
offiziell als Tagalinnen gelten. Dieselbe Erscheinung nimmt man in vielen
Häfen und in der Umgebung von Manila w ah r ; in Gegenden, die fast nicht
von Spaniern besucht werden, ist die Bevölkerung dunkler und von reinerer
Rasse.
Die Zahl der Schiffe, die hier Zuflucht suchten, stieg auf zehn, darunter
drei Schoner. Ein kleiner Pontin [40] versuchte jeden Morgen auszulaufen,
kaum aber hatte er sich die See draussen angesehen, als er
weider umkehrte und von den übrigen mit höhnischem Jubel begrüsst
wurde. D e r Hunger machte ihn so kühn. Die Mannschaft, die ihre
eigenen Produkte nach Manila gebracht, hatte den Erlös der Ladung verspielt
und war ohne Proviant ausgelaufen, in der Hoffnung, ihre Heimat
schnell wieder zu erreichen, was wohl auch bei günstigem Winde gelungen
wäre. Solche Fälle kommen nicht selten vor. Mehrere Eingebome mie-
then zusammen ein kleines Sch iff, laden ihre Erzeugnisse ein und fahren
sie nach Manila zum Verkaufe. Die Strasse zwischen den Inseln gleicht
einem schönen breiten Strom mit entzückenden Uferlandschaften voll kleiner
Niederlassungen. Geg enAb en d finden die Seefahrer das Wetter häufig
bedenklich und legen an, um den Morgen zu erwarten. D ie gastliche Küste
40) Von P o n t e , Verdeck, zweimastige Schiffe mit Mattensegeln von etwa 100 Tonnen.
bietet ihnen Fische, Krabben, Muscheln in Fülle, häufig auch ungehütete
Kokosnüsse; — ist sie bewohnt, um so besser. Die Gastfreundschaft zwischen
den Indiern ist sehr gross und umfassender als in Europa. Die Gäste
vertheilen sich in die einzelnen Hütten. Nach gemeinschaftlicher Mahlzeit,
bei der es nicht an Palmwein fehlt, werden die Matten auf den Boden des
Hauses ausgebreitet, die L am p e , eine grosse Schnecke mit Binsendocht,
verlöscht und Alles schläft zusammen. A ls ich einmal nach fünftägiger
Fahrt in die B ay von Manila einlief, überholten wir ein Schiffchen, das aus
derselben Gegend wie ich , abgefahren w a r , um Kokosöl nach Manila zu
bringen und sechs Monat auf seinem Argonautenzuge zugebracht hatte.
Nicht selten wird dann die Ladung in der Hauptstadt verprasst, wenn es
nicht schon unterwegs geschehn.
A ls sich der Sturm endlich g e leg t, verlassen wir Abends den Hafen
von Mariveles. V o r der Einfahrt liegt eine kleine vulkanische Felseninsel
aus säulenförmig abgesondertem Gestein von ganz auffallender Aehnlichkeit
mit der Cyclopen-Insel bei Trezza (Sizilien). Wie dort, so auch hier eine
spitze Pyramide, daneben ein kleines flaches Eiland. Wir fahren die Küste
von Cavite entlang bis zur Punta Santiago, der SW . Spitze Luzon’s, und
wenden Hann östlich, in die schöne Seestrasse e in , die im Norden durch
Luzon, im Süden durch die Bisaya-Inseln begrenzt wird. Mit Sonnenaufgang
enthüllt sich ein herrliches Bild vor unseren Augen. Im Norden erhebt
sich der Vulkan Taal über das Flachland von Batangas, im Süden die
dicht bewaldete Felsen-Küste von Mindoro (anscheinend Kalk) mit ihrem
Hafen Porto Galera, dem eine kleine davor hegende Insel als Wellenbrecher
dient. Dichte Züge von Schiffen, die den Sturm in den Bisaya-Häfen ab—
gewartet, kommen uns, auf ihrem Weg e nach Manila, entgegen.
Denn dies ist die grosse Verkehrsstrasse des Archipels, die sich von
SO . nach NW . erstreckt, und das ganze Jahr fahrbar bleibt, da sie durch
den nach SO . ausgestreckten Arm Luzon’s und die in gleicher Richtung
streichende Insel Sámar gegen den Anprall der NO. Stürme und gegen
die aus SW . durch die Bisayas geschützt ist. Die Inseln Mindóro, Panáy,
Negros, Cebú und Bojól folgen auf einander, bilden den südlichen Saum
der Strasse und bieten in ihren Zwischenräumen eben so viele nach S . geöffnete
Queergassen zur Mindoro See, die im W . von Paláuan, im O. von
Mindanao, im S . vom Sulu (Jólo)-Archipel begrenzt wird. V o r das Ost—
Ende lagern sich die Inseln Samar und L e y te die nur drei schmale Strassen
zum grossen Ozean offen lassen: die Engen von S. Bernardino, S . Juanico
und Surigáo. Mehrere grössere und unzählige kleine Inseln liegen innerhalb
dieser flüchtig angedeuteten Umrisse.
J a g o r , Philippinen. 5