
die Hütten gezogen werden; die Heranschaffung des Rohmaterials, der
Lokaltranspört und die hohe Schiffsfracht würden den doch immer nur
mässig guten Stoff für Europa zu sehr vertheuern, wenigstens wohl auf
io £ per Tonne, während Spartogras (Lygaeum spartüm Loeffl.), das
seit einigen Jahren in steigender Menge als Papierstoff eingeführt wird,
in London nur 5 £ die Tonne kostet. [147] Einen ändern billigen Papierstoff
liefern die Kaffeesäcke aus Jute, (Corchorus capsularis). Sie dienen namentlich
zur Darstellung festen braunen Packpapiers, da es noch nicht gelingen
will, die Faser zu bleichen. Nach P. Symmonds verwenden die Vereinigten
Staaten in neuester Zeit viel Bambus. Ein sehr gutes Zeug soll die Rinde
der Adansonia digitata geben; besondere Beachtung aber verdiene der
Neu—Seeland—Flachs, da sich daraus gefertigtes Papier wegen seiner grossen
Zähigkeit vorzüglich für Werthpapiere eigne.
Es darf indessen nicht übersehen werden, dass die zur Papierbereitung
verwendeten Lumpen von Leinen- und Baumwollenstoffen, die das vorzüglichste
Papier geben, ebenfalls für die blosse Mühe des Einsammelns zu
haben sin d , dass sie die Kosten ihrer Herstellung schon in der Form von
Kleiderstoffen gedeckt, und sogar durch die Abnutzung und durch vieles
Waschen eine weitere Zubereitung erhalten haben, die sie zur Papierbereitung
geeigneter macht.
Je mehr übrigens die Papierfabrikation fortschreitet, um so mehr verdrängen
einheimische Holzfasern, namentlich Holz und S tro h , die schon
gegenwärtig recht gute Pasten g eb en , jeden aus der Ferne eingefuhrten
Rohstoff. Dass England so viel Sparto bezieht, hat wohl mit darin seinen
Grund, dass es nur sehr wenig Stroh erzeugt, weil es einen grossen Theil
seines Getreidebedarfs in Körnern vom Auslande empfängt.
147) 186z bezog England aus Spanien 156 Tons, 1863 : 18,074 t., 1866: 66,913 t., 1868:
95,000 t. Die Lumpeneinfuhr fiel von 24,000 t., 1866; auf 17,000 t., 1868. In Algier wächst
auch sehr viel Sparto (Alfa), der Transport nach Frankreich ist aber zu theuer, um es dort zu
verwenden.
FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL
DAS TAByVKMONOPOL.
Für die Regierung ist der Tabak das wichtigste aller Landesprodukte;
sie hat den Anbau der Pflanze, ihre Verarbeitung und den Debit zum
Gegenstände eines umfassenden, rücksichtslos geübten Monopols gemacht
und zieht daraus einen beträchtlichen Theil ihrer Einkünfte. [148] Soviel sich
auch gegen die Zweckmässigkeit und Moralität mancher anderer Einnahmequellen
des Kolonialbudgets (Kopfsteuer, S p iel-und Opiumpacht, Handel
mit Brantwein und Ablasscheinen) einwenden lässt, keine ist so gehässig
und verderblich wie das Tabakmonopol.
Oftmals ist im Laufe dieser Reiseberichte die Milde der spanischen
Regierung in den Philippinen gerühmt worden; in grellem Widerspruch
damit steht das Verfahren der Tabakregie: Sie nimmt den Bauern ohne
jegliche Entschädigung die Aecker, die sie zum Anbau nothwendiger Nahrungsmittel
urbar gemacht hatten, zwingt sie durch harte Körperstrafen auf
dem konfiszirten Eigenthum ein Produkt zu' bauen, das sehr viel Mühe verlangt
und unsichere Ernten g ieb t; sie klassifizirt die gewonnenen Blätter
willkürlich ohne Appell und zahlt dafür im günstigsten Fall einen von ihr
selbst festgestellten nominellen Preis — im günstigsten Fall; ein solcher ist
aber seit einer Reihe von Jahren nicht mehr vorgekommen, Spanien bleibt
jetzt regelmässig den unglücklichen Bauern jenen kärglichen Lohn Jahre
lang schuldig; die Regierung prämiirt die Beamten, die von der verarmten
148) Der englische Konsul schätzt die Einnahme aus diesem Monopol für das Jahr 1866/67
auf 8,418,939 Dollar, sämmtliche Ausgaben auf 4,519,866, den Reinertrag also auf 3,899,075
Dollar. Im Kolonialbudget für 1867 war der Gewinn am Tabäk auf 2,627,976 Dollar, die Ge-
sammtausgaben der Kolonie, nach Abzug der durch die Tabakregie veranlassten, auf 7,° 33>576
veranschlagt. Nach den amtlichen Tabellen, des Chefs der Regie, Manila 1871 betrugen die
Gesammteinnahmen der Tabakregie in den Jahren 1865/69 durchschnittlich 5,367,262 Doll.,
die wegen mangelnder Spezialrechnungen nicht genau festzustellenden Ausgaben wenigstens
4 Million Dollar, so dass nur ein Reingewinn von 1,367,262 verbleibt.
J a g o r , Philippinen. 1 7