
106 NIEDERLASSUNG VON WILDEN.
letzten-passt aber recht auf sie ; der erste kommt eigentlich Stämmen im
Norden der Insel zu, die fiir Mischlinge von Chinesen und Indiern gelten. [6I]
Cimarron, französisch Marron, den amerikanischen Sklavenkolonien entlehnt,
bezeichnet dort einen entsprungenen in Freiheit lebenden Negersklaven,
hier einen Eingeborenen, welcher die Bequemlichkeiten des Dorfes
sammt seinen Steuern und Frohnden gegen die Entbehrungen und die Unabhängigkeit
des Lebens in der Wildniss vertauscht hat. Die Bezeichnung
Remontado (remonté) erklärt sich selbst und ist gleichbedeutend mit Cimarron.
D a der Gegensatz zwischen jenen beiden Zuständen wegen der
Milde des Klimas und der Bedürfnisslosigkeit der Eingeborenen nicht entfernt
so gross ist, als er bei uns sein würde, so kommen solche Rücktritte
öfter v o r , als man glauben so llte , gewöhnlich in Folge eines Vergehens
oder einer unbequemen S ch u ld , zuweilen aus blossem Widerwillen gegen
Kopfsteuer und Frohndienste. Der Indier hat eine ausgesprochene Neigung,
sich aus den Puéblos in die Einsamkeit zurückzuziehn, auf seinem
Felde zu wohnen; und nur dem vereinten Eifer der für die Kopfsteuer
haftbaren Dorfältesten und der Geistlichen, die, abgesehn von ändern
Interessen, auch ihre nach der Kopfzahl berechneten Stipendien zu berücksichtigen
h a b en , gelingt es zu verhindern, dass sich die Puéblos in
Visitas, diese in Ranchos auflösen. Nachdem der Verkehr in ändern Ranchos
desselben Berges meine ersten Eindrücke bekräftigt, möchte ich die unabhängigen
Bewohner des Y riga für Mischlinge von Indiern und Negritos
halten. Die Hautfarbe ist dunkelbraun, nicht schwarz, wohl nicht dunkler
als bei Indianern, die sich der Sonne sehr aussetzen. Einige, aber durchaus
nicht Alle, haben krauses Haar. Während sowohl die in grösseren Truppen
zusammenlebenden Negritos wie die von mir vereinzelt bei Angat und Ma-
rivéles angetroffenen keinen Ackerbau treiben, fast ohne Obdach im Freien
hausen, sich von spontanen Naturerzeugnissen nähren*), wohnen die H albwilden
des Y r ig a in bequemen Hütten und bauen verschiedene Knollengewächse
und etwas Zuckerrohr. Reine Negritos kommen, so weit meine
Erkundigungen reichen, in Camarines nicht vor. Ein zum grossen Theil
dicht bevölkertes Gebiet, aus dem sich die höheren Berge nur in einzelnen
Kuppen erheben, dürfte wohl kaum für ein herumschweifendes Jägerleben
ohne Feldbau die erforderlichen Bedingungen darbieten.
Die wenigen Ranchos des Y riga sind sehr zugänglich, sie stehn im
freundschaftlichsten Verkehr mit den Indiern; ändern Falls wären ihre Be*)
S. Semper 52.
61) Dr. Semper, der sie nach eigner Anschauung schildert (Skizzen 57), scheint bei den
Ygorroten eine solche Mischung nicht anzunehmen.
Rancho auf dem Abhänge des Yr iga