
10 GESCHICHTE
essbare Vogelnester und Häute eingeführt wurden.*) Auch mit Japan,
Cambodia, Siam, [“ ] den Molukken und dem malayischen Archipel standen
die Inseln in Verkehr; de Barros erwähnt Schiffe von Luzon, die 1 5 1 1
Mälacca besuchten.**)
Durch die grössere Sicherheit, die mit den Spaniern ins Land kam,
mehr noch durch den von ihnen eröffneten Verkehr mit Amerika und
mittelbar mit Europa, nahm der Handel schnell zu und erstreckte sich
über Vorder-Indien bis an den persischen Meerbusen. Manila wurde zum
Stapelplatz für die Erzeugnisse Ostasiens und befrachtete damit die Galeo-
nen, die von 1565 an nach Neu-Spanien (zuerst nach Navidad, von 1602
ab nach Acapulco) fuhren und als Rückfracht vorzüglich Silber brachten. [12]
Die Kaufleute in Neu-Spanien und Peru fanden diesen Handel gleichfalls
so vortheilhaft, dass dadurch der Einfuhr aus dem Mutterlande, dessen
Fabrikate gegen die indischen Baumwollen und die chinesischen Seidenstoffe
nicht konkurriren konnten, grösser Abbruch geschah. Die verwöhnten
Monopolisten von Sevilla verlangten daher das Aufgeben der
Kolonie***), die jährlich beträchtlicher Zuschüsse bedurfte, das Mutterland
in der Ausbeutung der amerikanischen Besitzungen hinderte, und das
Silber aus den Reichen Sr. Majestät in die Hände der Heiden gelangen
jiess. Schon der Gründung der Kolonie hatten sie grosse Hindernisse in
den W e g gelegt, f) Jenes Verlangen scheiterte aber an dem Ehrgeiz der
Krone und am Einfluss der Geistlichkeit; doch wurde, den damals allgemein
gültigen Ansichten durchaus entsprechend f f ) , zu Gunsten des
Mutterlandes den Kaufleuten von Peru und Neu-Spanien verboten, Waaren
aus China unmittelbar oder über Manila zu beziehen. Den Bewohnern
der Philippinen allein blieb gestattet, chinesische Waaren in Amerika cm-.
*) Ein interessantes Verzeichniss der zu jener Zeit von den Chinesen eingeführten Waaren
findet sich im Anhang.
**) Berghaus Geo-hydrogr. Memoir.
***) Grav. No. 6.
jj Vgl. Kottenkamp I. 1594-
f j j Gestützt auf Leyes de India l a u. 6a, C. 4, L. 9.
n ) Schon damals gingen grosse Mengen kleiner Muscheln (Cypraea moneta) nach Siam,
wo sie noch heut als Münze dienen. i
12) Manila wurde erst 1571 gegründet, aber schon 1565 glückte es Urdaneta, Legaspis
Steuermann, den Rückweg durch das Stille Meer zu finden, indem er in höheren nördlichen
Breiten N.W. Winde aufsuchte. Genau genommen war übrigens Urdaneta nicht der Erste,
dem die Rückfahrt gelang; denn eines der fünf Schiffe Legaspi’s, unter dem Befehl Don
Alonso de Arellano’s , das einen Mulatten, Lope Martin, als Steuermann an Bord hatte,
trennte sich von der Flotte, nachdem diese die Inseln erreicht, und kehrte nach Neu-
Spanien auf einem nördlichen Kurs zurück, um die für diese Entdeckung ausgesetzte Belohnung
zu verdienen, was durch das baldige Eintreffen Urdaneta s vereitelt wurde.
DES HANDELS.
zuführen, aber nur bis zum Werthe von 250,000 Doll, jährlich, die Rückfracht
ward auf 500,000 Doll', beschränkt. [13]
Später wurde erstere Summe auf 300,000 Doll, mit entsprechender
Rückfracht erhöht, den Spaniern aber untersagt, China zu besuchen, so
dass sie die Ankunft der Junken abwarten mussten. 1720 endlich wurden
chinesische Stoffe in allen spanischen Besitzungen beider Welttheile gänzlich
verboten. Eine Verordnung von 1734 (mit Zusätzen von 1769) gestattete
den Handel mit China a u fs Neue und erhöhte das Werthmaximum
der Fracht nach Acapulco auf 500,000 Doll., die Rückfracht auf 1,000,000
Doll. Silber.
Nachdem endlich die auf Kosten der Staatskasse erhaltene Nao von
Acapulco ihre Reisen eingestellt (die letzte Galeon verliess Manila 1811
und kehrte 1815 von Acapulco zurück), wurde der Handel mit Amerika
durch Kauffahrer betrieben, denen 1820 erlaubt ward, bis zu 750,oooDoll.
jährlich aus den Philippinen auszuführen und ausser Acapulco auch San
Blas, Guayaquil und Calläo anzulaufen. Dieses Zugeständniss war aber
nicht ausreichend, um den Philippinischen Handel für seine durch den A b fall
Mexico’s von Spanien erlittenen Verluste zu entschädigen. Die Besitznahme
Manila’s durch die Engländer (1762) hatte die Bewohner mit G e -
werbserzeugnissen bekannt gemacht, welche ihnen die Einfuhren von
China und Indien nicht bieten konnten. Um der Nachfrage zu genügen,
wurden Ende 1764 spanische Kriegsschiffe mit Produkten der spanischen
Industrie [Wein, Esswaaren, Hüte, T u ch e , Kurzwaaren und Luxusgegenstände)
nach der Kolonie gesandt.
Die an den bequemen Acapulco-Handel gewöhnten Manila-Kaufleute
sträubten sich aber gewaltig gegen diese Neuerung, obgleich sie gute Geschäfte
dabei machten; denn die Krone kaufte die indischen und chinesischen
Waaren für die Rückfracht in Manila doppelt so theuer als an den
Ursprungsorten. 1784 traf das letzte jener Schiffe ein.*)
Europäischen Fahrzeugen war nach der englischen Invasion streng
verboten, Manila zu besuchen; da dieses aber die indischen Waaren nicht
| entbehren mochte und sie nicht durch eigne Schiffe holen konnte, so wur-
| den sie in englischen und französischen Böden eingeführt, die einen türki-
| sehen Namen und einen indischen Schein-Kapitän erhielten.**)
*) Informe Hist. 2.
**) Informe I. 4. 6 .
13) Zueftt wurde nur die Einfuhr durch Festsetzung eines Werthmaximums beschränkt,
[ die Manila-Kaufleute halfen sich durch Angabe viel zu geringer Werthe 5 um diesem Miss-
I brauch ein Ende zu machen, wurde ein Maximum für Silberausfuhr festgesetzt. Nach Mas
| (Inforfne I, 3, 60) betrug aber das geschmuggelte Silber sechs bis acht Mal soviel.