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   Die Kirche  und das Convento  haben des beschränkten Raumes wegen  
 jeden  flachen  Absatz  des  Felsens  in  verschiedenen Höhen  benutzen,  sich  
 der Oertlichkeit  anbequemen  müssen  und  sind  daher,  wohl  ohne  Absicht  
 des  Erbauers,  ganz malerisch geworden. 
 Der  Ort  liegt  hüb sch,  die  Häuser  sind  aber  nicht,  wie  sonst  häufig,  
 von  kleinen  Gärten  umgeben,  es  herrscht grösser Wassermangel  und  übler  
 Geruch.  Zwei oder drei  spärliche Quellen,  fast  im Meeresniveau,  liefern  ein  
 trübe s,  brackisches  Wasser,  mit  dem  die  trägen  Leute  sich  begnügen,  so  
 lange  es  eben  ausreicht.  Wohlhabende lassen ihr Wasser von Samar holen,  
 wozu  auch  die  Aermeren  zuweilen  durch  das  Versiegen  der Quellen  gezwungen  
 werden.  Zum  Baden  reicht  das  Quellwasser  nicht  aus,  Seebäder  
 sind  nicht  beliebt,  die  Leute  sind daher  sehr  schmutzig.  Ihre Kleidung  ist  
 dieselbe wie  in  Luzon,  die  Frauen  tragen  aber  keinen T ä p i s ,   sondern  nur  
 C am i s a   [ein  kurzes,  die  Brüste  kaum  deckendes Hemd)  und  Saya,  meist  
 aus  grober,  störriger  Guinara,  die  hässliche  Falten  bildet  und  wenn  nicht  
 schwarz  gefärbt,  sehr  durchscheinend  ist.  Schmutz  und  dezentes Wesen  
 schützen  aber mehr  als  dichte  Gewänder.  Die  Bewohner  von  Läuang  stehen  
 wohl mit Recht  in  dem  R u f  sehr  träge  zu  sein.  Ihr Gewerbfleiss  beschränkt  
 sich  fast  auf  etwas  L an d b au ,  selbst  det  Fischfang wird  so  vernachlässigt, 
   dass  es  häufig  an Fischen mangelt.  Eigene Schifffahrt  ist kaum  
 vorhanden ,  obgleich  es  keine  Landstrassen  giebt.  Der Handel  wird meist  
 durch  Schiffer  aus  Catbalögan  betrieben,  die  den  Ueberschuss  der Ernten  
 gegen  andere  Erzeugnisse  eintauschen. 
 V om  Convento  überblickt  man  einen  Theil  der  Insel  Samar,  deren  
 Bergformen  die Fortsetzung  der  flachen  Schichtung  anzeigen.  In der Mitte  
 der  Landschaft  ragt  in  Entfernung  einiger Meilen  ein  in  der Geschichte  der  
 Gegend  berühmter Tafelberg  hervor.  Dorthin hatten sich die Eingeborenen  
 des  nahen  Dorfs  Paläpat,  nachdem  sie  ihren  Pfarrer,  einen  zu  lüsternen  
 Jesuitenpater |  ermordet,  zurückgezogen  und Jahre  lang mit  den  Spaniern  
 Guerillakrieg  geführt,  bis  sie  endlich  durch  Verrath  überwältigt wurden. 
 Das  Innere  der  Insel  ist  schwierig  zu  bereisen;  da  keine Weg e  vorhanden  
 sind;  die  Küsten  werden  sehr  von  Seeräubern  heimgesucht.  In  
 den  letzten  vierzehn  Tagen waren mehrere  Pontins  und vier mit  Abacä  beladene  
 Schoner  gekapert,  die  Mannschaft  zum  Theil  grausam  ermordet,  
 ihre  Leichname  zerstückelt  worden,  —   eine  Abweichung  vom  Brauch,  
 denn  gewöhnlich  werden  die  Gefangenen  während  der  Dauer  des Raubzuges  
 -zum  Rudern  benutzt  und  später  in  den  Inseln  der  Solosee  als  Sklaven  
 verkauft.  Es  war  g u t ,  dass wir  den  Piraten  nicht begegnet,  denn  obgleich  
 wir  vier  kleine  Kanonen  an  Bord  führten,  verstand  Niemand  ihre  
 Behandlung. [103] 
 Der  zur  Leitung  der Wahlen  für  die Gemeindeämter erwartete  Guver-  
 nör  sandte,  durch  Krankheit  verhindert,  einen  Stellvertreter.  Da  die  
 Wahlen  alljährlich  im  ganzen  Lande  nach  derselben  Vorschrift vollzogen  
 werden,  so mag  diese,  der  ich  beiwohnte,  als  Beispiel  beschrieben wer-  
 -den:  Sie findet  im Gemeindehaus  sta tt;  am  Tisch  sitzt  der  Guvernör  (oder  
 sein  Vertreter)!*ihm  zur  Rechten  der  Pfarrer,  links  der  Schreiber,  der  zugleich  
 Dolmetscher  ist.  Sämmtliche Cabezas de Barangay,  der Gobernador-  
 cillo  und  die  es  früher  gewesen, 
   haben  auf  Bänken  
 Platz genommen.  Es werden  
 zuerst durch  das Loos  
 je  6  von  den  Cabézas,  und  
 von  den  Gobernadorcillo’s  
 zu  Wählern  ernannt;  der  
 fungirende  Gobernadora  
 cilio  ist  der dreizehnte,  die  
 Uebrigen  verlassen  den  
 Saal.  Nachdem  der  Vorsitzende  
 die  Statuten  verlesen  
 und  die Wähler  zur  
 gewissenhaften  Erfüllung  
 ihrer  Pflicht  ermahnt,  treten  
 diese  einzeln  an  den  
 Tisch  und  schreiben  drei  
 Namen  auf  einen  Zettel. 
 Wer  die meisten Stimmen  
 h a t ,  w ird ,  wenn  weder  
 Pfarrer  noch  Wähler  begründeten  
 Einspruch  erheben, 
   sofort  zum Gob er-  
 nadorcillo  für  das  kommende  Jahr  ernannt,  vorbehaltlich  der  Bestätigung  
 der  Oberbehörde  in  Manila,  die  wohl  immer  er fo lg t,  denn  schon  der 
 103)  Kleine Schiffe,  die  keine Kanonen haben,  sollen Krüge,  mit Wasser und  den  Früchten  
 der Arenga  sacharifera  gefüllt an Bord  nehmen,  in  der Absicht mit der  ätzenden,  heftiges  
 Brennen  verursachenden  Brühe,  die  Seeräuber  bei  einem  etwaigen  Angriffe  zu  bespritzen.  
 Dumont  d’Urville  erzählt,  dass  die  Bewohner  von  Solo  bei  seinem Besuch die  Brunnen mit  
 dergleichen  Früchten  vergiftet  hatten.  Die  in  Zucker  eingemachten  Kerne  sind  ein  angenehmes  
 Konfekt. 
 Alguacil.  Gob ernadorcilio. 
 Nach der Zeichnung eines Tagalen.