wohner wohl längst ausgerottet. Trotz dieser nachbarlichen Beziehungen
hatten sie doch noch viel von ihrem ursprünglichen Wesen bewahrt. Die
Männer waren nackt bis auf ein Schamband, die Weiber gleichfalls oder
trugen einen Schurz, von der Hüfte bis zum Knie reichend.[b2] In dem
grössten Rancho waren die Frauen sehr dezent, nach A r t der Indianerinnen
bekleidet. Ihr Hausrath bestand aus Bambusgeräth, Kokosschalen, einem
irdenen Kochtopf, Bogen und Pfeilen- Bei letzteren, die sehr sorgfältig gearbeitet
, war der Schaft aus R o h r , die Spitze aus einem scharfen Bambusschnitt
oder aus Palmenholz, dreispitzig oder einspitzig; im letzteren
Fall war um die Spitze oft eine spirale Rinne eingeschnitten; zur Schweinejagd
werden vergiftete Pfeile mit eiserner Spitze benutzt. Obgleich die
Ygorroten nicht Christen sind, hatten sie ihre Hütten mit Kreuzen, verziert,
die ihnen als Talismane dienen. Wenn'sie nichts nützten, meinte eine Alte ,
würden die Castilas sie nicht überall anbringen. [63] Die grösste der von
mir besuchten Rancherien stand unter einem Kapitän, der aber nur wenig
Macht hatte. A u f meinen Wunsch rief er einige nackte Bursche herbei, die
müssig auf Baumstämmen hockten. Sie gehorchten ihm erst nach langen
Erörterungen. Kleine Geschenke, messingene Ohrringe und Kämme für
die Frauen, Zigarren für die Männer gewannen leicht ihre Gunst.
Nach einem vergeblichen Versuch den Y riga von hier aus bis zum Gipfel
zu besteigen, ging ich um seinen Südwestrand nach Buhi im Südwinkel des
Buhi-See’s. Zehn Minuten nach der Abreise von Yriga kommt man an eine
Stelle, wo der Boden unter dem Hufschlag hohl klingt. Unzählige kleine,
im Mittel 50 Fuss hohe Hügel erheben sich aus der Ebene. Im Norden erblickt
man den grossen Krater des Y r ig a , dessen dem See zugewendete
Ostseite eingestürzt ist. Von Y riga her erscheint der Vulkan als ein geschlossener
Kegel. Der See hat etwa 1 Meilen Umfang. D ie Hügel bestehn
an dieser Stelle aus B a sa lt, bei Buhi aus grobgeschichteten Rapilli,
die Schichten fallen gegen den Yriga ein, der NW. davon liegt. V on einem
der höchsten der Basalthügel betrachtet, sieht es aus als wären diese
kleinen Anhöhen Ueberreste eines grossen ehemaligen Kraters, der, vielleicht
durch Erdbeben zertrümmert, später durch Erosion in diese zahlreichen
kleinen Kuppen umgestaltet wurde.
62) Genau eben so fand Pigafetta die Musikmädchen des Königs von Cebu ganz nackt
oder mit einem Schurz aus Baumrinde bekleidet (S. 82). Die Hofdamen trugen ausser Hut
und kurzem Schleier nur ein kleines Schamband. (S. 89.) •" ^ • .
63) Aus denselben Gründen haben vielleicht die Chinesen bei ihrem ersten Verkehr mit
den Portugiesen den später wieder aufgegebenen Gebrauch der Kreuze angenommen. Pigafetta
(187) bemerkt: Die Chinesen sind weiss und tragen Kleider, sie essen von Tischen, wie
wir. Sie haben Kreuze, man weiss aber nicht wozu.