
138 HÖHLEN IM YAMTIK.
den Rücksichten eingeschärft. [80] Eine der Hauptregeln war, in der Höhle
keinen Gegenstand zu nennen, ohne hinzuzufugen: »Herrn Calapnitan’s«,
also nicht schlechtweg: Flinte, Fackel, sondern Herrn C s Flinte, F a c k e l. .
Tausend §chritt davon liegt eine andre Höhle »San Vicente«, welche dieselben
Insekten, aber eine andre A r t Fledermäuse enthält. Beide Höhlen
waren nur von geringer Ausdehnung, in Libmänan hatte man mir aber von
einer sehr grossen Tropfsteinhöhle gesprochen, deren Beschreibung, trotz
aller beigemischten Erdichtungen, wirkliche Anschauung zu Grunde liegen
musste. Die Führer stellten sich unwissend. Erst nach zweitägigem Herum—
irren und vielen Erörterungen entschlossen sie sich, da ich auf meinem
Vorhaben bestand, zu dem W agniss, und geleiteten mich zu meinem grossen
Erstaunen nach Calapnitans Höhle zurück, von welcher eine enge, durch
einen Felsenvorsprung verborgene Spalte in eine der allerprachtvollsten
Tropfsteinhöhlen der Welt fuhrt. Ihr Boden ist überall fest und bequem zu
betreten, meist trocken. Sie läuft in viele Zweige aus, deren Gesammtlänge
wahrscheinlich über eine Meile beträgt, und machte die Beschreibung, dass
sie ganze Reihen von Königssälen und Kathedralen mit Säulen, Kanzeln
und Altären enthalte, nicht zu Schanden. Knochen oder andre Reste was«
ren darin nicht zu finden. Meine Absicht später mit Arbeitern zurückzu—
kehren um planmässig nachzugraben kam nicht zur Ausführung.
Den Gipfel des Berges zu erreichen, auf dem ein See befindlich sein
soll, »wo käme sonst das Wasser her?« gelang mir nicht. Zwei Tagq versuchten
wir mit grossen Anstrengungen von verschiedenen Seiten durch
den dichten Wald zu dringen, der Führer, der in Libmänan dem Cura versichert
hatte, den W e g zu wissen, erklärte jetzt das Gegentheil. Ich liess
den bisher Unbelasteten nun zur Strafe einen Theil des Gepäcks tragen,
an der nächsten Wendung des Pfades aber warf er es ab und entsprang,
so dass wir zur Umkehr gezwungen wurden. In diesen Wäldern sind
Hirsche und Wildschweine sehr häufig. Sie bildeten den Hauptbestandt
e i l unserer Malzeiten, zu denen sich, im Anfang unseres Zuges, bis gegen
30 Personen einfanden, die angeblich in den Zwischenzeiten Schnecken und
Insekten mit erfolglosem Eifer für mich suchten.
Bei meiner Abreise aus Daräga hatte ich einen muntern kleinen Jungen
mitgenommen, der »Beruf zum Naturforscher« fühlte. In Libmänan
kam er plötzlidh abhanden, mit ihm zugleich ein Bund Schlüssel. Alles
Suchen war vergebens. E r war direkt nach Naga ge g ang en , hatte sich,
80) Calapnit, tagal. und b icol: die Fledermaus, Calapnitan also wohl; Herr der Fledermäuse.
REISE NACH NORD-CAMARINES. 139
durch Vorzeigen der entwendeten Schlüssel legitimirt, vom Mayordomo
meines Gastfreundes einen weissen Filzhut ausliefern lassen und war damit
verschwunden. Schon einmal hatte ich ihn, mit dem Hut sich im Spiegel
bewundernd, stehn sehn. Die Versuchung war zu gross für ihn gewesen.
Anfang März hatte ich das Vergnügen den Administrador von Camarines
und einen spanischen Oberst, die über Daet und Mauban zur Hauptstadt
reisten, nach Nord-Camarines zu begleiten. Um 5 Nachm. verliessen
wir Butúngan am Bicolfluss, 2 Leguas unterhalb Naga, in einer Falúa von
12 Rudern, mit einem Sechspfünder und zwei Vierpfündern ausgerüstet,
von Bewaffneten begleitet, und erreichten Cabusäo, am Ausfluss des Bicol,
bald nach 6, von wo wir gegen 9 in See gingen. Die Falúa gehörte der
Steuerverwaltung und hatte im Verein mit einer ändern, unter dem Befehl
des Alkalden, die Nordküste der Provinz gegen Schmuggler und Seeräuber
zu schützen, die in dieser Jahreszeit in den Schlupfwinkeln der B ay von
San Miguel herum zu liegen pflegen. Zwei ähnliche Kanonenboote versahn
den Dienst an der Südküste der Provinz.
Die Ufer des Bicolflusses sind auf beiden Seiten flach, und dehnen sich
zu weiten Reisfeldern aus ; im Osten sieht man gleichzeitig die schönen
Vulkane Mayon, Yriga, Malinao und Ysarog.
Gebirge Bacacáy von der Barre von Daet.
Mit Tagesanbruch erreichten wir die Barre von Daet und nach zweistündigem
Marsche die gleichnamige Hauptstadt der Provinz Nord-Camarines
, wo wir im Hause des Alkalden, eines gebildeten Navarresen, vortreffliche
Aufnahme fanden. |— Nur der zahme A ffe , der auch die Gäste
seines Herrn bewillkommnen sollte, wandte ihnen mit angelernter unhöflicher
Geberde den Rücken und ging auf die Thür zu. Da stellte der Mayordomo
einen Spiritusflakon mit einer kleinen giftlosen Schlange auf die Schwelle,
schnell sprang der Affe zurück und verbarg sich zitternd hinter seinem
Herrn.
Abends- war B a ll, es waren aber keine Tänzer vorhanden, einige eingeladene
Indierinnen sassen im besten Putz schüchtern an einem Ende des
Saales und tanzten mit einander, wenn sie dazu aufgefordert wurden,
ohne von den Spaniern beachtet zu werden, die sich am ändern Ende unterhielten,