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 letzten-passt  aber  recht  auf  sie ;  der  erste  kommt  eigentlich  Stämmen  im  
 Norden der Insel  zu,  die  fiir Mischlinge von Chinesen und Indiern  gelten. [6I]  
 Cimarron,  französisch  Marron,  den  amerikanischen  Sklavenkolonien  entlehnt, 
   bezeichnet  dort  einen  entsprungenen  in  Freiheit  lebenden  Negersklaven, 
   hier  einen Eingeborenen,  welcher die Bequemlichkeiten des  Dorfes  
 sammt  seinen  Steuern und  Frohnden gegen die Entbehrungen und  die  Unabhängigkeit  
 des  Lebens  in  der Wildniss  vertauscht  hat.  Die  Bezeichnung  
 Remontado  (remonté)  erklärt  sich  selbst  und  ist  gleichbedeutend mit  Cimarron. 
   D a   der  Gegensatz  zwischen  jenen  beiden  Zuständen wegen  der  
 Milde  des Klimas  und  der  Bedürfnisslosigkeit  der  Eingeborenen  nicht  entfernt  
 so  gross  ist,  als  er  bei  uns  sein  würde,  so  kommen  solche  Rücktritte  
 öfter  v o r ,  als man  glauben  so llte ,  gewöhnlich  in  Folge  eines  Vergehens  
 oder  einer  unbequemen  S ch u ld ,  zuweilen  aus  blossem  Widerwillen  gegen  
 Kopfsteuer  und  Frohndienste.  Der  Indier  hat  eine  ausgesprochene Neigung, 
   sich  aus  den  Puéblos  in  die  Einsamkeit  zurückzuziehn,  auf  seinem  
 Felde  zu  wohnen;  und  nur  dem  vereinten  Eifer  der  für  die  Kopfsteuer  
 haftbaren  Dorfältesten  und  der  Geistlichen,  die,  abgesehn  von  ändern  
 Interessen,  auch  ihre  nach  der  Kopfzahl  berechneten  Stipendien  zu  berücksichtigen  
 h a b en ,  gelingt  es  zu  verhindern,  dass  sich  die  Puéblos  in  
 Visitas,  diese in Ranchos auflösen.  Nachdem der Verkehr in ändern Ranchos  
 desselben  Berges  meine  ersten  Eindrücke  bekräftigt,  möchte  ich  die  unabhängigen  
 Bewohner  des  Y riga   für  Mischlinge  von  Indiern  und Negritos  
 halten.  Die Hautfarbe  ist  dunkelbraun,  nicht  schwarz,  wohl  nicht  dunkler  
 als  bei  Indianern,  die  sich  der Sonne sehr aussetzen.  Einige,  aber durchaus  
 nicht Alle,  haben krauses Haar.  Während  sowohl die in grösseren  Truppen  
 zusammenlebenden Negritos  wie  die  von mir  vereinzelt  bei  Angat und Ma-  
 rivéles  angetroffenen  keinen  Ackerbau  treiben,  fast ohne Obdach im Freien  
 hausen,  sich  von  spontanen Naturerzeugnissen nähren*),  wohnen  die H albwilden  
 des  Y r ig a   in  bequemen  Hütten  und  bauen  verschiedene  Knollengewächse  
 und  etwas  Zuckerrohr.  Reine Negritos  kommen,  so  weit meine  
 Erkundigungen  reichen,  in  Camarines  nicht  vor.  Ein  zum  grossen  Theil  
 dicht  bevölkertes  Gebiet,  aus  dem  sich  die  höheren  Berge  nur  in  einzelnen  
 Kuppen  erheben,  dürfte wohl  kaum  für  ein  herumschweifendes  Jägerleben  
 ohne  Feldbau  die  erforderlichen  Bedingungen  darbieten. 
 Die  wenigen  Ranchos  des  Y riga   sind  sehr  zugänglich,  sie  stehn  im  
 freundschaftlichsten  Verkehr mit  den  Indiern;  ändern Falls wären  ihre Be*) 
   S.  Semper 52. 
 61)  Dr.  Semper,  der  sie nach  eigner Anschauung  schildert  (Skizzen  57),  scheint bei  den  
 Ygorroten  eine  solche Mischung nicht  anzunehmen. 
 Rancho  auf  dem  Abhänge  des  Yr iga