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 den  Rücksichten  eingeschärft. [80]  Eine  der Hauptregeln  war,  in  der Höhle  
 keinen  Gegenstand  zu  nennen,  ohne  hinzuzufugen:  »Herrn  Calapnitan’s«,  
 also  nicht  schlechtweg:  Flinte,  Fackel,  sondern Herrn  C s  Flinte,  F a c k e l.  .  
 Tausend  §chritt  davon  liegt  eine  andre Höhle  »San  Vicente«,  welche  dieselben  
 Insekten,  aber  eine  andre  A r t  Fledermäuse  enthält.  Beide Höhlen  
 waren  nur  von  geringer Ausdehnung,  in  Libmänan  hatte man mir aber  von  
 einer  sehr  grossen  Tropfsteinhöhle  gesprochen,  deren  Beschreibung,  trotz  
 aller  beigemischten  Erdichtungen,  wirkliche Anschauung  zu  Grunde  liegen  
 musste.  Die Führer stellten  sich unwissend.  Erst nach zweitägigem Herum—  
 irren  und  vielen  Erörterungen  entschlossen  sie  sich,  da  ich  auf  meinem  
 Vorhaben bestand,  zu dem W agniss,  und geleiteten mich zu meinem grossen  
 Erstaunen  nach  Calapnitans  Höhle  zurück,  von  welcher  eine  enge,  durch  
 einen  Felsenvorsprung  verborgene  Spalte  in  eine  der  allerprachtvollsten  
 Tropfsteinhöhlen  der Welt  fuhrt.  Ihr Boden  ist überall  fest  und bequem  zu  
 betreten,  meist trocken.  Sie läuft in viele Zweige aus,  deren Gesammtlänge  
 wahrscheinlich  über  eine Meile  beträgt,  und machte  die Beschreibung,  dass  
 sie  ganze  Reihen  von  Königssälen  und  Kathedralen mit  Säulen,  Kanzeln  
 und  Altären  enthalte,  nicht  zu  Schanden.  Knochen  oder  andre Reste  was«  
 ren  darin  nicht  zu  finden.  Meine  Absicht  später mit  Arbeitern  zurückzu—  
 kehren  um  planmässig  nachzugraben kam  nicht  zur Ausführung. 
 Den  Gipfel  des  Berges  zu  erreichen,  auf  dem  ein  See  befindlich  sein  
 soll,  »wo  käme  sonst  das Wasser  her?«  gelang mir  nicht.  Zwei  Tagq  versuchten  
 wir  mit  grossen  Anstrengungen  von  verschiedenen  Seiten  durch  
 den  dichten Wald  zu  dringen,  der Führer,  der  in  Libmänan  dem  Cura  versichert  
 hatte,  den W e g   zu wissen,  erklärte  jetzt  das  Gegentheil.  Ich  liess  
 den  bisher  Unbelasteten  nun  zur  Strafe  einen  Theil  des  Gepäcks  tragen,  
 an  der  nächsten  Wendung  des  Pfades  aber warf  er  es  ab  und  entsprang,  
 so  dass  wir  zur  Umkehr  gezwungen  wurden.  In  diesen  Wäldern  sind  
 Hirsche  und  Wildschweine  sehr  häufig.  Sie  bildeten  den Hauptbestandt 
 e i l   unserer Malzeiten,  zu denen  sich,  im Anfang unseres Zuges,  bis  gegen  
 30  Personen  einfanden,  die  angeblich  in  den Zwischenzeiten  Schnecken und  
 Insekten  mit  erfolglosem  Eifer  für mich  suchten. 
 Bei  meiner Abreise  aus  Daräga  hatte  ich  einen  muntern  kleinen  Jungen  
 mitgenommen,  der  »Beruf  zum  Naturforscher«  fühlte.  In  Libmänan  
 kam  er  plötzlidh  abhanden,  mit  ihm  zugleich  ein  Bund  Schlüssel.  Alles  
 Suchen war  vergebens.  E r   war  direkt  nach  Naga  ge g ang en ,  hatte  sich, 
 80)  Calapnit,  tagal.  und  b icol:  die  Fledermaus,  Calapnitan  also  wohl; Herr  der Fledermäuse. 
 REISE  NACH  NORD-CAMARINES. 139 
 durch  Vorzeigen  der  entwendeten  Schlüssel  legitimirt,  vom  Mayordomo  
 meines  Gastfreundes  einen  weissen  Filzhut  ausliefern  lassen  und war  damit  
 verschwunden.  Schon  einmal  hatte  ich  ihn,  mit  dem  Hut  sich  im  Spiegel  
 bewundernd,  stehn  sehn.  Die  Versuchung war  zu  gross  für  ihn  gewesen. 
 Anfang März  hatte  ich  das Vergnügen  den  Administrador  von  Camarines  
 und  einen  spanischen  Oberst,  die  über Daet  und Mauban  zur Hauptstadt  
 reisten,  nach Nord-Camarines  zu  begleiten.  Um  5 Nachm.  verliessen  
 wir  Butúngan  am  Bicolfluss,  2  Leguas  unterhalb  Naga,  in  einer  Falúa von  
 12  Rudern,  mit  einem  Sechspfünder  und  zwei  Vierpfündern  ausgerüstet,  
 von  Bewaffneten  begleitet,  und  erreichten  Cabusäo,  am Ausfluss  des  Bicol,  
 bald  nach  6,  von  wo  wir  gegen  9  in  See  gingen.  Die  Falúa  gehörte  der  
 Steuerverwaltung  und  hatte  im  Verein  mit  einer  ändern,  unter  dem  Befehl  
 des Alkalden,  die Nordküste der  Provinz  gegen Schmuggler  und Seeräuber  
 zu  schützen,  die  in  dieser  Jahreszeit  in  den  Schlupfwinkeln  der  B ay   von  
 San Miguel  herum zu  liegen  pflegen.  Zwei ähnliche Kanonenboote versahn  
 den  Dienst  an  der  Südküste  der  Provinz. 
 Die Ufer des Bicolflusses  sind  auf beiden Seiten  flach,  und  dehnen  sich  
 zu  weiten  Reisfeldern  aus ;  im  Osten  sieht  man  gleichzeitig  die  schönen  
 Vulkane Mayon,  Yriga,  Malinao  und  Ysarog. 
 Gebirge  Bacacáy  von  der Barre von Daet. 
 Mit  Tagesanbruch  erreichten  wir  die  Barre  von Daet  und  nach  zweistündigem  
 Marsche  die  gleichnamige Hauptstadt der Provinz Nord-Camarines  
 ,  wo  wir  im  Hause  des  Alkalden,  eines  gebildeten Navarresen,  vortreffliche  
 Aufnahme  fanden.  |—  Nur  der  zahme  A ffe ,  der  auch  die  Gäste  
 seines Herrn bewillkommnen sollte, wandte ihnen mit angelernter unhöflicher  
 Geberde  den Rücken  und  ging auf die  Thür  zu.  Da stellte der Mayordomo  
 einen  Spiritusflakon  mit  einer  kleinen  giftlosen  Schlange  auf die  Schwelle,  
 schnell  sprang  der  Affe  zurück  und  verbarg  sich  zitternd  hinter  seinem  
 Herrn. 
 Abends- war B a ll,  es waren  aber  keine  Tänzer  vorhanden,  einige  eingeladene  
 Indierinnen  sassen  im  besten  Putz  schüchtern  an  einem  Ende  des  
 Saales  und  tanzten  mit  einander,  wenn  sie  dazu  aufgefordert  wurden,  
 ohne  von  den  Spaniern  beachtet  zu  werden,  die  sich  am  ändern Ende  unterhielten,