
ABACAGEWEBE.
Zwischenräume der vier Finger einreiht, die vierte zwischen Daum und
eigefinger behalt. Diese letztere ist für sehr feine Gewebe nicht mehr
verwendbar und wird daher häufig mit der Bandäla verkauft. Nachdem
e einen orten im Reis-Mörser gestampft worden, um die Fasern g e -
S " w f r ZU machen > werden diese einzeln an einander geknüpft und
zum Weben verwendet.
Gewöhnlich wird die erste Sorte als Einschlag mit dar sweiten a l,
ette, die dntte als Kette mit der zweiten als Einschlag verarbeitet. D e r -
g e ich en Gewebe sind fast so schön, wie Ananas-Stoffe (Nipis de pifia)
ommen den feinsten Batisten an Feinheit gleich, sind trotz der vielen
kleinen vom Verknüpfen der Fasern herrührenden Knötchen, die man bei
genauerer Beschauung entdeckt, noch klarer, auch starrer, und haben einen
wärmeren gelblichen Ton. ['«] l n Bezug auf diese letzten drei Eigenschaften,
Klarheit, Starrheit und Farbe, verhalten sie sich zum Batist etwa wie Pauspapier
zu Seidenpapier.
Die Herstellung solcher Stoffe auf sehr unvollkommenen Webstühlen
ist ausserst mühsam, da die nicht gesponnenen, sondern geknoteten Fasern
au g reissen. Die feinsten Zeuge verlangen einen so grossen Aufwand
von Geschick, Geduld und Z e it , und steigen dadurch so sehr im Preise
dass sie in Europa der billigen Maschinenarbeit gegenüber keine Käufer
nden wurden. Selbst ihr schöner warmer Ton wird ihnen von den an
stark geblaute Wäsche gewohnten Europäerinnen zum Vorwurf gemacht.
Im Lande dagegen werden sie von den reichen Mestizinnen, welche die
Arbeit zu würdigen verstehn, sehr hoch bezahlt.
Die Fasern der innern Blattstiele, die weicher, aber nicht so stark sind
a s die der aussern, heissen Tupus und werden mit der Bandäla verkauft
öder zu inländischen Geweben, besonders zu Tapis benutzt. Auch die
B an d a a dient zu Geweben, und in dem Theil des Archipels, wo die
Abaeakultur einheimisch, besteht oft der ganze Anzug beider Geschlechter
nur aus grober Guinära. Noch gröbere starrere Zeuge werden für den europäischen
Markt bereitet, als Krinoline, oder zum Fassonniren für Putz-
macherinnen.
Schon vor Ankunft der Spanier trugen die Eingeborenen Stoffe von
Abaca. Emen wichtigen Ausfuhrartikel bildet es erst seit einigen Jahrzehnten.
-Dies ist zum grossen Theil dem Unternehmungsgeist zweier amerikaren
T l D ‘k * * *■ T° " Monokoty ledonen eigen, weil sie aus dickwandigeren
Zellen bestehn, während die eigentlichen Bastfasern der Dikotyledonen (Flachs * B )
geschmeidiger sind. 1
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nischen Häuser zu danken und wurde nicht ohne viel Beharrlichkeit und
beträchtliche Geldopfer erreicht.
Da die Pflanzen ohne Pflege fortwachsen, und nur die Gewinnung der
Fasern Mühe macht, so scheut der durch die Freigiebigkeit der Natur gegen
Noth geschützte Eingeborene diese Mühe, wenn der Marktpreis nicht
sehr lockend ist. A u f regelmässige Lieferungen wäre bei niedrigen Preisen
kaum zu rechnen, wenn der Leichtsinn der Indier den Händlern nicht eine
Handhabe b ö te ,' um sie zur Arbeit anzuhalten: man macht ihnen V o r schüsse
in Waaren oder G e ld , die sie durch Lieferungen von Bandäla aus
der eigenen Pflanzung oder durch Arbeit in der des Gläubigers tilgen müssen.
[I4i] So lange das Produkt hoch im Preise steht, geht alles ziemlich
gut, obwohl auch dann durch Unredlichkeit der Indier, Trägheit, Unwirth-
schaftlichkeit und Unfähigkeit der nicht kaufmännisch geschulten Zwischenhändler
zuweilen beträchtliche Verluste Vorkommen. Sinkt aber die
Waare bedeutend im Preise, so sucht der Indier auf jede Weise seine dann
sehr unbequeme Verpflichtung zu umgehn; der nach Prozenten berechnete
Nutzen der Zwischenhändler deckt kaum die Zinsen des geborgten Kapitals;
dennoch müssen sie liefern, da sie kein andres Mittel zur Verzinsung
ihrer Schuld besitzen. Dann führen die Indier bittre K la ge über die A g en -"
ten, die sie durch Vorschüsse unter wucherischen Bedingungen zu harter
unergiebiger Arbeit zwingen, die Agenten (gewöhnlich Kreolen und Mestizen)
klagen über die schlauen habgierigen Fremd en, die sich nicht ent-
blöden, sie, die Herren der Kolonie, in ihre Schlinge zu locken um sie zu
Grunde zu richten, die schlauen Fremden endlich verlieren beträchtliche
Kapitalien. Nachdem auf solche Weise eine der bedeutendsten Firmen
sehr hohe Summen eingebüsst, soll es den an diesem Handel vorwiegend
betheiligten Amerikanern gelungen sein dem bisher befolgten Vorschusssystem
ein Ende zu machen, selbst Magazine und Pressen an den Bezugsquellen
j m errichten, und durch ihre Kommis unmittelbar vom Produzenten
zu kaufen. Alle früher dahin zielenden Bestrebungen waren an
144) Auch bei ändern Ackerbauerzeugnissen pflegen Mestizen und Indier sich die Arbeit
ihrer Landsleute zu sichern, indem sie diesen Vorschüsse machen und sie erneuern, bevor die
alten abgetragen sind. So gerathen Unbesonnene immer tiefer in Schulden und werden that-
sächlich zu Sklaven ihrer Gläubiger, wenn es ihnen nicht gelingt, zu entfliehn. Dasselbe findet
bei Antheilkontrakten statt, wo der Grundbesitzer dem Bauer Boden, Ackergeräth und Zugvieh
zu liefern hat, oft schiesst er dann auch noch Kleidung und Nahrungsmittel für die ganze Familie
vor; bei Theilung der Ernte deckt der Antheil des Bauers nicht seine Schuld. Gesetzlich
sind die Indier freilich nur bis zu 5 Dollar haftbar, ein besonderes Gesetz verbietet überdies
ausdrücklich dergleichen wucherische Geschäfte, sie sind aber allgemein in Gebrauch,
s. S. 234 Anm. 127.