewohner  treiben  zwar  Fischfang,  ihre Fahrzeuge  liegen  aber  
 am  Südabhange  des  B erges,  in  der  geschützten  Bucht  Lalauigan,  die wir  
 nach  dreistündigem Marsche  über  das  Joch  erreichten. 
 ■ Der Pik Colasi.-  '  ■  '  \  Der kleine Pik. 
 .  VoH der  Vislta Lälayigan . 
 Ein hier  gemiethetes  vierruderiges B a r o t o  wollte  uns,  da  das Wetter  
 günstig,  in  zwei  Stunden  nach  Cabusäo,  dem  Hafen  von  Naga  bringen,  
 aber  der  Wind  schlug  um ,  es  stürmte;  durchnässt,  nicht  ohne Haverei,  
 flüchteten wir  nach  Barceloneta,  einer  im Drittel  der Entfernung  gelegenen  
 Visita.  Auch  der  hier  angetroffene  einsichtsvolle Teniente  von  Coläsi  bestätigte  
 das  schnelle Wachsen  des  kleinen  Piks.