fügt er hinzu, kehrten die Chinesen, trotz des Verbotes, durch Bestechung
der Guvernöre und Beamten zurück.
Noch heut werden sie des Monopolisirens beschuldigt, besonders von
den K reo len , und in der That haben sie durch Fleiss und kaufmännisches
Geschick den Kleinhandel fast ganz an sich gerissen. Der Verkauf der von
Europa eingeführten Waaren ist ausschliesslich in ihren Händen, den Aufkauf
der Kolonialprodukte in den Provinzen für die Ausfuhr theilen sie etwa
zur Hälfte mit Indiern und Mestizen, da bis jetzt nur diesen letzteren gestattet
ist, Schiffe zu halten, um die Produkte nach Manila zu führen.
1757 erwirkt der Neid der Spanier einen neuen Befehl aus Madrid zur
Vertreibung der Chinesen, 175g werden' die wiederholt ergangenen Verbannungsdekrete
ausgeführt. Da aber das Privatinteresse der Beamten mit
dem der kreolischen Krämer nicht zusammenfällt, so »strömen die Chinesen
bald wieder in unglaublicher Menge herbei« und machen bei der Invasion
der Engländer (1762) gemeinschaftliche Sache mit diesen. Deshalb
befiehlt Señor Anda*), »dass alle Chinesen in den philippinischen Inseln
aufgehängt werden sollen, welcher Befehl sehr allgemein ausgeführt wird«.**)
Die letzte grössere Chinesen-Schlächterei fand 1819 statt, als die Fremden
im Verdacht standen durch Vergiftung der Brunnen die Cholera erzeugt zu
hab en ; auch der grösste Theil der Europäer fiel damals in Manila der
Volkswuth zum Opfer, die Spanier wurden meist geschont.
Von jeher galt die Missgunst der Spanier und Kreolen besonders den
chinesischen H a n d e l s l e u t e n , die sie in der bequemen Ausbeutung des
Eingeborenen stören; daher waren die beschränkenden Gesetze besonders
gegen diese Klasse gerichtet. Zum Landbau möchte man. Chinesen wohl
zulassen, die Feindseligkeit der Indier verhindert es aber gewöhnlich.
Ein Gesetz von 1804 befiehlt alle chinesischen Handelsleute aus Manila
binnen 8 Tagen auszuweisen, nur Verheirathete dürfen in ihrem Parían einen
Laden halten. Ausschliesslich um Ackerbau zu treiben, soll ihnen der A u fenthalt
in den Provin'zen gestattet werden; Alkalden, die ihnen in ihrem
Gebiet herum zu reisen ge statten, sollen 200 D o lla r , Gobernadorcillos
25 Dollar Strafe zahlen, die betroffenen Chinesen aber 2, bezüglich 3 Jahre
Kettenstrafe erleiden.
1839 werden die Strafen gegen die Chinesen gemildert, die gegen die
Alkalden aufrecht erhalten, was auf deren Bestechlichkeit schliessen lässt.
1843 werden die chinesischen Schiffe ändern ausländischen Schiffen gleich-
*) s. folgendes Kapitel.
**) Zuniga XVI.
g e s t e l l t . (Leg. u l t . II. 476) 1850 versucht der G e n e r a l - K a p i t a n U r b i z t o n o
chinesische Ackerbau-Kolonien einzuführen,, indem er den zum Zweck des
Landbaues Einwandernden Erleichterung der Abgaben verspricht. ) Viele
Chinesen benutzen den gebotenen Vorwand um der hohen Kopfsteuer zu
entgehen, wenden sich aber gewöhnlich bald dem Handel zu.
In der neuesten Zeit werden die Chinesen nicht mehr in Massen geschlachtet
oder vertrieben; man begnügt sich damit, ihre Thatigkeit durch
drückende Steuern zu hemmen. So wurde Ende 1867 den chinesischen
Händlern in Pangasinän ausser der bisherigen Gewerbesteuer von 12 bis
100 Dollar eine Abgab e von 60 Dollar j ä h r l i c h für Beschickung der Wochen
markte aufgelegt; und ihnen zugleich befohlen, ihre Bücher fortan spanisch
zu führen (engl. Kons. Ber. 1869). »
Die Chinesen bleiben wie überall, so auch in den Philippinen, ihren
Sitten treu, ihr Christenthum, falls sie übertreten, ist nur äusserl.ch angenommen,
um zu heirathen oder aus ändern weltlichen Rücksichten. Sie
lassen es bei der Heimkehr nach China, zuweilen sammt ihrer Frau, in
Manila zurück. Sehr viele aber gründen Familien, sind gute Hausvater und
ihre Kinder bilden den unternehmendsten, (lässigsten, wohlhabendsten
Theil der stehenden Bevölkerung.
Durch den härtesten Lebenskampf in ihrer übervölkerten Heimat er
stärkt, scheinen die Chinesen unter jedem Himmelsstrich ihre Arbeitsfähig ,
keit ungeschwächt zu bewahren. Kein V o lk kommt ihnen gleich an Flejss,
Genügsamkeit, Ausdauer, Schlauheit, G e s c h i c k und Rücksichtslosigkeit in
bürgerlichen Geschäften. W o sie einmal Fuss fassen, reissen sie aUmalig
den Handel an sich. In allen Ländern Hinterindiens verdrängen sie auf
diesem Felde nicht nur die einheimischen, sondern mehr und mehr auch
ihre europäischen Mitbewerber. Nicht minder anstellig und erfolgreich sind
sie im Betriebe des Ackerbaus und der Gewerbe. •
Die Auswanderung aus dem mit Menschen überfüllten Riesenreich hat
kaum begonnen, ist sie erst einmal in Fluss gekommen, so wird sie sich
als ein gewaltiger Strom zunächst über die tropischen Lander des Ostens
ergiessen, und alle kleinlichen Schranken fortschwemmen, die Neid oder
ohnmächtige Vorsicht ihr entgegenstellen. ¡.• '
A u f dem hinterindischen Festlande, in der Südsee, im indischen A r
chipel in den Südstaaten Amerika’s scheinen die Chinesen bestimmt, mit
der Zeit jedes andere Element zu verdrängen, oder fruchtbare Mischrassen
zu bilden, denen sie ihren Stempel aufdrucken.
*) Autos acordados II. 272. 279